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Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)

Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)

Titel: Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.A. Hary
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wir einen tiefer gelegenen Parallelgang. Er war viel breiter und höher als der Gang, in dem wir uns befanden. Aber wir sahen keine Möglichkeit, hinein zu gelangen. Dafür war die in die Gangwand gebrochene Öffnung wesentlich zu klein.
    Schon wollten wir uns wieder zurückziehen, als wir fernen Singsang hörten. War es das, was wir zunächst als eine Art Wimmern interpretiert hatten? Er verebbte und wurde abgelöst durch monotones Murmeln. Es näherte sich uns. Nein, nicht auf dem Gang, in dem wir uns befanden, sondern in diesem größeren Parallelgang! Viele Füße scharrten über den dort unten sandigen Boden. Aus dem Murmeln wurde wieder Singsang. Und dann bog die Prozession um die Ecke und wurde für uns sichtbar. Es mochte sich um etwa fünfzig Männer handeln. Sie hatten Gewänder an, die an Saris erinnerten, genauso wie die Priester, die wir im Tempel oben beobachtet hatten. Waren auch das hier allesamt Priester?
    Mir fiel ein, daß wir bis jetzt keine einzige Frau gesehen hatten. Immer nur Männer. Es schien typisch zu sein für diesen neuen Kali-Kult.
    Die glatzköpfigen Priester trugen drei Bahren, und auf diesen Bahren lagen Menschen, mit weißen Laken vollkommen abgedeckt. Waren sie tot? Daß dem nicht so war, sah ich, als die Prozession unseren Standort passierte, denn ich glaubte, unter einem der Laken eine Bewegung gesehen zu haben. Noch mißtraute ich dieser Beobachtung, als sich auf der zweiten Bahre der darauf liegende Mensch unter dem Laken halb aufrichtete. Die Priester achteten nicht darauf. Es war auch nicht nötig, denn der unter dem Laken verborgene Körper sank wieder kraftlos zurück.
    „Ich glaube“, flüsterte Don an meinem Ohr, „dieser Singsang und auch das Murmeln haben eine magische Bedeutung.“
    Ich nickte nur. Die Prozession verschwand um die nächste Biegung. Was sollten wir tun? Es blieb uns keine Wahl, wollten wir mehr erfahren: Die Trennwand war dünn genug, daß wir die Öffnung mit bloßen Fäusten vergrößern konnten. Bis sie groß genug war, daß wir hindurch kamen. Der Vorsprung der Prozession war nicht besonders groß. Wir holten sie bald ein. Es boten sich zwar keinerlei Deckungsmöglichkeit in dem Gang, aber keiner der Priester warf auch nur einmal einen Blick zurück. Sie waren wir in Trance. Es ging kreuz und quer durch das Labyrinth. Das gehörte scheinbar zu einem besonderen Ritual. Und dann verbreiterte sich der Gang zu einer großen Höhle. Es gab keinen Zweifel: Dies war genau dieselbe Höhle, in der wir die Vorbereitungen zu dem Ritual beobachtet hatten! Nur waren wir da von der anderen Seite gekommen. Don und ich wechselten einen Blick.
    Don winkte mir zu und ging diesmal voraus. Bevor wir die Höhle erreicht hatten, waren wir nämlich an einer Abzweigung vorbei gekommen. Von hier führte ein separater, schmälerer Gang scheinbar im Bogen um die Höhle herum. Don winkte mich hinein. „Vielleicht bekommen wir dort vorn irgendwo einen Logenplatz?“ flüsterte er. Ich konnte seine Zuversicht nicht teilen, folgte ihm aber trotzdem.
    Der Gang stieg sanft an, und dann leuchteten die Wände nicht mehr. Es roch feucht und modrig, und es ging bald immer steiler nach oben, bis er in einer Art Felsenkammer endete. Wir sahen es, weil aus einer seitlichen Öffnung Licht hereinfiel. Es war ein sehr dürftiges Licht, das seinen Ursprung noch weiter oben hatte. Aber nicht nur das. Von dort oben drang auch wieder der monotone Singsang der Priester deutlich zu uns herab. Hatten wir uns denn auf Umwegen schon wieder der unterirdischen Kulthalle genähert?
    Von Neugierde getrieben, krabbelten wir auf allen vieren durch diese Öffnung und gelangten in eine Art Kamin. Es gab Steigbügel, in den Felsen eingelassen, an denen wir hinaufkletterten. Oben fanden wir eine Kammer mit gleich mehreren Öffnungen. Und hier war der monotone, rituelle Singsang überdeutlich. Das war auch kein Wunder, denn wir befanden uns haargenau im Kopf der riesigen Statue!
     
    *
     
    Unser Erschrecken war durchaus berechtigt. Wir brauchten nur an das unnatürliche Leben zu denken, das die Statue oben im Tempel beseelt hatte. Wohlgemerkt: Massiver Stein war scheinbar zum Leben erwacht! Sogleich wollten wir uns wieder zurückziehen, ehe es dazu zu spät war, aber etwas hielt uns davon ab: Sämtliche anwesende Priester unten in der von hier aus gut überschaubaren Höhle wandten sich der genau gegenüberliegenden Wand zu. Sie bestand aus kahlem, massivem Felsgestein und bot für uns keinerlei

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