Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)
Road im Ortsteil Parsen Green. Es war das Haus, in dem May Harris zwölf ganze Jahre als Gefangene gelebt hatte - schlimmer noch als in einem Zuchthaus unter der Bewachung eines Menschen, der schon damals wenig Menschliches an sich gehabt hatte.
Edgar Harris gab einem seiner Diener einen Wink. Eifrig stieg der Mann aus und öffnete das Tor. Der Wagen rollte fast lautlos hindurch auf die Kellergarage zu. Auch diese wurde von dem Helfer geöffnet. Die Finsternis des Kellers verschlang uns. Da der Dämon auch die Scheinwerfer ausgeschaltet hatte, war die Dunkelheit perfekt. Trotzdem erkannte ich, daß sich der Untote mir zuwandte. Seine Augen glühten wie zwei Kohlestücke und waren in der Dunkelheit deutlich zu erkennen. „Du bist lange Jahre unser Gegner gewesen, Mark Tate. Du hast das Wirken der Schwarzen Mächte gestört und manchem meiner Brüder den Garaus gemacht. Jetzt soll das ein Ende haben. Ich werde im Namen des Satans furchtbare Rache an dir nehmen.“ Die glühenden Lichtpunkte, die der Substanz des höllischen Feuers entliehen zu sein schienen, wandten sich in die Richtung, in der Tab Furlong saß. „Auch du bist ein großer Gegner gewesen. Vor Monaten, als die Dämonen hier in London eine Bastion errichteten und den höllischen Vorort zur Wirklichkeit werden lassen wollten, hast du uns einen Strich durch die teuflische Rechnung gemacht. Das sollst du bitter bereuen. Ich bin die große Hoffnung des Höllenfürsten und werde erfolgreicher sein als alle seine Diener zuvor. Die Zeit wird kommen, und kein Mensch wird mehr etwas meiner Macht entgegenzusetzen haben.“
„Auch für dich gibt es einmal ein Ende!“ fauchte ich. Einen Augenblick war ich verwundert, überhaupt reden zu können.
Er lachte grollend. „So, glaubst du?“
„Und sei es drum, weil dich der Leibhaftige als zu üppig empfindet und dein Wirken als Konkurrenz. Er wird dich ablösen und vernichten.“
Die Worte verfehlten ihre beabsichtigte Wirkung völlig. Der Dämon amüsierte sich königlich. „Große Worte sind das, die du da spuckst, Sterblicher. Es wäre besser, du würdest dich auf dein Ende vorbereiten. Nichts mehr kann es aufhalten, auch nicht dein großes Maul.“
Ich verbiß mir eine weitere Entgegnung. Sie wäre sinnlos gewesen und hätte nur noch den Triumph dieses Wesens geschürt. Ich war verloren und wollte es nicht auch noch ständig vor Augen geführt bekommen. Das Schlimmste für mich war, daß ich versagt hatte. Wäre ich auch nur ein klein wenig aufmerksamer gewesen, würde ich nicht hier sitzen. Es war zu spät, sich Vorwürfe zu machen.
Irgendwer ließ Licht aufflammen. Es war nicht elektrischer Natur, wie ich bald feststellte: Der grünliche, diffuse Schein schien von allen Seiten gleichzeitig zu kommen.
Bevor wir ausstiegen, wandte sich der Untote an die Frau, die er als Lebender einmal geheiratet hatte. „Du hattest die Chance, May!“ Seine Augen glühten stärker. Seine Stimme zeugte von unbändigem Haß. „Für dich wird es am schlimmsten werden. Das bin ich dir schuldig. Auf dem Friedhof hast du mir deine Hilfe nicht gewährt. Ich hätte sie gebraucht. Gemeinsam wären wir mächtig gewesen. Die Welt wäre unser geworden. Du bist einen anderen Weg gegangen. Ich habe das einmal bedauert. Jetzt kenne ich nur noch den Durst nach Rache.“
May Harris wirkte fast gelassen. Ich bewunderte diese Frau in diesen Minuten über die Maßen. Erfahrene Männer wie ich, die ständig mit den bösen Kräften des Jenseitigen konfrontiert wurden, waren verzweifelt. Sie aber strahlte Ruhe aus. Das machte den Wiedergänger fast rasend. Er hatte Mühe, sich zu beherrschen.
May Harris setzte dem Ganzen die Krone auf, als sie sagte: „Du glaubst, gesiegt zu haben, dabei merkst du gar nicht, daß du längst schon verloren hast, mein armer, unglücklicher Edgar.“ Ich irrte mich nicht. Es klang mitleidig.
„Die Stunde wird kommen, da du um Gnade winselst!“ prophezeite das Ungeheuer.
„Du wirst sie nicht erleben, mein Lieber. Du vergißt, was ich in den letzten zwölf Jahren unter dir erleiden mußte. Das stumpft ab.“ Fassungslos schaute ich sie an. Woher nahm diese Frau nur ihre Zuversicht? Sie fuhr fort: „Ich bedaure dich zutiefst, Edgar, denn ich weiß etwas, was niemand sonst weiß. Denkst du noch an die ersten drei Jahre unserer Ehe? Oh, wie glücklich waren wir da. Du warst ein guter Mensch und mir ein lieber Mann, der stets um mich besorgt war. Dies ist dein wahres Gesicht, Edgar. Du kannst nichts
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