Teufelsflut
ganz. Vor sieben Monaten war er auf eigene Faust in Kuwait, weil er herausfinden wollte, was Saddam Hussein Neues im Schilde führt. Er hat mir per Kurier die Nachricht zukommen lassen, dass Saddam auf der Suche nach einer ultimativen Waffe sei, was immer das bedeuten mag. Ich habe die Nachricht zu den Akten gelegt.«
»Wissen Sie, was Burgoyne danach gemacht hat?«
»Ich habe gehört, dass er sich nach Dartmoor zurückgezogen hat. In eine Ortschaft namens Rydford am Ende der Welt. Passt irgendwie zu seinem Charakter. Seine Pension wird auf eine Bank in London überwiesen.«
»Ist das alles?«
»Ich kann Ihnen auch noch etwas Positives erzählen, Tweed. Burgoyne hat ein paar spektakuläre Aktionen durchgezogen, die ein anderer nicht einmal im Traum gewagt hätte. Besonders draufgängerisch – und effektiv – war er im Golfkrieg. Er hat uns Informationen über Saddams Präsidentengarde verschafft, die zu einer Änderung unserer gesamten Strategie geführt haben. Leider darf ich Ihnen keine Einzelheiten erzählen.«
»Haben Sie in letzter Zeit etwas von Burgoyne gehört?«
»Kein Sterbenswörtchen. Er ist nun mal ein Einzelgänger. Aber im Großen und Ganzen kann ich über ihn sagen, dass er ein hervorragender Geheimdienstoffizier war. Wenn ich es mir recht überlege, dann sind Sie genau der Typ Vorgesetzter, von dem er sich etwas sagen lässt. Sie haben die Persönlichkeit dazu, Tweed.
Wir sollten uns übrigens bei Gelegenheit mal wieder auf einen Drink treffen.«
»Machen wir.«
Tweed legte auf und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Dann erzählte er den anderen Wort für Wort, was Gerrard ihm gesagt hatte. Newman fuhr sich mit der Hand durch sein blondes Haar.
»Ich bin beeindruckt. Normalerweise lassen diese Typen vom Verteidigungsministerium kein gutes Haar an ihren eigenen Leuten.«
»Wir brauchen Verstärkung«, sagte Paula. »Und Burgoyne kommt mir dynamisch und intelligent vor.«
»Da stimme ich Ihnen zu«, sagte Tweed. »Aber ich frage mich, wo wohl dieses Rydford liegt.«
»Schon gefunden«, verkündete Paula, die eine Landkarte auf ihrem Schreibtisch ausgebreitet hatte. »Es ist ein winziger Ort in der Nähe der Straße von Moretonhampstead nach Princeton. Liegt direkt unterhalb von Hangman’s Tor.«
»Was heißt denn Tor in diesem Zusammenhang?«, fragte Butler.
»So nennt man in Devon und Cornwall einen steilen, felsigen Berg. In der Gegend, in der Burgoynes Haus steht, gibt es eine ganze Reihe davon.«
Das Telefon klingelte. Tweed rollte mit den Augen. Monica ging ran und blickte hinüber zu Tweed.
»Sie erraten nie, wer Sie ganz dringend sprechen will.«
»Ich möchte gar nicht raten.«
»Serena Cavendish. Ein Ferngespräch.«
»Geben Sie sie mir. – Serena? Sie haben mich sitzen gelassen«, sagte er mit kühler Stimme.
»Haben Sie denn meine Nachricht nicht erhalten? Ich habe sie einer Kellnerin gegeben, zusammen mit einem dicken Trinkgeld.«
»Ja, ich habe Ihre Nachricht bekommen. Aber Sie hätten es mir auch persönlich sagen können.«
»Ich hatte panische Angst. Ich habe gesehen, wie ein Mann mich von einem der Nebentische aus beobachtet hat. Da habe ich durchgedreht.«
»Warum haben Sie nicht darauf vertraut, dass ich Sie beschütze?«
»Ich konnte einfach nicht mehr klar denken.«
»Beschreiben Sie mir den Mann.«
»Jetzt nicht. Ich habe es furchtbar eilig. Aber ich muss Ihnen etwas im Zusammenhang mit Appledore erzählen. Können wir uns morgen in Paris treffen?«
»Morgen geht es auf keinen Fall. Vielleicht übermorgen. Oder noch einen Tag später. Wie kann ich Sie verständigen, wann ich es schaffe?«
»Haben Sie etwas zum Schreiben? Dann notieren Sie sich die folgende Nummer… Verstanden? Gut. Ein Mann wird am Telefon sein. Es ist der Besitzer eines kleinen Cafes gegenüber meiner Wohnung. Sagen Sie ihm, Sie seien Maurice und wollten mit Yvonne sprechen. Er wird mich dann ans Telefon holen. Das dürfte eigentlich nicht länger als ein paar Minuten dauern. Versuchen Sie, zwischen neun Uhr früh und zwölf Uhr mittags anzurufen. Sie werden es nicht bereuen.«
»Von wo aus rufen Sie jetzt an?«
»Aus Brüssel. Sie klingen so unfreundlich, Tweed, aber wenn Sie erst einmal mit mir gesprochen haben, werden Sie froh sein, dass Sie auf meinen Vorschlag eingegangen sind. Aber jetzt muss ich los. Machen Sie’s gut…«
Tweed legte auf, wartete einen Augenblick und hob wieder ab. Er verlangte die Auslandsvermittlung.
»Vermittlung? Ich habe gerade einen Anruf vom
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