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Teufelsherz (German Edition)

Teufelsherz (German Edition)

Titel: Teufelsherz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Qunaj
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vorbildliche Schülerin gewesen. Was hätte sie bei der Kälte auch sonst machen sollen? Der Unterrichtsstoff lenkte sie wenigstens etwas ab. Zeichnen konnte sie mit den vor Kälte steifen Fingern nicht, und um Träumen nachzuhängen waren die kleinen Atemwölkchen vor ihrem Gesicht zu real.
    In der Pause wäre sie den beiden Männern in den grauen Mänteln mit der Aufschrift »Heizung – Installation und Wartung« beinahe um den Hals gefallen. Sie trugen vielversprechende Köfferchen und machten sich mit eiligen Schritten in Richtung Keller auf. Doch bis die Anlage wieder funktionierte, musste sie sich mit warmem Tee begnügen.
    Vor dem Automaten hockend lauschte sie dem Surren und darauf folgenden Gluckern, während sie sehnsüchtig das dampfende Getränk beobachtete, das gerade in den Plastikbecher floss.
    »Hallo, Emily«, hörte sie plötzlich eine bekannte Stimme hinter sich.
    Etwas steif sah sie über die Schulter zurück und erkannte Annie, die freudestrahlend zu ihr herunterblickte. Auch sie war bis zum Kinn warm eingepackt, hatte aber schöne, rosige Wangen.
    »Hallo, Annie.« Emily hielt automatisch nach Will Ausschau, der jedoch noch nicht von seinem Spind zurückgekehrt war. Vorsichtig nahm sie den heißen Becher aus der Halterung, verschüttete etwas und richtete sich schließlich auf. »Saukalt hier, was?«, stellte sie fest und nippte an dem Orangentee.
    »Was? Oh ja, natürlich.« Annie grinste wie die Katze aus Alice im Wunderland. »Ich habe eben Will getroffen.«
    Emily wurde sofort hellhörig. »Ach ja?«
    »Ja! Wir sind uns zufällig über den Weg gelaufen, und dann hat er mich angesprochen.«
    »Wirklich? Was hat er denn gesagt?«
    Annie holte tief Luft. »Also ich bin gerade von meinem Schrank weg und fast in ihn hineingelaufen. Echt! Wie in so einem kitschigen Film. Und dann hat Will ›Annie!‹ gesagt und ist an mir vorbeigegangen.«
    »Hä? Ich meine, wie bitte?«
    »Ja, aber das ist noch nicht alles. Wart’s ab!«
    Na, hoffentlich. Das war ja doch etwas wenig. Was fiel Will eigentlich ein? »Annie!« – mehr nicht? Zumindest ließ Annies Verhalten darauf schließen, dass da noch etwas Großartiges folgte. Es war ihr anzusehen, dass sie sich nur mühsam beherrschen konnte, nicht von einem Bein auf das andere zu springen. »Er ist stehen geblieben«, fuhr sie mit einer Mischung aus Ungläubigkeit und Freude fort, »hat sich noch mal zu mir umgedreht und gesagt – und jetzt halt dich fest! – ›Übrigens, danke‹.«
    Emily hörte schweigend zu, gespannt, den Rest der Geschichte zu erfahren. Als Annie sie jedoch weiterhin mit diesen großen, erwartungsvollen Augen ansah, begriff sie, dass da nichts mehr kommen würde. Sie versuchte die Verwirrung wegzublinzeln und sich zu sammeln. »Danke ? « , fragte sie sicherheitshalber noch einmal nach. »Danke, wofür?«
    »Na, weil ich ihm eine Erlaubnis vom Direktor holen wollte. Du weißt ja, die Sache mit der Seravin letzte Woche.«
    »Ah.« Emily starrte sie immer noch fassungslos an. »Aber das war letzten Mittwoch.«
    »Ich weiß!« Lachend warf sie die Hände in die Luft. »Und er hat sich tatsächlich daran erinnert und sich bei mir bedankt.«
    »Oh.« Sie versuchte sich an einem Lächeln. »Das ist toll, Annie.«
    »Du bist ein richtiger Esel.«
    Emily und Will saßen im Religionsunterricht und bemühten sich um einen interessierten Gesichtsausdruck.
    »Wieso diesmal?«, raunte Will zurück, ohne sie dabei anzusehen.
    »Du wolltest dich doch bei Annie bedanken.«
    »Was ich heute auch getan habe.«
    Emily schnaubte, was ihr leider die Aufmerksamkeit des Lehrers einbrachte. Sie wartete einige Augenblicke, bis dieser weiter über die faszinierenden Lehren Buddhas sprach, und wandte sich schließlich wieder dem Kommunikationsamateur zu. »Das Ganze ist fast eine Woche her«, zischte sie. »Ich dachte echt, du wärst besser erzogen.«
    »Ich habe sie vorher eben noch nicht getroffen.«
    »Klar, du hast ja nur drei oder vier Kurse mit ihr zusammen.«
    »Haben Sie dem etwas hinzuzufügen, Ms Norvell?«
    Emily erstarrte. Das war echt mal wieder typisch. Da versuchte sie eine gute Tat zu vollbringen und wurde dafür auch noch gerügt. Wofür hatte sie eigentlich einen Schutzengel, wenn der so gar nicht auf sie aufpasste? Dieses Gespräch war äußerst wichtig, und der Faulpelz ließ zu, dass sie von dem zottelbärtigen Jesusverschnitt erwischt wurde.
    Langsam und völlig gelassen drehte sie sich in Richtung Tafel und setzte ein gewinnendes

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