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Teufelsherz (German Edition)

Teufelsherz (German Edition)

Titel: Teufelsherz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Qunaj
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die Augen in den Kopf gebrannt. Vorsicht, Glatteis!
    »Hey Emily.« Wills Blick wanderte zwischen ihr und der Straße hin und her. »Alles klar mit dir?«
    »Was? Ja, natürlich.« Vorsicht . Dieses Wort. Es war, als wäre es nur für sie bestimmt gewesen. Eine Botschaft? Nein, das war lächerlich. Sie wurde allmählich paranoid. Es war verflucht eisig an diesem Morgen, und natürlich gab es am Straßenrand das ein oder andere Schild. Auch wenn sie sich nicht erinnern konnte, dieses Schild jemals gesehen zu haben. »Mir ist nur eingefallen, dass wir schon bald Winter haben. Das ist alles.« Sie ließ sich zurück in den Sitz sinken und rutschte so weit wie möglich nach unten. Am liebsten wollte sie sich nur noch verkriechen. Keine Schilder mehr. Sie würde sich nicht mehr verrückt machen lassen.
    Aber sie hatte diesen Plan ohne ihren Schutzengel, ihr Unterbewusstsein oder was auch immer gemacht, denn sie waren kaum in der Schule angekommen, da stolperte sie buchstäblich über einen kniehohen, aufklappbaren Aufsteller, der auf Rutschgefahr hinwies. Der Anblick dieser schreiend gelben Warnung hätte sie beinahe loskreischen lassen, und scheinbar unbewusst packte sie Wills Arm und hielt sich daran fest. Doch damit war es nicht genug. Auf dem Weg zum Spind prangte ein Messingschild mit der Aufschrift Vorsicht, Stufe an der Wand. Der Absatz war so lächerlich gering, dass man kaum von einer Stufe sprechen konnte. Da müsste man schon ein ziemlicher Trottel sein, um an dieser Stelle zu stolpern.
    »Ist das schon immer hier gewesen?« Sie zerrte hektisch an Wills Jacke und konnte kaum noch atmen. Wie bei einem aufgeschreckten Huhn zuckte ihr Kopf in alle Richtungen, als lauerte hinter der nächsten Ecke ein Axtmörder oder schlimmer: Eine weitere Warnung!
    »Das Schild da?« Will zog seinen rechten Mundwinkel etwas zur Seite, wie er es immer machte, wenn er nachdachte. »Keine Ahnung«, stellte er schließlich fest und sah sie durch die schwarzen Brillengläser an. »Bist heute wohl ein wenig nervös, was?«
    »Ein wenig.« Den Blick stur geradeaus gerichtet und mit imaginären Scheuklappen ging sie geradewegs zu ihrem Schrank, der sich auf einmal ganz leicht öffnen ließ, und warf panisch ihre Sachen hinein.
    Du bildest dir das alles ein, versuchte sie sich zu beruhigen. Das sind ganz normale Hinweisschilder. Du bist eben jeden Tag daran vorbeigegangen, ohne sie zu bemerken.
    »Ein Erste-Hilfe-Kurs. Super, den brauch ich ohnehin für den Führerschein.«
    Emily schnappte nach Luft und fuhr so schnell herum, dass sie beinahe gegen die Schranktür geknallt wäre. Auf der anderen Seite standen ein paar Schüler vor dem schwarzen Brett und trugen sich gerade für die Teilnahme am Erste-Hilfe-Kurs ein, der dort mit einem großen Plakat angekündigt wurde.
    Ihre Hände begannen zu zittern, sie hatte größte Mühe, das Englischbuch festzuhalten.
    Wie viele Zufälle konnte es eigentlich geben?
    »Du siehst wirklich schlecht aus, Emily. Sicher, dass du schon fit für die Schule bist?«
    Sie brauchte ein paar Sekunden, um den Blick von den Schülern abzuwenden und sich zu Will umzudrehen, der, die Hände unter die Rucksackträger geschoben, neben ihr stand.
    »Ich bin nur müde.« Mit etwas zu viel Kraft schlug sie die Schranktür zu und ging an ihm vorbei. Will hatte mit seinen langen Beinen natürlich keine Probleme, ihr im Eilschritt in die Klasse zu folgen, und doch spürte sie seine Blicke, während sie es weiterhin vermied, nach rechts oder links zu sehen, und sich einen Weg zwischen den anderen Schülern hindurchbahnte.
    In der Englischstunde behielt sie diese Methode bei und starrte verbissen auf das Buch vor sich, während sich Mrs Jenkins in die Elternzeit verabschiedete und den Unterricht mit Vokabelwettkämpfen gestaltete, aus denen Emily sich tunlichst heraushielt. Stattdessen widmete sie sich wieder ihrem Zeichenblock, auch wenn sie diesmal wieder auf das Motiv der Kronberge zurückgriff. Wills Fragen, weshalb sie einen gut aussehenden jungen Mann zeichnete, konnte sie nicht gebrauchen. Besser gesagt, einen Engel, der in ihrem Kopf herumspukte.
    Und nicht nur in ihrem Kopf spukte es. Diese Erkenntnis traf sie spätestens im Physikunterricht, als Mrs Lennings mit einem Stapel Flugblätter hereinspaziert kam und die Klasse aus aktuellem Anlass über ein Sicherheitstraining informierte. Der Winter stehe schließlich vor der Tür, und besonders die Fahranfänger sollten lernen, sich den riskanten

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