Teufelsherz (German Edition)
»Ist es so schlimm?«, fragte sie, als sie ihm gegenüberstand. »Soll ich mich lieber hinsetzen?«
Statt ihr eine Antwort zu geben, schritt Damian um sie herum, hob eine Strähne ihres Haares, ließ sie wieder fallen und begutachtete sie wie ein Pferd auf der Auktion.
Dieser Engel musste wirklich noch lernen, was Höflichkeit war. »Was tust du da?«, fragte sie. Langsam wurde ihr das Ganze zu bunt. Ihr Schaukeln machte ihn also nervös? Was sollte sie dann erst sagen?
»Ich suche nach einem passenden Vergleich.«
»Ist das so schwierig?«
Er baute sich wieder vor ihr auf. »Nein, es ist ganz leicht.« Sein Ausdruck bekam etwas Unergründliches, als er ihr direkt in die Augen sah. Mit seinem üblichen neckischen Grinsen hätte sie besser umgehen können. »Persephone«, sagte er schließlich völlig ernst, was Emily unwillkürlich nach Luft schnappen ließ.
»Eine Göttin?« Ihre Stimme klang viel zu schrill. »Die Tochter von Zeus?«
»Jup.« Er legte seine Hände auf ihre Schultern und drehte sie im Kreis. »Herrscherin über die Unterwelt an Hades’ Seite.«
Emily schnaubte. »Was hat das mit mir zu tun?«
»Du wolltest doch einen Vergleich.«
»Weißt du etwas, das ich nicht weiß? Ist mein Vater vielleicht ein Gott inkognito?«
»Nein.«
»Wie kommst du dann darauf? Persephone hatte noch dazu ein Kind von ihrem Vater.« Sie schüttelte sich vor Ekel. »Außerdem war sie in Adonis verliebt.« Oh! Emily schoss das Blut in die Wangen, und sie wehrte sich nicht, als Damian sie weiter im Kreis drehte. Hatte er sie durchschaut? Hielt er sich selbst für Adonis?
Schließlich blieb sie vor ihm stehen und blickte tief in seine dunklen Augen.
Na, wenn das kein Adonis war, wer dann?
»Sie war Herrscherin der Unterwelt und Hades’ Geliebte«, erwiderte Damian, ohne auf ihre Bemerkungen einzugehen.
»Das sagtest du bereits.« Warum wiederholte er diesen Unsinn auch noch? »Und außerdem: Wenn ich schon etwas mit Adonis haben soll, einem Mann, den ich mir teilen muss, dann möchte ich doch bitte Aphrodite sein. Die soll ja wunderschön gewesen sein, und außerdem hing die nicht in der Unterwelt fest.«
Im Bruchteil einer Sekunde verfinsterte sich Damians Ausdruck, und obwohl Emily seine schnell umschlagenden Stimmungen mittlerweile gewohnt war, wich sie doch automatisch einen winzigen Schritt zurück. »Ich mein ja nur«, sagte sie etwas verwirrt. »Ist ja sowieso nur Spaß. Ich weiß selbst, dass Aphrodite etwas weit hergeholt ist.« Genauso wie Adonis , dachte sie, aber sie sprach es nicht aus. Es war keine gute Idee, ihn noch weiter zu reizen.
»Du wirst bald wach werden«, antwortete Damian nur und fuhr sich mit beiden Händen durch das Haar, während er etwas zurücktrat und sich an den Baumstamm lehnte.
»Vermutlich.«
»Lass dich tagsüber nicht ärgern.«
»Weil das schon für dich reserviert ist?«
»Pass einfach auf dich auf.«
Oh, wie konnte er sie nur so ansehen? Mit diesem nachdenklichen, irgendwie traurigen Lächeln. »Weil du sonst deinen Job verlierst?«, schob sie schnell hinterher, damit er nichts von den wild in ihrem Bauch herumkrabbelnden Glückskäfern merkte.
»Ja. Aber nicht nur.«
»Ach nein?«
»Nein. Es würde mich schon irgendwie stören, wenn du draufgehst.«
Emilys Mund klappte auf. »Ich glaube, das ist das Netteste, was du je zu mir gesagt hast.«
»Gewöhn dich bloß nicht daran.«
***
Mit gefrorener Nase und klammen Fingern kritzelte Emily Notizen in ihren Schreibblock. Mrs Seravin redete und redete, und es war schwer, auch nur einen Bruchteil davon mitzuschreiben – hinzu kam noch die Kälte.
Ihre Schrift war zittrig, und ihre Hände fühlten sich steif an. Es konnte kein Zufall sein, dass ausgerechnet mit dem Erscheinen der eiskalten Lehrerin die Heizung ausgefallen war. Und das, wo die Temperaturen draußen inzwischen deutlich unter dem Gefrierpunkt waren und noch weiter sanken. Darum sollte sich Damian kümmern! Konnte er der Heizung nicht einfach neues Leben einhauchen? Schließlich lief sie ja wohl gerade Gefahr zu erfrieren.
»Kannst du das jemals wieder entziffern?«
Emily versuchte etwas zur Seite zu sehen, was mit dem dicken Schal und der bis oben hin zugeknöpften Winterjacke nicht so einfach war, und warf Will einen genervten Blick zu. »Wenigstens schreibe ich mit«, zischte sie und erntete sofort einen strengen Blick der Seravin. War ja wieder klar! Sie wurde erwischt, nicht Will, dabei war sie in der letzten halben Stunde eine wirklich
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