Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)
diesmal - die Manifestation der Göttin Kali höchstpersönlich!
Bewegung geriet in sie. Sie kauerte sich auf den Boden nieder und starrte herüber. Aus ihren Augen zuckte ein Blitz, der sein Ziel genau in dem Leichnam des getöteten Hindupriesters fand. Ein Zucken ging durch den übel zugerichteten Körper. Er richtete sich auf, trotz seiner tödlichen Wunde. Diese Wunde schloß sich wie durch Zauberhand. Ein dankbares Lächeln entstand im Gesicht des Toten. Er rappelte sich vom Boden auf und verbeugte sich tief in Richtung der Göttin.
Diese sprach jetzt mit donnernder Stimme. Auch der Oberpriester, gekleidet in sein Büßergewand, verbeugte sich daraufhin. Noch bevor er sich wieder aufrichten konnte, traten die drei Priester zu ihm hin, rissen ihn freischwebend vom Boden hoch und trugen ihn fort.
„Er ist nämlich in Ungnade gefallen!“ klärte uns eine Stimme auf. Sie hatte ihren Ursprung direkt hinter uns.
Erschrocken fuhren wir herum.
*
„Ja, er ist tatsächlich in Ungnade gefallen“, wiederholte der Mann, der hinter uns stand. Es war ein Europäer, und sein akzentfreies Englisch bewies, daß er ein Landsmann von uns war. Und er war keineswegs allein gekommen: Hinter ihm drängten sich grimmig dreinblickende Gestalten herein. Auf einmal wirkte die Aushöhlung des Götzenkopfes wesentlich größer als bei unserer Ankunft. Nur eine Täuschung?
„Wer sind Sie?“ knurrte Don Cooper erbost. Vergeblich schaute er sich nach einem Ausweg um, aber unser Rückzug war abgeschnitten, und draußen, in der Höhle, wartete die Inkarnation des Bösen schlechthin: Kali!
Jetzt wurde mir klar, wieso der Raum größer erschien: Die ganze rückwärtige Wand war geräuschlos zurückgewichen, und der Engländer war nicht von unten gekommen, wie wir, sondern von dort: Es gab einen weiteren Zugang.
Der Engländer achtete gar nicht auf Don, sondern blieb mir zugewandt. „Der Oberpriester des Kali-Glaubens spielte zu hoch und mußte am Ende verlieren. Anfangs war er mir ja noch treu ergeben gewesen, aber dann hatte es ihn zu stören begonnen, daß er eigentlich nur als meine Marionette diente. Kaum einer der Kali-Anhänger weiß überhaupt von meiner Person. Ihnen gegenüber brauchte ich den Oberpriester als Strohmann. Aber ich allein halte die Fäden in den Händen. Und so habe ich diesen Kult ein wenig abgeändert - in meinem Sinne. Ich bin nicht etwa ein Lakai der Göttin, sondern beherrsche sie. - Zumindest bin ich ein ebenbürtiger Partner!“ Er lachte leise. „Ja, so kann man es sagen. Bis all ihre Macht vollkommen auf mich über gegangen ist und ich nur noch ihr Bildnis brauche. Das weiß sie, und sie vermag nichts dagegen zu tun, will sie nicht Gefahr laufen, daß ich den Kult einfach wieder sterben lasse. Ich habe ihn wieder ins Leben gerufen, und genauso kann ich ihn wieder für immer verschwinden lassen!“ Er runzelte die Stirn und musterte mich. „Sie beide haben sich wirklich großartig gehalten. Das muß Ihnen der Neid lassen. Obwohl Sie ohne Millair wohl kaum so weit gekommen wären. Eigentlich schade, daß ich keine Verwendung mehr für Sie habe.“
Ich wollte etwas sagen, aber er gebot mir mit einer energischen Handbewegung zu schweigen. „Übrigens, Millair hat mir bereits alles über Sie erzählt, was er weiß, wenn auch nicht ganz freiwillig. Leider fehlt allerdings eine wesentliche Information über Sie: Woher stammt ihre magische Kraft, die sie bis hierher begleitet hat?“ Er schüttelte den Kopf. „Na, egal: Wenn ich Sie beide opfern lasse, wird es meine Macht umso mehr nähren, da Ihre magischen Kräfte dadurch auf mich übergehen werden.“
Wie gut, daß Millair nichts von meinem Schavall mitbekommen hatte! Das bewährte sich jetzt.
Don schluckte schwer. Er deutete mit dem Daumen nach unten. „Gewähren Sie mir trotzdem noch eine bescheidene Frage?“
Der Engländer grinste ihn an.
Don sah das als Aufforderung an und fragte: „Ist das wirklich Kali - persönlich?“
„Gewissermaßen!“ bestätigte der Engländer. „Sie materialisierte, als ich das Siegel der Dämonenpriester einsetzte. Und jetzt hat sie den entseelten Leib des Hindupriesters mit neuem Leben erfüllt. Damit uns der Mann dient. Genauso wie die anderen beiden, die noch auf den Bahren liegen, uns dienen werden. So werde ich alle bedeutenden Männer nach und nach in meine Dienste stellen. Niemand wird auch nur ahnen, daß es sich nur noch um Untote handelt. Meine Macht über die Menschheit wird grenzenlos
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