Teufelsherz (German Edition)
müsste und das nicht wollte. Sie kannte ihn gut genug, um das zu wissen. »Und sonst komme ich nach der Schule einfach mit zu dir und zeige dir, wie die Profis es machen.«
Er sah sie nicht an, aber um seine Lippen spielte ein leichtes Lächeln. »Ich würde zu gerne sehen, wie du versuchst, dich mir mit deinen gerade Mal fünfzig Kilo in den Weg zu stellen.«
»Pff, ich bin stärker, als ich aussehe.«
»Ja, das hast du ja erst gestern eindrucksvoll bewiesen. Bist umgefallen wie eine Prinzessin, der man nicht genug Luft zugefächert hat.«
»Jetzt entschuldige mal. Ich wäre beinahe von Paul zermatscht worden. Möchte sehen, wie du reagiert hättest.«
»Nun ja, umgefallen wäre ich bestimmt nicht.«
»Das kannst du nicht wissen. Aber wo wir gerade von Prinzessinnen reden. Du solltest dich wirklich nach einer Begleitung für den Ball umsehen.«
Diesmal sah er sie einen flüchtigen Moment lang an, ehe er sich wieder auf die Straße konzentrierte. »Ich hab schon eine.«
Emily verdrehte die Augen. »Ich hab dir schon gesagt, dass ich da nicht hingehen werde.«
»Auch gut. Ich muss da nicht unbedingt hin. Wir bestellen Pizza und leihen uns ein paar alte Horrorstreifen aus. Das haben wir sowieso schon lange nicht mehr gemacht.«
»Klingt auf jeden Fall besser als kitschige Lampions, schnulzige Musik und Verliebte, die sich dazu hin und her wiegen.«
Er riskierte noch einen Blick von der Fahrbahn und sah sie über die Ränder der Sonnenbrille hinweg mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Du bist so was von unromantisch, weißt du das eigentlich?«
Emily zuckte mit den Schultern. »Wer braucht Romantik, wenn er Pizza, Mike Myers und obendrein noch Übelkeit haben kann?« Und doch konnte sie nicht anders, als abermals an die letzte Nacht zu denken. An ihren … Schutzengel ? Sie wollte, dass er echt war, das wünschte sie sich wirklich, aber wie hoch war schon die Wahrscheinlichkeit dafür? Vielleicht sollte sie eine Pro-und-Kontra-Liste erstellen. Schaden konnte das nicht, es sei denn, sie hatte danach schwarz auf weiß, dass sie langsam, aber sicher verrückt wurde.
Sie hatte die nächtliche Begegnung nach dem Aufwachen völlig vergessen gehabt, bis ihr das Bild der falschen Gänseblümchen ins Auge gefallen war. Wie oft kehrte man denn bitte schön in ein und denselben Traum zurück? Gut, sie hatte schon häufiger dasselbe geträumt, aber diese Begegnungen waren zu deutlich, zu real. Außerdem hatte sie seine Stimme gehört, und da war sie eindeutig wach gewesen. Diese Stimme war schließlich real genug gewesen, um sie in das Becken fallen zu lassen. Noch dazu hatte sie dieses merkwürdige Gefühl gehabt, genauso wie Will. Das musste doch etwas bedeuten. Das konnte nicht alles ihrer Fantasie entsprungen sein.
»Und ich dachte immer, Mädchen stehen auf diese Bälle, bei denen sie sich richtig hübsch machen können.«
Emily blickte auf. »Was?«
»Schulball? Protzige Kleider und Anzüge? Komplizierte Frisuren?«
»Ähm … ja, klar. Tun sie … ähm, ich meine, wir.« Sie sollte sich wirklich auf das Hier und Jetzt konzentrieren und nicht ständig einem Traum nachhängen. Das war selbst für ihre Verhältnisse echt traurig.
»Aber ich bin kein gewöhnliches Mädchen«, stellte sie schließlich fest, »und ich brauche auch keine aufwendigen Kleider, um hübsch auszusehen.«
»Nein, das brauchst du nicht.« Er sagte das mit solch unerwartetem Ernst und ohne den üblichen Spott, dass sie ihn einige Augenblicke nur erstaunt anstarrte, während er sich auf die Straße konzentrierte. »Ich war noch nie ein Fan von diesem ganzen Rüschen- und Glitzerzeugs«, fügte er dann noch hinzu, und Emily wandte sich kopfschüttelnd ab, um aus dem Fenster zu sehen, wo die kahlen Bäume wie Gerippe an ihr vorbeizogen.
»Aber ein Fan von Pizza«, entgegnete sie und fühlte sich bei diesem Gedanken sofort besser. Es wäre ihr wirklich höchst unangenehm gewesen, hätte Will sie auf diesen dummen Ball geschleppt.
»Wer kann schon etwas gegen Pizza haben?«
»Ich werde meine Mutter bitten, uns für unsere Orgie noch ein paar … Verdammt!« Sie presste aufgeregt ihr Gesicht an die Scheibe. »Hast du das gesehen?«
»Was?«
»Das Schild!« Sie fuchtelte wie wild mit ihren Händen und zeigte nach draußen. »Das war gestern noch nicht da.«
»Gestern hatten wir auch noch kein Eis.«
In ihren Schläfen pochte es. Die schwarzen Buchstaben unter dem roten Dreieck waren ihr förmlich entgegengesprungen und hatten sich durch
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