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Teufelsherz (German Edition)

Teufelsherz (German Edition)

Titel: Teufelsherz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Qunaj
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Person war, deren Schritte er vernahm, und nicht eine ganze Armee von Engeln.
    Sein Onkel trat aus der Dunkelheit und blickte ebenfalls in das schwach leuchtende Paldriun. »Du gehst nicht zu ihr?«, fragte er, ohne den Blick davon abzuwenden. »Bringst sie nicht in die Unterwelt, jetzt, da sie schläft?«
    »Nenne mir die Strafe, und erspare mir die belanglosen Worte.« Er fürchtete keine Strafe. Er war bereits im Tartaros gewesen – nach dem Tod seiner Mutter, damit ihr Einfluss auf ihn völlig ausgelöscht wurde. Um jedes bisschen Güte, das sie ihm vermittelt hatte, von ihm abzuwaschen. Durch Folter und Schmerz. Manche sagten, Kinder könnten sich nicht an alles erinnern, was sie mit fünf Jahren erlebt hatten. Er hatte jede Minute in seinem Gedächtnis abgespeichert.
    »Nun, du hast mich betrogen, Damian«, fuhr Jahwe zu seinem Leidwesen fort. »Mich, Jophiel, deine Schutzbefohlene und auch alle anderen Engel, deren Vertrauen du missbraucht hast. Vor allem hast du dich jedoch selbst betrogen.«
    »Schickst du mich in den Tartaros, oder lässt du es deinen Bruder für dich erledigen?«
    »Ich werde dich nicht bestrafen.«
    Jetzt blickte Damian auf und wandte sich seinem Onkel zu, dessen Gesicht halb im Licht und halb im Schatten lag.
    Ungläubig beobachtete er, wie Gott etwas aus seiner Jacketttasche zog und ihm auf seiner ausgestreckten Hand entgegenstreckte. »Ich vergebe dir«, sagte er und reichte ihm das Amulett der Gerechtigkeit.
    Damian konnte sich nicht bewegen. Wie war das möglich? So etwas gab es in seiner Welt nicht. Vergebung? Ein Fremdwort. Bestrafung? Damit kannte er sich aus.
    Mit einem Schlag bekam sein Leben wieder einen Sinn. Es war wirklich das Amulett. Ein goldener Kreis, durch ein Kreuz verbunden und mit einem Rubin in der Mitte. Genauso wie auf der Abbildung im Buch seiner Mutter.
    »Nimm es«, drängte Jahwe, nahm seinen Arm und drückte ihm das kalte Schmuckstück in die Hand. »Das ist es doch, wonach es dich so sehr sehnt.«
    Immer noch zu keiner Regung fähig, starrte er auf das Amulett in seiner Hand. Er besaß es tatsächlich. Nach all den Jahren. Er würde seinen Vater vernichten. Er würde seine Mutter rächen und die Unterwelt von Luzifer reinigen. Eintausend Jahre gefangen im Tartaros – das war es, was einen machtvollen Gott wie Luzifer auslöschen konnte. Verbannt und festgehalten durch das Amulett der Gerechtigkeit.
    Aus den Augenwinkeln bemerkte er, dass Jahwe wieder in das Paldriun blickte. Auch Damian richtete seinen Blick erneut auf Emily. Sie schlief immer noch friedlich.
    Das Amulett änderte alles. Es gab ihm Macht. Er musste sie nicht aufgeben. Er konnte sie zu sich holen. Wenn er erst über die Unterwelt regierte, gab es für ihn keine Grenzen mehr, keine Hindernisse.
    »Du hast die Wahl«, brach Jahwe das Schweigen. »Jetzt stehen dir alle Möglichkeiten offen. Ich halte dich nicht auf, egal welchen Weg du wählst.«
    Damian antwortete nicht. Er kannte seinen Weg. Er sah ihn klar und deutlich vor sich. Jetzt konnte ihn nichts mehr aufhalten. Sein Onkel war ein Narr, ihn gehen zu lassen.
    »Wenn du deinen Vater verbannst, wird dich die Unterwelt genauso vergiften wie ihn«, sagte Jahwe, ohne ihn anzusehen. »Du weißt das. In dem Moment, in dem du seinen Platz einnimmst, wird das Böse sämtlicher Seelen des Tartaros in dich übergehen. Du wirst nicht mehr derselbe sein, Damian.«
    Er hörte ihn kaum. Er wollte ihn nicht hören. Seine Hand schloss sich so fest um das Amulett, dass es schmerzte, während er weiterhin starr auf Emilys Bild blickte.
    »Willst du ihr das antun?«
    Damian schwieg. Er würde die Worte nicht zu sich durchdringen lassen. Er würde sich nicht verändern. Jahwe verstand nichts, konnte es nicht verstehen.
    »Du liebst sie. Du willst sie nicht in die Hölle schicken. Du willst noch nicht einmal selbst zurück oder gar Herrscher der Unterwelt werden. Du willst einzig und allein Rache. Doch ist dieser Wunsch stärker als deine Liebe?«
    »Ich verstehe nichts von Liebe«, antwortete Damian schließlich rau. Er würde sich von Jahwe nichts einreden lassen.
    Woher sollte er auch wissen, was Liebe war? Er wusste nur, dass er Emily zu sich holen würde. Dass er nicht ohne sie weiterleben würde. Das war keine Liebe. Es war Egoismus, so wie es seinem Wesen entsprach.
    »Du hast deine Mutter geliebt.«
    Einen Moment lang verschlug es ihm den Atem. »Ich erinnere mich nicht«, entgegnete er. »Alles, woran ich mich erinnere, ist der Hass, den ich nach

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