Teufelsflut
der einzigen anderen Tür im Erdgeschoß. Er war sich sicher, dass sie in Madame Markovs Wohnung führte.
»Die Tür ist abgeschlossen«, sagte er zu Paula, die mit ihrer Browning in der Hand hinter ihm stand. »Das tut sie vermutlich immer, bevor sie nach oben geht, um in den Zimmern ihrer Mieter nach dem Rechten zu sehen. Also, gehen wir auch nach oben.«
»Ich gehe voran.«
»Nein.«
»Dann nehmen Sie wenigstens meine Browning.«
Um Paula einen Gefallen zu tun, nahm Tweed die Pistole und stieg dann, nachdem er die Waffe automatisch überprüft hatte, langsam die Treppe hinauf. Die Tür im dritten Stock stand offen. Paula drängte sich an Tweed vorbei in das Zimmer und blieb abrupt stehen.
»O nein!«
Newman wirbelte herum, ergriff Paula bei den Unterarmen und führte sie wieder hinaus auf den Treppenabsatz. Aber es war zu spät. Paula hatte die grausige Szene bereits gesehen. Das Wandbett war heruntergeklappt, und darauf lag auf dem Rücken der leblose Körper von Madame Markov, der jemand ein großes Kissen über Kopf und Hals gelegt hatte. Newman ließ Paula los, blockierte aber den Eingang zu dem Zimmer.
»Man hat sie erstickt«, flüsterte Paula mit tonloser Stimme. »Aber warum ist das Kissen voller Blut?«
»Bleiben Sie bei ihr«, sagte Tweed zu Newman, bevor er das Zimmer betrat.
Bis auf das heruntergeklappte Bett und die Tote darauf war alles noch so, wie sie es verlassen hatten. Burgoyne machte ein düsteres Gesicht. Er packte Tweed am Arm und zog ihn auf die gegenüberliegende Seite des Tisches, an dem Tweed seine Pantomime aufgeführt hatte.
»Er ist im Papierkorb«, sagte Burgoyne.
Tweed blickte unter den Tisch und sah dann den Abfalleimer aus Metall, in dem Madame Markovs Kopf lag. Das zuvor noch ordentlich hochgesteckte Haar war völlig durcheinander. Offenbar hatte der Mörder den Kopf an den Haaren gepackt und zu dem Abfalleimer getragen, was man auch an einer Blutspur auf dem Fußboden erkennen konnte.
»Berühren Sie nichts!«, befahl Tweed. »Wir müssen nicht erst unter das Kissen sehen, um zu wissen, was darunter ist. Und jetzt lassen Sie uns so schnell wie möglich von hier verschwinden.«
Auf der Treppe bot Newman seiner Kollegin Paula den Arm an.
»Ich brauche keine Hilfe«, fauchte sie. »Ich fühle mich nicht schwach.
Und sagen Sie nur bloß nicht, dass ich keine Fingerabdrücke hinterlassen soll. Ich habe als Erste meine Handschuhe angezogen.«
Newman gab keine Antwort und folgte Paula, die mit einer Hand am Geländer langsam die Treppe hinabstieg. Als sie unten im Gang war, ging sie gleich hinaus auf die Straße. Tweed folgte ihr und sah sich um.
Die Straße war leer.
»Zurück ins Hotel«, befahl er.
Paula ging stumm neben ihm, während Burgoyne voraus und Newman hinterdrein gingen. Im Gehen warf Burgoyne einen Blick in jedes Fenster, an dem sie vorbeikamen. Er wollte wohl sichergehen, dass sie nicht von irgendwelchen neugierigen Nachbarn beäugt wurden.
»Jetzt geht es mir wieder besser«, sagte Paula, als sie sich dem Hotel näherten.
Burgoyne ließ sich zurückfallen und sagte etwas zu Tweed. Diesmal lächelte er nicht.
»Ich bleibe noch eine Weile draußen und halte die Augen offen. In der Nähe der Oper gibt es einen Laden, in dem ich mir eine Zeitung kaufen kann. So was ist immer eine gute Tarnung. Ich komme dann ins Hotel nach.«
»Bis später«, sagte Tweed mit einem seltsamen Ton in der Stimme.
Als Burgoyne fort war, bemerkte Paula, dass Tweed wie ein Schlafwandler ging. Sein Gesicht war aschfahl. Sie hakte sich bei ihm unter und drückte seinen Arm.
»Alles in Ordnung?«
»Natürlich.«
Newman hatte den kurzen Wortwechsel mitbekommen und trat an die beiden heran. Er warf einen kurzen Bück auf Tweed, sagte aber nichts, bis sie das Hotel betraten.
»Ich gehe jetzt auf mein Zimmer und mache mich ein bisschen frisch.
Vielleicht springe ich auch kurz unter die Dusche. Ich komme dann später zu Ihnen.«
Nachdem Newman gegangen war, tauchte auf einmal Bäte auf.
»Tweed, alter Junge, ich muss Ihnen ein paar Fragen stellen«, sagte er.
»Wir sind in offiziellem Auftrag hier, vergessen Sie das nicht. Wie wäre es mit einem kleinen Snack in der Bar?«
»Zum Teufel mit Ihnen, Bäte«, fauchte Tweed. »Und zum Teufel mit Ihren albernen Fragen.«
»Den wären wir los«, sagte Paula lächelnd, als sie wieder in Tweeds Suite waren.
»Mit Bäte werde ich jederzeit fertig. Und hier in Paris gleich dreimal.«
»Der Mord an Madame Markov ist Ihnen wohl sehr
Weitere Kostenlose Bücher