Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)
winziger Schrotkörner entgegen. Es gab kein Entrinnen für ihn. Alles geschah in Gedankenschnelle. Die Schrotkörner wurden jedoch durch ein unsichtbares Hindernis aufgehalten. Dreck rieselte herab, ohne daß etwas erkennbar war. Die Mauer! schoß es Tab Furlong durch den Kopf. Er wagte nicht, sich von der Stelle zu rühren.
Der Förster schrie gellend. Er hatte offenbar den Verstand verloren, denn er warf seine Taschenlampe weg und riß sein Gewehr an die Schulter. Es zeigte sich, daß es sich dabei um eine Doppelflinte handelte. Durch den zweiten Lauf, der im Gegensatz zum ersten gezogen war, konnte man normale Gewehrkugeln verschießen. Der Schuß krachte. Die Kugel prallte an der unsichtbaren Wand ab und sirrte als Querschläger davon.
Jetzt gab es für den Förster kein Halten mehr. Er nahm die Beine in die Hand und rannte wie von Furien gehetzt davon. Dabei stieß er immer wieder gellende Schreie aus. Wäre die Situation nicht so furchtbar ernst gewesen, hätte Tab Furlong schallend gelacht. So aber beeilte er sich, hinter dem fliehenden Förster herzukommen. Bestimmt würde der Mann sämtliche Polizisten Londons alarmieren. Dann würde es nicht gut sein, wenn man ihn hier fand.
Der Förster erreichte lange vor ihm die Straße und seinen Wagen. Mit aufheulendem Motor brauste er in Richtung Stadt davon. Keuchend gelangte auch Tab Furlong zu seinem Fahrzeug. Er fuhr in dieselbe Richtung, wenn auch mit anderem Ziel. Es wurde allmählich Zeit, daß er zum Yard zurückkehrte. Er war lange genug vermißt geblieben.
„Wenn ich nur wüßte, was aus Kathryn geworden ist“, sagte er unterwegs vor sich hin. Es klang bitter. „Wie kann ich dir helfen, Sweetheart?“ Er fühlte sich so entsetzlich hilflos.
Irgendwann erreichte er das große Gebäude von New Scotland Yard und trat eine halbe Minute später in sein Büro. Pete Davis war da. Er blickte besorgt auf. Seine Miene erhellte sich, als er Furlong erkannte. Er inspizierte eingehend seine Armbanduhr. „Oho, hast du drei Stunden gesagt? Nun, die Frist wäre gleich um gewesen. Dann hätte man nach dir gefahndet.“
Tab wunderte sich, daß es ihm gelang, zu grinsen. „Das tut man ohnehin bereits“, konstatierte er lakonisch. Er achtete nicht auf das Erstaunen seines Assistenten. Pete Davis war gerade dabei gewesen, einen Mann zu verhören. In der Ecke saß eine Stenotypistin, die alles blind mit dem Schreibgerät festhielt und gelangweilt herübersah. Außer Pete befanden sich drei Konstabler in dem Büro. Alle Anwesenden machten einen recht übermüdeten Eindruck. „Wie weit bist du?“ erkundigte sich Tab, bevor Pete eine Frage stellen konnte.
Der Sergeant zuckte die Achseln. „Na, frage mal.“
„Wie weit?“
„Ach, frage nicht!“ Pete deutete auf den Mann, den er gerade verhörte. „Das ist übrigens Mr. Phil Taylor. Er war einer der beiden Statisten, die in Polizistenuniformen auf den Darsteller von Doug Blondin ballerten.“
Phil Taylor wurde sofort mobil, als er das von sich hörte. „Moment mal, Sergeant. Wie oft soll ich Ihnen denn noch sagen, daß wir lediglich Plastikpistölchen hatten. Da ist ein Feuerstein drin, der Flammen spuckt, wenn man abdrückt. Ganz primitiv, wie auf dem Jahrmarkt, aber dieser Mickey Stewart, seines Zeichens Filmemacher, hat da seine eigenen Ansichten. Naja, Hauptsache, seine Filmchen werden gekauft, was einem armen Statisten letztlich auch zugute kommt.“
Tab unterbrach den Redeschwall des Mannes mit einer Geste. „Nur Feuersteine, sagen Sie? Und wie kommt das Krachen des Schusses zustande?“
„Na, das ist doch wohl simpel. Wenn der Film fertig ist, wird er nachsynchronisiert. Alle Geräusche, die fehlen, werden künstlich erzeugt. Oder glauben Sie, bei den Filmaufnahmen läuft ein Plattenspieler, damit der Film nachher auch Musik hat?“
Tab reagierte nicht auf den Appell an seinem Verstand. Er wechselte mit seinem Assistenten einen bedeutungsvollen Blick. „Ich glaube, du mußt zum Boß“, sagte Pete, um abzulenken.
Tab winkte ab. Er wandte sich wieder an Taylor. „Erzählen Sie noch einmal mit knappen Worten, wie Sie das alles gesehen und erlebt haben!“
„Nun gut“, seufzte der Statist: „Also, wir liefen laut Drehbuch - und wie es geprobt worden war - die Treppe hinauf. Alles klappte wie am Schnürchen. Es gab natürlich keine Kamera im Treppenhaus. Unser Poltern auf der Treppe diente nur zum Produzieren von Originalton, der im Zimmer aufgenommen wurde. Wir hörten das Zischen der
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