Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)
fast berührten. „Ein Kinderspiel, dieser Job.“
Ein anderer drehte sich um. Inzwischen brannte das Licht wieder in alter Stärke. Ich fragte mich, wie die Ganoven die Begleitphänomene erzeugt hatten, war aber auf einmal sicher, daß die gar nichts damit zu tun hatten. Die Sache war im Grunde genommen einfach: Der Dämon hatte eingesehen, daß es ihm selbst unmöglich war, zu uns zu gelangen. Was lag also näher, als dafür zu sorgen, daß wir zu ihm kamen? Dazu heuerte er ein paar gewöhnliche Ganoven an - und die Sache lief. Kein Wunder, daß er nach seinem Fernsehauftritt so lange auf sich hatte warten lassen. Er war damit beschäftigt gewesen, geeignete Leute zu finden.
Und dann erschien er selbst: Edgar Harris. Sein Anblick entlockte May einen Aufschrei. Sie drückte sich zitternd gegen die Wand. Der Untote schaute völlig normal aus - sah man einmal von dem haßverzerrten Gesicht und dem Irrlichtern in seinen Augen ab. Er stand im Treppenhaus, unauffällig gekleidet, die Haare streng zurückgekämmt, die Hände zu Fäusten geballt. „Los, macht keine Pausen unnötiger Länge und bringt die drei heraus!“ forderte er seine Helfer auf.
Einer der Gangster wandte sich ihm zu. Der Lauf seiner Waffe schwenkte mit. „Ich dachte anfangs, es wäre zu wenig Geld, was du uns geben willst. Nun, es ist tatsächlich wenig, aber wenn man bedenkt, wie mickrig die Aufgabe war... Was hast du mit den dreien überhaupt vor?“
„Geht dich nichts an!“ versetzte Edgar Harris. „Na, wird's jetzt bald?“
„In der Ruhe liegt die Kraft“, plauderte der Gangster. Jetzt erst schien dem Untoten bewußt zu werden, daß der Lauf der Waffe auf seinen Bauch zeigte. „Weißt du, mit dieser Aktion sind wir ein gewisses Risiko eingegangen. Immerhin wohnen hier noch mehr Leute. Es hat sich wohl keiner gezeigt, aber es könnte doch sein, daß jemand etwas mitbekommen hat, nicht wahr?“ Der Gangster war während seiner Rede zur offenen Tür gegangen und verdeckte nun den Untoten teilweise.
Edgar Harris krümmte sich wie unter Schmerzen. Er hatte offensichtlich Mühe, seine grenzenlose Wut und vor allem seine Gier nach uns zu zügeln. „Was soll das heißen?“ stieß er zwischen zusammengepreßten Lippen hervor.
„Habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt?“ erkundigte sich der Gangster sanft. „Sieh mal, es ist wirklich äußerst simpel. Wir sind hier eingedrungen. Unsere Tat verschafft uns ein paar Jährchen Dartmoor, wenn wir Glück haben.“
„Quatsch!“ brauste der Untote auf. „Wer soll euch etwas tun, wenn ich auf eurer Seite bin?“
Der Gangster lachte leise. „Da magst du recht haben. Trotzdem behagt es uns nicht, für einen Verrückten gearbeitet zu haben. Wer weiß, was du mit deinen armen Opfern anstellen willst?“
„Was kümmert es dich?“
„Nun, mich persönlich wenig. Ich denke halt nur an die Zukunft. Ihr Verrückte seid unberechenbar. Ich spreche da aus Erfahrung, glaube mir. Du bist imstande und bekommst nach deiner schlimmen Tat das heulende Elend. Vielleicht verpfeifst du uns?“
„Was willst du eigentlich tun? Willst du mich über den Haufen schießen?“
Der Gangster schüttelte bekümmert den Kopf und entgegnete ein wenig mitleidig: „Nicht doch. Du solltest inzwischen bemerkt haben, daß du weder Dummköpfe, noch Mörder vor dir hast. Wir haben den Job angenommen, gut, aber jetzt brauchen wir die Chance, erfolgreich die Köpfe aus der Schlinge zu ziehen. Wir wollen auf Nummer Sicher gehen, kapiert? Im Klartext bedeutet das: Rücke noch ein paar Scheinchen raus! Es muß reichen, daß wir verschwinden können, bis Gras über die Angelegenheit gewachsen ist. Dann kannst du mit den Leutchen machen, was du willst. Alles klar?“
Edgar Harris zögerte. Er rang mit sich. Die Gangster ahnten nicht, daß es für ihn keinerlei Möglichkeit gab, zu uns hereinzukommen. Er war auf sie angewiesen - mehr als sie glaubten.
Mein Herz pochte wie wild. Es war offensichtlich, daß das Leben der drei Ganoven keinen Pfifferling mehr wert war. Sie waren Mitwisser, und solche konnte der Dämon nicht gebrauchen. Ich glaubte auch zu begreifen, warum sich alles ohne Störung hier abspielen konnte, warum keiner der Nachbarn eingriff. Der Untote war mit seinen magischen Mitteln durchaus in der Lage, eine Sphäre um alles herum zu schaffen, die kein Geräusch nach draußen dringen ließ. Nur wenige Yards von uns entfernt befanden sich Menschen, ja, das ganze Gebäude war voll davon. Doch niemand schritt ein,
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