Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)
weil niemand ahnte, was quasi unter ihren Augen geschah.
Edgar Harris zog seine Brieftasche hervor. Er öffnete sie. Scheine quollen heraus. „Siehst du das?“ fragte er den Gangster. Der war im Moment nicht in der Lage, zu antworten. Die Augen gingen ihm schier über. Seine Kumpane indessen riskierten noch nicht einmal einen kurzen Blick. Sie beschäftigten sich noch immer mit steinernen Mienen mit uns und ließen die Führung der Verhandlung ihrem Boß.
„Das alles gehört euch, wenn ihr endlich macht, was euer Auftrag war!“ lockte der Dämon.
Der Gangster leckte sich über die Lippen. Wie hypnotisiert ging er auf den Untoten zu...
*
„Vorsicht!“ rief ich.
„Halte dein Maul!“ herrschte mich der an, der mich mit seiner Waffe bedrohte. Der Boß der drei blieb trotzdem stehen. Drei Schritte trennten ihn von dem Untoten. Dieser Harris mußte sich höchst unwohl fühlen in der Nähe einer solchen Ansammlung von Dämonenbannern, wie es sie in meiner Wohnung gab. Er konnte unmöglich näher kommen. Der Gangster stand dicht bei der Tür.
„Sehen Sie sich vor!“ rief ich noch einmal.
Der Gangster vor mir knirschte mit den Zähnen und packte seinen Revolver fester. „Ich habe dir eben gesagt, daß du...“
„Moment“, ließ sein Boß vernehmen, „laß ihn doch mal ausreden.“
Ich atmete tief durch, vergeblich bemüht, meine innere Erregung zu bekämpfen. „Das ist ein Wahnsinniger, wie Sie schon richtig vermutet haben. Er fühlt sich als Vampir und will unser Blut.“
Der dritte Gangster lachte trocken. Als er merkte, wie unpassend das im Moment klang, unterbrach er sich abrupt. Seine Miene wurde noch verschlossener als zuvor.
„Nun, weiter!“ forderte mich der Anführer der Dreimannbande auf.
„Es ist für Sie ein Spiel mit dem Feuer“, sagte ich eindringlich. „Vergessen Sie nicht, daß Sie hier zum Mitwisser werden. Für den Verrückten ist das gefährlich. Er bildet sich ein, durch unser Blut mächtiger zu werden. Die Frau ist seine Ehefrau.“
Das war für die drei absolut neu. „Stimmt das?“ herrschte der Gangster an der Tür May an.
Sie nickte heftig. „Ja!“ Es war ein Aufschrei, in dem alle Panik lag, die sie beherrschte.
Der Gangster war beeindruckt. Er kam überhaupt nicht auf die Idee, daß die Frau noch in der Lage gewesen wäre, ihn zu belügen. Er sah selbst, in welchem Zustand sie sich befand. „Pfui Teufel!“ rief er aus. Er spuckte dem Untoten vor die Füße. Man sah diesem an, daß er dem Ganoven am liebsten an die Gurgel gegangen wäre, wagte das aber nicht, denn dann hätte er sich der Wohnungstür zu weit nähern müssen. Unerträglich für ihn. „Ein Blutsauger also.“
„Genau“, fuhr ich eifrig fort. Ich sah einen winzigen Hoffnungsschimmer und wollte diesen erhalten, womöglich sogar noch ausbauen. „Sein Wahnsinn geht so weit, daß er vor den Dämonenbannern Angst hat, die ich in meiner Wohnung hängen habe.“
„Hä?“ staunte der Gangster mit dümmlichem Gesichtsausdruck.
„Ich meine damit die seltsamen Figuren und Bilder“, beeilte ich mich zu erläutern. „Er hat panische Angst davor. Für ihn ist es praktisch unmöglich, hereinzukommen. Deshalb braucht er euch ja so sehr. Wenn ihr uns nicht hinausbringt, ist er machtlos.“
Der Gangster grinste über das ganze Gesicht. „Entspricht das der Wahrheit?“ fragte er den Dämon.
„Jetzt habe ich aber wirklich genug von dem Unsinn!“ Edgar Harris hielt die überquellende Brieftasche hoch. „Wollt ihr die Moneten oder nicht? Wenn ihr darauf verzichten wollt, könnt ihr gleich wieder verschwinden. Ich werde mit den dreien auch allein fertig.“ Das war mutig gesprochen. Wie würde der Gangster reagieren? Würde er endlich im Sinne seines Auftraggebers zu handeln beginnen?
Er trat beiseite. „Diesen Spaß lasse ich mir nicht entgehen“, feixte er. „Na los, worauf wartest du? Geh hinein und übernimm deine Opfer. Es war zwar abgemacht, daß ich sie dir direkt vor der Wohnungstür übergebe, aber was soll's? Auf die paar Schritte kommt es nicht an, oder?“
Der Untote rang mit sich. Tausend Qualen mußte er in diesem Augenblick erleiden. Er wollte tatsächlich kommen, aber sein Körper machte sich praktisch selbständig. Anstatt vorwärts, schritt er rückwärts, weiter weg von der Quelle seiner ständigen Pein.
Der Gangster schüttelte den Kopf. „Tatsächlich“, stöhnte er. „0h, Mann, ist der bescheuert!“ Er winkte seinen Komplizen zu. „Kommt, Jungs, machen wir der
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