Teufelsflut
das sah, rannte er ihm hinterher.
»Der Minister wünscht Sie zu sprechen. Und zwar
sofort.«
»Ziehen Sie Leine«, sagte Newman.
»Wo wollen Sie denn hin, zum Teufel noch mal?«, herrschte Harrington, der inzwischen ebenfalls kehrtgemacht hatte, Tweed an.
»Hinauf in meine Suite«, antwortete Tweed ruhig, ohne stehen zu bleiben. »Ich möchte mich gern duschen und eine Kleinigkeit essen. Und dann gönne ich mir noch einen Drink, bevor ich wieder nach unten komme.«
»Ich habe
stundenlang
auf Sie gewartet«, fauchte Harrington, »während Sie irgendwo in der Weltgeschichte herumgegondelt sind.«
»Ich bezweifle, dass Sie gern mitgegondelt wären«, sagte Tweed.
»Vermutlich hätten Sie vor lauter Angst den Verstand verloren.«
»Der Herr Minister wünscht auf der Stelle mit Ihnen zu konferieren«, sagte Diplock in seinem überheblichen Tonfall und fasste Tweed dabei am Arm. »Wenn ich Sie wäre, würde ich seinem Wunsch entsprechen.«
Newman trat auf Diplock zu und nahm dessen Hand von Tweeds Arm.
»Wenn Sie ihn noch einmal anfassen, breche ich Ihnen die Knochen«, sagte er wutentbrannt.
Diplock trat einen Schritt zurück. Er hatte sichtlich Angst vor Newman und wusste offenbar nicht, wie er sich weiter verhalten sollte. Besonders peinlich schien ihm zu sein, dass Harrington die Zurechtweisung mit angesehen hatte.
»Wir sehen uns dann in einer Stunde«, sagte Tweed und trat in den Aufzug.
Als Tweed seine Suite aufsperrte, kam auf einmal Arthur Beck den Gang entlang. Tweed bat ihn herein und sagte Paula und Newman, dass sie sich ihnen anschließen sollten. Nachdem er seine Kollegen nach ihren Wünschen gefragt hatte, rief er beim Zimmerservice an.
»Wir hätten gern dreimal Rührei, einen doppelten Scotch und zwei Brandy mit Soda. Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn man die Sachen so schnell wie möglich heraufbringen würde. Vielen Dank.« Tweed legte auf. »Setzen Sie sich doch, Arthur«, sagte er. »Es tut mir Leid, dass wir so lange gebraucht haben. Und danken Sie dem Himmel, dass Sie hier in der Schweiz so gut wie keine Regierung haben.«
»Ich hatte bereits das zweifelhafte Vergnügen, einen Ihrer Minister kennen zu lernen«, sagte Beck, während er sich auf einem der Sofas niederließ. »Aber immer der Reihe nach.« Er erhob sich wieder, ging hinüber zu Paula und küsste sie auf beide Wangen. »Willkommen in Genf.«
»Danke, Arthur. Ich freue mich, Sie wieder zu sehen.«
Die beiden kommen wirklich gut miteinander aus, dachte Tweed. Und zwar seit ihrer ersten Begegnung. Das gefällt mir.
»Wie geht es eigentlich Trudy?«, fragte er Paula. »Ich konnte gar nicht mehr mit ihr reden, weil dieser Harrington plötzlich über mich hergefallen ist.«
»Sie ist sehr müde und wollte nur noch ins Bett. Ich habe ihr geraten, genau das zu tun. Ansonsten scheint sie guten Mutes zu sein.«
»Das klingt gut«, sagte Tweed und wandte sich an Beck. »Also, Arthur, Sie sind dran.«
Beck, der schmal gebaut und etwa so groß wie Tweed war, hatte lebhafte Augen, graues Haar, eine hohe Stirn und einen exakt gestutzten Schnurrbart. Der Chef der Schweizerischen Bundespolizei verfügte über eine dynamische Persönlichkeit und war mit seiner ausgesuchten Höflichkeit Tweed, Paula und Newman gleichermaßen sympathisch.
»Das Erste, was ich Ihnen mitteilen muss, wird Sie vielleicht erschrecken«, sagte er in fließendem Englisch. »Es verdichten sich in letzter Zeit gewisse Gerüchte – die ich persönlich übrigens ziemlich glaubhaft finde –, dass Ali, der sich an die Spitze eines wichtigen arabischen Staates geputscht hat, Goslar dreihundert Milliarden Pfund für seine Waffe zahlen will.«
»Dreihundert
Milliarden«,
wiederholte Paula ungläubig. »Sind Sie sicher, dass es nicht Millionen waren?«
»Milliarden«, sagte Beck. »Und noch dazu Pfund, nicht Dollar. Der Preis für Rohöl ist zwar in letzter Zeit gefallen, aber dieser Ali watet praktisch in dem Zeug. Er kann es sich leisten, solche irrsinnigen Summen auszugeben.«
»Dann muss die Waffe also fertig zur Auslieferung sein«, sagte Tweed.
»Oder zumindest fast fertig.«
»Damit haben Sie vermutlich Recht. Die Schonzeit ist vorbei. Aber ich habe Ihnen noch mehr zu berichten. Aus zuverlässigen Quellen habe ich erfahren, dass hundert Milliarden Pfund bereits auf ein Sperrkonto bei der Züricher Crédit Suisse eingezahlt wurden. Sie werden sofort freigegeben, sobald Ali die Waffe erhalten hat.
»Dann haben wir nicht mehr viel Zeit.«
»Wie ich
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