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Teufelsfrucht

Teufelsfrucht

Titel: Teufelsfrucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hillenbrand
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Xavier. Wenn ich Pekka richtig verstanden habe, dann ist dir etwas zugeflogen, was ein ausgebildeter Karpologe, also ich, sich einmal ansehen soll.«
    »So ist es. Ich habe dieses Zeug noch nie zuvor gesehen«, sagte Kieffer und stellte eine kleine Kühltasche vor sich auf den Tisch. »Der Großteil der Probe, die ich noch habe, ist hier drin. Ich habe sie aus den Tupperschüsseln herausgenommen, in denen sie sich ursprünglich befand. Dann habe ich alles in Ziploc-Beutel umgefüllt und auf Eis gelegt. Ich hoffe, das war die richtige Vorgehensweise.«
    Scheuerle neigte den Kopf zur Seite, zog eine Packung Zigarillos aus der Tasche und steckte sich einen an. »Das sollte zumindest dafür gesorgt haben, dass uns der Kladderadatsch nicht sofort vergammelt. Okay, ich sehe mir das gleich im Labor an.« Scheuerle musterte Kieffer mit zusammengekniffenen Augen. »Wo kommt das Zeug her?«
    Kieffer schaute zu Vatanen hinüber. »Ich würde das lieber nicht …«
    »Lieber Xavier, der Hintergrund interessiert mich eigentlich nicht. Aber zumindest die allgemeinen Umstände müsste ich kennen, das könnte mir helfen, die Sache schneller einzugrenzen.«
    Kieffer nickte, das leuchtete ihm ein. »Es handelt sich um eine Frucht, soweit ich das beurteilen kann. Allerdings um eine, die ich noch nie in meinem Leben gesehen habe. Sie stammt von einem anderen Koch, aus dessen Küche. Dort befand sie sich in Vorratsbehältern – für die weitere Zubereitung präpariert, also in Stücke geschnitten, ein Teil auch püriert oder verkocht. Woher der andere Koch die Frucht hatte, das weiß ich nicht.«
    »Okay.« Scheuerle deutete auf die Kühltasche. Kieffer schob sie zu ihm hinüber. Der Wissenschaftler öffnete sie und warf einen Blick auf die insgesamt sechs Beutelchen, die dort zwischen mehreren Kühlelementen lagen.
    »Noch eine Frage. Was ist so aufregend an dieser gelblichen Frucht? Wenn ihr Karpologen wärt, dann könnte ich vielleicht verstehen, dass ihr angesichts dieser Entdeckung ganz aus dem Häuschen seid. Aber ich nehme an, ihr seid nicht scharf auf den Entdeckerruhm, oder? Ihr hofft vermutlich nicht, dass die Frucht nach euch benannt wird – Mangifera kieffera oder so was.« Er kicherte vergnügt. »Was also ist so toll daran?«
    Einige Sekunden herrschte Stille. Dann sagte Kieffer: »Sie … schmeckt gut.«
    »Okay, aber …«
    »Entschuldigung, ich drücke mich nicht klar genug aus. Diese Frucht oder genauer gesagt alles, was man mit ihr würzt, schmeckt großartig. Fantastisch.«
    Klaus Scheuerle schaute skeptisch auf die gelblichen Würfel in Kieffers Kühltasche. Kieffer konnte ihm das nicht verdenken. Die Fruchtstücke waren bereits matschig und an den Ecken bräunlich verfärbt. In einem normalen Haushalt wäre der Inhalt der Plastikbeutel umgehend in der Biotonne gelandet.
    »Klaus, wie Pekka dir erzählt hat, bin ich Koch. Ich habe viele Jahre in der Gastronomie gearbeitet, die meiste Zeit davon in Sternerestaurants. Folglich habe ich eine ganze Menge leckere Sachen gegessen. Man könnte sogar sagen, dass ich so ziemlich alles probiert habe, was ein an gutem Essen interessierter Mensch in seinem Leben kosten sollte.
    Ich kenne das betörende Aroma weißer Alba-Trüffelaus dem Piemont, die völlig zu Recht über 15 000 Euro je Kilo kosten. Ich habe bretonische Austern geschlürft, die der Fischer erst Minuten zuvor aus dem Wasser geholt hatte.
    Ich habe ein perfektes Soufflé von Paul Bocuse genossen. Und einmal, da habe ich mit meinem Kollegen Paul Perrain eine daube zubereitet, einen südfranzösischen Schmortopf, den wir dreieinhalb Tage lang in einer casserole haben vor sich hin köcheln lassen. Ich dachte bislang, diese daube sei das Leckerste, was ich in meinem ganzen Leben gegessen habe.«
    Kieffer zeigte auf die Kühltasche. »Aber das ist überhaupt nichts gegen dieses Zeug. Dagegen ist meine daube ein Mikrowellengericht. Diese Frucht macht jedes Mahl zu einem Festessen. Und sie schmeckt jedes Mal anders. Sie akzentuiert, verfeinert, verbessert. Ich habe sie für Braten, Suppen und Eintöpfe verwendet, und es war jedes Mal eine Offenbarung. Sogar bei schnöden Bratkartoffeln.«
    »Es stimmt«, schaltete sich Vatanen ein. »Ich habe sie auch probiert, Klaus. Dieses Zeug ist anscheinend eine Art Aromaverstärker. Es war unglaublich. Eine Geschmacksexplosion.«
    Kieffer erzählte Scheuerle mit stockender Stimme von seinem mehr als 24-stündigen Kochexperiment, von seinen Fehlversuchen und von seiner Vermutung,

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