Teufelsflut
Schulter vorbei. Der Schütze musste sich irgendwo zwischen den Bäumen versteckt halten.
Nield, der im nächsten Wagen saß, wusste sofort, was los war, und schaltete ebenfalls den Motor und die Scheinwerfer aus. Auch Newman hielt an und tat dasselbe. Trudy war mit einem Schlag hellwach und hatte auch gleich ihre Pistole in der Hand. Tweed sah sie erstaunt an.
»Ich habe ein Geräusch gehört, wie von einer Kugel auf Metall.
Wahrscheinlich hat jemand auf Marlers Wagen geschossen. Ich gehe nach vorn und helfe ihm.«
»Nein, Sie bleiben bitte im Auto«, erwiderte Tweed in freundlichem Ton.
»Die beiden werden schon selber damit fertig.«
Ein weiteres Mal hatte ihn Trudys kaltblütige Reaktion überrascht. Er musste daran denken, wie sie auf der Treppe im Chateau de l’Air gestanden und auf die Leiche von Bancroft hinabgeschaut hatte, die wie ein Haufen alter Lumpen am Fuß der Stufen gelegen hatte. Trudy hatte ganz ruhig das leere Magazin aus ihrer Waffe genommen und ein neues hineingesteckt. Sie war durch und durch ein Profi.
»Sie sind rechts den Hang hinauf«, sagte Newman. »Ich schlage vor, wir steigen aus und verstecken uns hinter dem Wagen. Tweed und Paula, Sie sollten nicht auf Ihrer Seite aussteigen. Krabbeln Sie nach links und benutzen sie die Türen auf der Fahrerseite.«
Marler, der beim zweiten Schuss das Mündungsfeuer In einem der Bäume gesehen hatte, arbeitete sich langsam durch den Wald nach oben.
Dabei hielt er sein Armalite so, dass er daraus jederzeit einen Feuerstoß abgeben konnte. Butler war irgendwo rechts von ihm zwischen den Bäumen verschwunden.
Butler stieg In einem weiten Kreis den Berg hinauf. Das Mondlicht drang durch das Geäst und beleuchtete den Boden vor seinen Füßen, sodass er das trockene Laub vom Vorjahr umgehen konnte, dessen Rascheln ihn möglicherweise dem Scharfschützen verraten hätte. Stattdessen trat er auf weiche Moospolster, die seine Schritte bis zur Unhörbarkeit dämpften. Als er rechter Hand das Plätschern von Wasser hörte, ging er darauf zu.
Er kam an einen kleinen Bach, der zwischen großen Steinen munter dahinfloss. Manche der Steine waren so flach, dass Butler trockenen Fußes auf die andere Seiten laufen konnte. Bei seinem weiteren Aufstieg hielt er sich nahe am Wasser, dessen Plätschern das Geräusch seiner Schritte übertönte.
Je näher er dem Bergkamm kam, desto mehr Mondlicht drang durchs Geäst. Dadurch kam Butler jetzt sogar noch schneller voran. Mit schussbereiter Waffe in der Hand blickte er nach links, wo sich irgendwo der Scharfschütze versteckt halten musste. Er sorgte sich etwas um Marler, der den Gegner ja frontal angegangen war. Hier im Wald war es bitterkalt, aber Butler machte das nichts aus. Im Gegenteil, die Kälte schärfte ihm die Sinne. Mit Genugtuung stellte er fest, dass der Lauf des Baches jetzt einen Bogen nach links machte und sich damit der Position des Scharfschützen näherte.
Unerwartet rasch erreichte er den Bergkamm, von dem aus er einen herrlichen Blick auf die vom Mondlicht beschienene Landschaft auf der anderen Seite hatte. Geduckt lief er ein paar Schritte auf dem Kamm entlang, dann blieb er plötzlich stehen. Dreißig Meter unter sich hatte er eine Bewegung wahrgenommen. Hinter einem Baumstamm kauerte eine Gestalt mit einem Gewehr, dessen Mündung den Berg hinabzeigte.
Vorsichtig pirschte sich Butler von hinten an die Gestalt heran, wobei er darauf achtete, nicht das leiseste Geräusch zu machen. Als er nur noch ein paar Meter von dem Scharfschützen entfernt war, sah er zu seinem Entsetzen, wie Marler jenem direkt ins Schussfeld lief. Butler geriet darüber aber nicht in Panik, sondern setzte seinen lautlosen Abstieg fort. Als der Scharfschütze schließlich sein Gewehr hob und sorgfältig zielte, wusste Butler, dass er Marler im Visier hatte.
Butler, der jetzt unmittelbar hinter dem Scharfschützen stand, hob seine Walther und drückte ab. Die Kugel traf den Mann in den Hinterkopf und riss ihm den halben Schädel weg. Als Butler sich über den nach vorn zusammengesackten Toten beugte, entdeckte er an dessen zerschmettertem Kopf die Reste eines grünen Stirnbandes.
»Warum sind die nur so wild auf Grün?«, murmelte er.
»Vielen Dank, Sie haben mir das Leben gerettet«, sagte Marler, der den Hang heraufgekommen war und sich nun ebenfalls über den Toten beugte. Butler packte das Stirnband an einer Stelle, die noch nicht vom Blut durchtränkt war, und löste es vorsichtig von dem zertrümmerten
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