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Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)

Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)

Titel: Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.A. Hary
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nur noch vom Fluchtinstinkt getrieben. Undeutlich konnte ich mich erinnern, wie die Örtlichkeiten im Schloß waren. Mit einem Augenzwinkern hatte mir Frank erzählt, daß es einen Geheimgang gäbe. Er hatte mir sogar den Mechanismus erklärt. Daran dachte ich jetzt in meiner Not. Frank hatte behauptet, den Geheimgang durch puren Zufall entdeckt zu haben. Dabei war er aber plötzlich sehr ernst und nachdenklich geworden. Deshalb glaubte ich ihm nicht. Ich nahm vielmehr an, daß dieses eines der Geheimnisse von Pannymoore war. Womöglich hatte ihm auch seine verstorbene Frau davon geschrieben - nach ihrem Tode? Sie hatte ihm aus dem Jenseits schließlich mehrere Briefe zukommen lassen. Sie mußte außerdem die Örtlichkeiten als Geist wesentlich besser kennen als die Lebenden.
    Ich rannte den Gang entlang. Die Geister blieben hinter mir zwar zurück, doch hörte ich den keuchenden Atem und die stampfenden Schritte des Riesen. Er hatte sich bereits an meine Fersen geheftet!
    Eine Gangbiegung. Darum herum. Weiter! Stockfinster war es hier. Im Vorbeilaufen betätigte ich zwar den Lichtschalter, aber ohne jeglichen Erfolg. Ich tastete mich durch das Dunkel vorwärts. Hinter mir grünliches Leuchten. Die Geister: Sie nahten heran!
    „Ich bin es!“ wisperte es in diesem Moment an meinem Ohr. Ich erschrak so heftig, daß ich ins Stolpern kam. Aber zwei kräftige Hände verhinderten meinen Fall. „Ich bin es: Lady Ann! Im Moment achten die nicht auf mich. Sie sind abgelenkt - dank dir. Ich bin vorübergehend frei - und kann dir helfen! Allein wirst du den Geheimgang nämlich niemals wiederfinden können, Don Cooper, glaube mir! Du bist auf meine Hilfe angewiesen...“ Das glaubte ich ihr gern. Eine Antwort konnte ich ihr dennoch nicht geben. Wenigstens vorläufig nicht, denn dafür fehlte mir einfach der Atem.
    Die Unsichtbare drängte mich mit sanfter Gewalt weiter. Etwas knarrte in der Dunkelheit vor mir. Modergeruch schlug mir entgegen. Ich bekam einen sanften Stoß in den Rücken und taumelte vorwärts. Hinter mir wieder Knarren. Ich warf mich herum. Meine Hände tasteten. Eine Wand. Die Öffnung hatte sich wieder geschlossen. Die stampfenden Schritte des Riesen kamen näher, unaufhaltsam. Es würde für ihn keine Schwierigkeit bedeuten, zu mir zu gelangen, denn für ihn gab es keine festen Wände, die ein Hindernis bilden konnten.
    Ich wußte vor mir eine steile Steintreppe mit ungefügen Stufen. Es war gefährlich, in der Dunkelheit hinabzusteigen.
    „Narr, warum bist du nicht gegangen, als es noch an der Zeit war?“ fragte Lady Ann aus der Dunkelheit. Ihre Hand war kalt - die Hand einer Toten! Sie gab mir etwas zwischen die Finger. Es war länglich, rund... Eine Fackel? „Ja, eine Fackel!“ Konnte der Geist denn meine Gedanken lesen? „Natürlich kann ich das. Wenn ich mich einmal auf einen Lebenden eingespielt habe, ist das kein Problem mehr für mich. Manchmal gelang mir das sogar, als ich selber noch unter den Lebenden weilte.“
    Die Augen! Ich mußte an die Augen denken! Sie hatten mich damals ungeheuer fasziniert, als ich Lady Ann kurz in New York begegnet war.
    Eilig durchsuchte ich meine Taschen und fand endlich das Feuerzeug.
    Sie waren das Faszinierende an der Frau gewesen, ja, diese Augen! Wenn sie einen ansahen, war es wie ein Bann über einen gekommen...
    Das Feuerzeug schnippte. Die kleine Flamme spendete etwas Licht. Frank hatte mich nur einen kurzen Blick in den Geheimgang werfen lassen, bei der Schloßführung gestern. Ich erinnerte mich - und sah es genauso vor mir: Nach drei Schritten schon ging es steil abwärts. Was würde mich da unten erwarten?
    „Das Reich der toten Seelen!“ antwortete der Geist auf meine unausgesprochene Frage.
    Ich hielt die Feuerzeugflamme an die Fackel. Diese setzte sich sofort in Brand. „Reich der toten Seelen?“ wiederholte ich gedehnt. Nicht mehr viel trennte mich von dem Riesen. Ich mußte mich sputen, wollte ich ihm noch entrinnen. Schließlich mußte noch eine Dreiviertelstunde von mir überlebt werden, denn dann erst hatte ich das Ende der Mitternachtsstunde erreicht. Es erschien mir wie ein makabrer Scherz, wenn ich daran dachte. Wie sollte ich das denn schaffen, diese lange Zeit? In diesen Minuten konnte ich tausendfach den Tod gefunden haben.
    „Reich der toten Seelen!“ wisperte es aus dem Nichts, während ich die Treppe hinunterhastete, dabei bemüht, mir nicht den Hals zu brechen. Die tote Lady erschrak über meine Gedanken. Ich spürte es

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