Teufelsherz (German Edition)
atmend richtete sie sich auf und starrte den mit Rost befleckten Hahn an, aus dem nun friedlich das Wasser plätscherte, als wäre es ihr nicht soeben in einer Fontäne ins Gesicht geklatscht – gerade so, als hätte jemand in den Strahl gegriffen, um sie anzuspritzen.
»Wirklich sehr witzig.« Sie begutachtete verärgert den nassen Pullover und tupfte sich das Gesicht mit einem Papierhandtuch ab. »Oh ja. Ich muss schon sagen. Das war sehr erwachsen.«
Sie konnte immer noch nichts hören, aber sie wusste , dass er jetzt vor sich hin kicherte. Teufel.
***
Emily musste zugeben, dass es gemischte Gefühle waren, die sie nachts wachhielten. Es gab keinen Zweifel an seiner Existenz, und doch war da immer noch eine Stimme in ihrem Inneren, die ihr sagte, dass das alles nicht real sein konnte. Auch wenn der Wunsch, diesem Wichtigtuer ordentlich die Meinung zu sagen, stärker war. Blieb nur zu hoffen, dass sie ihm erneut begegnen würde.
Es war immer dasselbe. Sie wollte schlafen und konnte es nicht. Die halbe Nacht warf sie sich von einer Seite zur anderen, versuchte sich Schäfchenwolken vorzustellen oder bis Tausend zu zählen. Nichts half. Die Wut auf ihren Schutzengel wich langsam, aber sicher der Wut, nicht schlafen zu können, und nach Mitternacht schlug sie in leise Verzweiflung um. Sie wollte unbedingt zurück in diesen Traum. Sie wollte mit ihm sprechen, mehr über ihn erfahren. Sich endlich hundertprozentig sicher sein, dass er Wirklichkeit war. Denn würde sie diese Nacht wirklich wieder diesen Park besuchen, konnte das nicht dem Zufall zugeschrieben werden. Wieso hatte sie immer noch Zweifel? Es war kein Zufall. Das wusste sie doch bereits.
Es war zwei Uhr vierundzwanzig, als sie auf ihr Handy blickte und sich stöhnend herumwälzte. Es war die letzte Überprüfung der Uhrzeit, denn wenig später fand sie sich inmitten der Gänseblümchen wieder.
Erleichterung und Freude über die erhoffte Wiederkehr ließen keinen Platz für Zorn, auch nicht, als sie ihren Schutzengel auf dem Ast sitzen sah, genauso wie beim letzten Mal.
Er grinste sie an, mit so frech funkelnden Augen, dass sie sich eigentlich ärgern müsste, aber dieser Ausdruck eines Bengels, der noch grün hinter den Ohren war, machte es schwer, ein Lächeln zu unterdrücken.
Ungerührt – was ein hohes Maß an Selbstbeherrschung erforderte – schlenderte sie auf ihn zu und setzte sich wieder ihm gegenüber auf die Schaukel. Er ließ sie nicht aus den Augen und verfolgte jede ihrer Bewegungen. Zu einem Kommentar ließ er sich jedoch nicht hinreißen, während er sie so unverschämt angrinste.
»Das Glatteiswarnschild war übrigens sehr gelungen«, sagte sie schließlich, da sie das Schweigen nicht mehr aushielt.
»Danke.« Er ließ seinen Blick weiterhin wirken.
»Gegen Ende war es dann aber doch etwas übertrieben.«
Jetzt verzog er sein Gesicht zu einer bemüht zerknirschten Miene und rieb sich mit der Hand über das Kinn. »Ich gestehe, es ist etwas mit mir durchgegangen«, sagte er seufzend. »Aber deine Reaktionen waren einfach zu köstlich.«
»Ich freue mich, deiner Erheiterung gedient zu haben.«
»Ach, komm schon.« Er beugte sich etwas zu ihr vor. »Es hat dir doch auch Spaß gemacht.« Das darauf folgende Zwinkern war zu viel. Was glaubte er, wer er war? Casanova? Nein, nicht mit ihr. So leicht ließ sie sich nicht einlullen.
»Ganz und gar nicht«, erwiderte sie vielleicht etwas zu spitz, doch immerhin konnte sie seinen Blick gelassen erwidern. Nach außen hin zumindest. In ihrem Inneren brodelte es.
»Na gut.« Er ließ sich nach hinten fallen und landete nach einem Überschlag aufrecht stehend am Boden. »Die Botschaft ist jedenfalls angekommen. Da brauch ich mir zukünftig ohnehin keine Mühe mehr zu machen.«
»Ich hoffe, dass auch meine Botschaft angekommen ist. Wenn du deinen Job behalten willst, hörst du auf, dich ständig in mein Leben einzumischen.«
Der Schutzengel – oder was er auch war – kniff die Augen etwas zusammen. »Da haben wir wohl ein Problem«, sagte er ernst. »Denn genau das ist mein Job, wie du es so schön ausdrückst.«
»Dann mach ihn so, dass ich nichts davon merke.«
»Wo bliebe denn dann der Spaß?«
»Was sagen deine Vorgesetzten zu deinen Methoden?«
»Schon gut, schon gut, ich werde mich etwas zurückhalten, in Ordnung?«
»Schön.« Emily entwich das lang unterdrückte Lächeln, und auch er grinste sie wieder mit diesem »unartiger-Junge-Lächeln« an. Es war zum verrückt
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