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Teufelsfrucht

Teufelsfrucht

Titel: Teufelsfrucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hillenbrand
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herumexperimentiert hatte?
    »Es kann noch ein paar Tage dauern, befürchte ich. Aber wenn es zu viel wird, können wir Hilfe holen, Claudine. Kennst du einen Koch, der etwas taugt?«
    »Ja, mir fällt schon jemand ein. Vielleicht Wolfgang aus dem Uelzécht? Der will da weg.«
    Kieffer nickte, klopfte auf den Tisch und stand auf. Eigentlich war eine weitere Küchenkraft zu teuer, aber darüber würde er sich später Gedanken machen.
    Er ging in sein Büro, checkte zunächst seine E-Mails und notierte sich die Telefonnummer, die Esteban ihm geschickt hatte. Sie hatte eine US -Vorwahl. Wenn er richtig informiert war, handelte es sich um eine Westküstennummer. Dann wählte er. Am anderen Ende meldete sich eine Frau.
    »Westwood Properties, guten Tag. Mein Name ist Sharon, wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Guten Tag, mein Name ist Xavier Kieffer, ich rufe aus Luxemburg an.«
    Als die Dame am anderen Ende nicht reagierte, fügte er hinzu: »Aus Europa.«
    »Oh, Europa, fantastisch. Und wen wollen Sie sprechen, Zavi?«
    Kieffer verzichtete darauf, sie zu korrigieren. »Ich suche nach einem Herrn Aaron Keitel. Eigentlich dachte ich, dies wäre seine Büronummer.«
    »Sie sind beim Empfang gelandet, Zavi. Ich spreche das korrekt aus, oder? Bitte warten Sie einen Moment, ich checke das Firmenverzeichnis.«
    Bevor er etwas erwidern konnte, schallten ihm die Beach Boys entgegen. Etwa zwei Minuten lang hing er in der Warteschleife, bis Sharon ihn erlöste.
    »Okay, Zavi, ich habe das für Sie überprüft. Wir hatten hier eine Firma namens Food Sleuth, Besitzer: Aaron Keitel, aber die sind weg. Haben keine Telefonweiterleitung eingerichtet, deshalb sind Sie zu uns durchgerutscht.«
    »Wie meinen Sie das, weg? Wo genau sitzen Sie eigentlich?«
    Sharon sprach nun betont langsam, als ob sie mit einem begriffsstutzigen Kind rede. »Westwood Properties ist ein Bürokomplex in Burbank, Zavi. Sie wissen, wo Burbank ist?«
    »Nein, nicht so genau.«
    »Das ist in L. A. In Los Angeles, das ist eine sehr große Stadt in Kalifornien.«
    »Ja, davon habe ich schon gehört, Sharon.« Falls sie seinen Sarkasmus bemerkte, ließ sie sich nichts anmerken. »Und Mister Keitel hatte in Ihrem Gebäude ein Büro gemietet?«
    »Suite 9802 A. Aber vor zwei Tagen ist die Firma ausgezogen.«
    »Ausgezogen? Wohin denn?«
    »Ich bin leider nicht befugt, darüber Auskunft zu geben.«
    »Gibt es denn eine neue Adresse oder eine Telefonnummer, die Sie mir geben könnten, Sharon?«
    »Es tut mir außerordentlich leid, Zavi, aber auch dazu bin ich nicht befugt. Wenn unsere Mieter dies nicht ausdrücklich wünschen, sind wir nicht autorisiert, diese Informationen Dritten zur Verfügung zu stellen.«
    »Ich verstehe. Vielen Dank.«
    »Vielen Dank für Ihren Anruf bei Westwood Properties. Ich wünsche Ihnen weiterhin einen großartigen Tag.« Dann legte sie auf.
    »Leck méch dach«, fluchte Kieffer. Er überlegte einen Moment und gab dann in einer Internet-Suchmaschine Keitels Namen und Food Sleuth ein, fand jedoch nichts. Danach schrieb er zwei E-Mails – eine an Scheuerle in Hohenheim und eine an Vatanen. Beide wies er auf Keitel hin. Vielleicht hatten der Professor oder der EU -Beamte eine Idee, wo man etwas über den Mann herausfinden könnte.

[Menü]
    18
    Am nächsten Morgen fuhr Kieffer auf den Großmarkt und begab sich danach zum Kirchberg. Ihm war aufgefallen, wie wohl er sich in den neuen Kleidungsstücken fühlte, die er für sein erstes Treffen mit Valérie Gabin gekauft hatte. Deshalb wollte er sich in einem Shoppingcenter im Europaviertel komplett neu ausstaffieren.
    Kieffer hatte sich nie viel aus Klamotten gemacht. In seiner Jugend war er ein Jeans-und-Parka-Typ gewesen, und seitdem war in Sachen Modebewusstsein bei ihm nichts Nennenswertes mehr passiert. In der Küche trug er stets Holzpantinen, eine karierte Hose und eine schlichte schwarze Kochjacke. Außerhalb seines Restaurants sah er, wie Vatanen einmal angemerkt hatte, »wie ein flämischer Gemüsehändler aus«. Kieffer fragte sich, was Vatanen denn wohl von ihm erwartete. Er schleppte nun mal ständig Kisten mit erdverkrustetem Biogemüse durch die Gegend oder fuhr in seinem alten Lieferwagen Mehlsäcke und Schweinehälften spazieren. Da bot sich feine Kleidung eben nicht gerade an. Jeans und Pullunder waren aus Vernunftgründen meist die beste Wahl.
    Bei einer Inventur seines Kleiderschranks hatte Kieffer dann aber doch konstatieren müssen, dass er es mit seiner Junggesellennummer

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