Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)
Taylor den tödlichen Schuß hatte abgeben können - obwohl er wahrscheinlich selbst keine Ahnung davon hatte. Tab setzte sich dem Mann gegenüber. „Wie oft waren Sie bei Veranstaltungen der Teufelsanbeter mit anwesend?“
Taylor zuckte zusammen. „Nur zweimal“, beteuerte er kleinlaut.
„Wie war das mit Blondin? War er öfter bei den Leuten?“
„Soweit ich weiß, nur einmal öfter als ich. Nach dem ersten Mal schwärmte er mir davon vor. Deshalb ging ich beim zweiten Mal mit.“
„Wie war es?“
Taylor schüttelte sich. „Bitte, verlangen Sie keine Einzelheiten zu hören. Auf jeden Fall war es scheußlich. Ich glaube, der Rauschgiftkonsum in diesen Kreisen ist recht hoch.“
„Wann war die letzte Sitzung?“
Es war so still in dem Büro, daß man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Dann ließ Phil Taylor die Bombe platzen: „Gestern abend!“
*
Es dauerte eine Weile, bis sich die Gemüter beruhigt hatten. „Und das sagen Sie erst jetzt?“ fuhr Pete Davis den Mann an.
„Ich hatte einfach Angst, zuviel zuzugeben“, verteidigte sich Taylor. „Man sucht einen Mörder und wird keinen finden. Also, warum soll ich mich da in den Vordergrund drängeln? Ich will nicht den Rest meines Lebens wegen nichts und wieder nichts hinter schwedischen Gardinen verbringen. Dartmoor ist weit und soll es für mich auch bleiben.“
Tab Furlong sah die Konstabler an. „Bitte, lassen Sie uns allein!“ Die Polizisten gingen widerstrebend hinaus. Tab Furlong und sein Assistent blieben als einzige bei dem Statisten. Auch die Stenotypistin ging. Man konnte ihr ansehen, daß es ihr nicht recht war, daß man ausgerechnet dann, wenn es spannend wurde, auf ihre Mitarbeit verzichten wollte. „Glauben Sie an die Macht der Geister und Dämonen?“ fragte Tab Furlong. Phil Taylor nickte zögernd. Pete wollte etwas sagen, aber Tab gebot ihm zu schweigen. „Wer, glauben Sie, hat Doug Blondin auf dem Gewissen?“ schoß er seine nächste Frage ab.
Taylor sah von einem zum anderen. „Blondin wollte das alles nicht. Er hatte Angst vor den Aufnahmen. Stewart hat ihm gesagt, das wäre der große Durchbruch, was ja wohl der Wahrheit entsprach. Stewart verstand es, wortreich alle Bedenken Blondins vom Tisch zu wischen. Doug Blondin war ein sehr sensibler, vielleicht auch etwas labiler Mensch. Stewart wußte ihn zu nehmen. Blondin fraß ihm sozusagen aus der Hand. Ich hielt mich aus allem raus. Ich glaubte nicht an den ganzen Quatsch, obwohl ich ein ungutes Gefühl nicht leugnen konnte.“
„Und seit wann glauben Sie?“
„Seit Blondins Tod.“
„Was ist bei der letzten Teufelsbeschwörung vorgefallen?“
Taylor hob in einer hilflos anmutenden Geste die Schultern. „Das ist es ja eben: Ich weiß es nicht!“
Tab Furlong lehnte sich zurück. „Dann ist alles klar. Sie sind das Werkzeug gewesen! Sie haben den Mord verübt, ohne es selbst zu wissen!“ Phil Taylor wollte erregt aufspringen, aber Pete drückte ihn mit sanfter Gewalt auf seinen Platz zurück. „Sie brauchen keine Angst zu haben“, beruhigte Tab, „diese Tatsache wird unter uns bleiben!“
Taylors Atem kam stoßweise. In seinen Augen flackerte ein eigenartiges Feuer. „Warum tun Sie das alles für mich? Sie brauchen doch einen Erfolg. Ich glaube selbst, daß ich es war. Warum verhaften Sie mich nicht? Die Presse wird Sie zerreißen, wenn Sie es nicht tun.“
Tab Furlong stand auf und ging zur Tür. Unterwegs drehte er sich noch einmal um. „Die Antwort muß ich Ihnen leider schuldig bleiben. Vielleicht nur soviel: Ich mag es nicht, wenn Unschuldige hinter Gittern sitzen. Sie können nichts für das, was geschehen ist.“ Er öffnete die Tür und winkte einen der wartenden Konstabler herbei. „Führen Sie bitte Mr. Taylor zu den anderen!“
Kaum war das geschehen, stampfte Superintendent Kroog herein. Tab Furlong konnte es nicht verhindern, daß er eine Gänsehaut bekam. Das war seine eigene Reaktion auf bevorstehende Ärgernisse.
„Ich habe voller Sehnsucht Ihre Rückkehr erwartet“, begann Kroog gefährlich leise. „Leider haben Sie es weder eingesehen, daß es wichtig ist, das Handy auf Empfang zu halten - vor allem in solchen Zeiten! -, noch daß zumindest eine Rückmeldung unumgänglich ist.“
Tab Furlong nahm allen Mut zusammen. „Vielleicht darf ich Sie unterbrechen, Sir, aber ich kann Ihnen melden, daß wir der Lösung des Falles auf der Spur sind.“
Superintendent Kroog vergaß, was er noch alles hatte sagen wollen.
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