Teufelsherz (German Edition)
widerwillig neben sie setzte.
»Wir sind eingeschlafen.« Was denn sonst? »Wie er gesagt hat, nichts weiter.«
»Dieses Mal.«
»Was soll das denn bitte schön heißen?«
»Ihr seid keine Kinder mehr, Emily.« Oh nein, bitte nicht! »Und Will ist ein gut aussehender junger Mann, der wahrscheinlich auch schon etwas … Erfahrung hat.«
»Mama, bitte!«
»Lass mich ausreden.« Ihre Mutter versuchte ein strenges Gesicht zu machen, was ihr zwar gründlich misslang, aber ausreichte, sie zum Schweigen zu bringen. »Ich will damit nur sagen, dass es ganz natürlich ist, wenn …«
»Oh Gott!«
»… wenn ihr euch zueinander hingezogen fühlt.« Sie hob mit einem strengen Blick die Hand, um jeden weiteren Kommentar ihrer Tochter zu unterbinden. »Du weißt, ich liebe Will über alles, und ich vertraue ihm blind, deswegen kannst du auch gerne bei ihm übernachten, wenn du das denn möchtest. Ich weiß, er würde dich zu nichts drängen, was du nicht willst, aber ich will Bescheid wissen, wenn du bei ihm bist, und ich vertraue darauf, dass ihr beide über genügend Verantwortungsgefühl verfügt, um euch zu schützen.«
»Arghh! Mama! « Das war echt nicht zu fassen. »Das ist ja …« Sie schüttelte sich und setzte eine übertrieben angewiderte Miene auf. »… wie Inzest!«
»Ihr seid keine Geschwister, Emily.«
»Nicht durch unser Blut, aber sonst …« Sie schüttelte sich noch einmal, was ihre Mutter hoffentlich überzeugen würde. »Wir sind einfach nur gute Freunde.«
»Sieht Will das auch so?«
Emily zögerte nur eine winzige Millisekunde. »Klar!«
Sie würde nicht zulassen, dass ihr wieder irgendjemand etwas einzureden versuchte. Dass irgendjemand die wunderbare Freundschaft verkomplizierte, die immerhin mehr als eineinhalb Jahrzehnte funktioniert hatte. Vielleicht sehnten sie sich hin und wieder danach, Geborgenheit bei dem anderen zu finden, aber dafür waren Freunde doch da. Wieso mussten alle ständig mehr hineininterpretieren?
Damian hatte völlig recht. Die Sterblichen spielten in Sachen Liebe alle verrückt. Wollten ständig mehr sehen, als da war. Allen voran sie selbst.
Steine auf dem Weg
W äre die Lage nicht so ernst, hätte Damian angesichts des wutschnaubenden Engels wohl gelacht. Da dieser jedoch drohte, ihn an Jahwe zu verpetzen und ihm seinen Schützling wegzunehmen, war ihm nicht sonderlich heiter zumute.
Seiner Meinung nach war das ganze Theater maßlos übertrieben, aber was wusste er schon vom Himmel?
»Spreche ich vielleicht zu schnell?« Jophiel schäumte immer noch vor Wut. »Oder in einer Sprache, die du nicht verstehst?«
»Sie sprechen sehr deutlich.« Damian saß auf einem einsamen Stuhl und beobachtete mittlerweile schon etwas gelangweilt, wie der Ausbilder vor der gläsernen Wand auf und ab lief.
»Hast du die Anweisungen nicht richtig verstanden? Die Regeln und Verbote?«
»Ich habe sie mir angehört, verstanden und für übertrieben befunden.«
Jophiel blieb abrupt stehen und baute sich vor ihm auf, die Hand rutschte ein klein wenig näher zum Blender am Gürtel. »Du hältst das alles immer noch für ein Spiel, nicht wahr? Sag, Damian, wieso tust du dir das alles überhaupt an? Geh am besten zurück zu deinem Vater.«
»Ich werde mich bessern.«
»Bessern? Es wird immer schlimmer mit dir! Was hast du dir nur dabei gedacht, für deine Schutzbefohlene Blumen zu erschaffen? Was soll sie denken, woher die kommen?«
»Von einem Freund?«
»Du bist ein Schutzengel! Deine dämo… göttlichen Fähigkeiten haben im Umgang mit einem Schutzbefohlenen nichts verloren.«
»Meine dämonischen Fähigkeiten?« Damians Stimme blieb völlig ruhig, auch wenn es in seinem Inneren tobte. So langsam verließ ihn die Geduld. Er war die Engel, deren engelhaftes Verhalten und die misstrauischen Blicke leid. Vielleicht sollte er wirklich einfach verschwinden. Viel schlimmer war es in der Hölle auch nicht.
»Spiel nicht den Beleidigten, Damian.« Jophiel setzte seine Wanderung wieder fort. »Wozu sollte das denn gut sein? Wie kommt man auf so eine Idee? Gänseblümchen!«
Damian zuckte die Achseln. »Zur Rettung ihres psychischen Wohls? Sie war traurig.«
»Willst du mich umbringen?« Jophiel blieb mit dem Rücken zu ihm an die Glaswand gelehnt stehen und presste seine Stirn dagegen. »Und was ist mit der Zerstörung fremden Eigentums?«, fragte er nach einiger Zeit in einem ruhigeren Ton. »Welche Entschuldigung hast du dafür?«
»Ein Unfall?«
»Natürlich.« Jophiel fuhr
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