Teufelsjäger (Die Mark Tate-Saga) (German Edition)
Dann folgte ein ganzes Stakkato fremdartiger Laute, die irgendeiner unbekannten Sprache entliehen zu sein schienen. Berry Redliff ließ den Roman erschrocken fallen und sprang auf. Der Schrei war von unter Deck gekommen, hatte seinen Ursprung in der großen Kabine. Ohne zu überlegen, verließ Berry Redliff das Ruder und rannte zur Luke. Von unten drang Stimmengewirr zu ihm herauf. Dazwischen lautes Stöhnen, durchsetzt von kläglichem Wimmern. Berrys Herz pochte schier bis zum Halse, als er die Luke endlich aufriß. Unten brannte Licht. Jemand lag am Boden. Er schien wild um sich zu schlagen. Berry konnte es nicht genau erkennen, da sich die anderen um den Liegenden bemühten und somit die Sicht behinderten.
Er sprang den Niedergang hinab und rief: „Um Himmels Willen, was ist denn passiert?“ Sie bildeten eine Lücke, damit er es selber sehen konnte: Niels Orsted am Boden. Sein Körper zuckte wie unter heftigen Schlägen. Schaum stand ihm vor dem Mund. Die weit aufgerissenen Augen zeigten nur noch das Weiße. Das Gesicht war aschfahl. Berry Redliff war fassungslos.
Auf einmal blieb Niels Orsted ruhig liegen. Er schloß die Augen. Schon wollten die Freunde erleichtert aufatmen. Da ruckte er auf und schüttelte die Fäuste. „Er lebt!“ schrie er außer sich. „Verdammt soll er sein! Er lebt!“ Keiner wußte, was oder wen Niels meinte. Sie würden es auch nicht so schnell erfahren, denn der schwedische Playboy sank kraftlos wieder zurück. Dumpf traf sein Kopf auf die Planken. Er rührte sich nicht mehr...
17. Kapitel
Gegen Morgen fanden sie ihn: Luis Alonso, genannt Katschu. Er lag am Strand, alle viere von sich gestreckt. Der Fischer, der die reglose Gestalt im Morgengrauen als erster entdeckte, dachte erst, Katschu sei tot. Er schlug sofort Alarm. Aber Katschu lebte! Mit vereinten Kräften hoben sie ihn auf und trugen ihn zu seinem Haus. Er schien zwar mehr tot als lebendig zu sein, doch sein Herz arbeitete kräftig. Das war ein gutes Zeichen - allein schon deshalb, da sich sogar der Pulsschlag wieder normalisiert hatte. Es machte fast den Eindruck, als würde Katschu nur friedlich schlafen.
Seine Frau erschien schlaftrunken in der Tür, als die Prozession ihr Ziel erreicht hatte. Als sie erkannte, wem sie ihr da brachten, schlug sie unwillkürlich ein Kreuz und begann fürchterlich zu jammern. Erst als man ihr versicherte, Katschu sei in Ordnung, er habe nur das Bewußtsein verloren, wollte sie sich wieder beruhigen.
Einen Arzt gab es auf der Insel nicht. Die kleinen Wehwehchen der Dorfbevölkerung wurden normalerweise von Katschu behandelt. Der Älteste wurde gerufen. Alfonso Canalejas fungierte als eine Art Bürgermeister. Er war Fischer wie alle, doch hatte sein Wort das meiste Gewicht. Katschu und er lebten in einer Art Haßfreundschaft. Es gefiel Canalejas nicht, daß man Katschu soviel Respekt entgegenbrachte. Vielleicht fürchtete er auch um sein Amt. Doch Katschu hatte daran wenig Interesse, obwohl der Alte das nie begreifen wollte. Daraus resultierte sein ständiges Mißtrauen, das schließlich zu dem eigenartigen Verhältnis geführt hatte.
Alfonso Canalejas allein erschien den Dörflern nun kompetent, den Katschu zu untersuchen. Er warf sich in die Brust, weil man ihm dieses Vertrauen schenkte. Doch sein Stolz währte nicht lange. Als er nämlich den Katschu untersuchte und nichts fand, geriet er in die Zwickmühle. Aller Augen waren auf ihn gerichtet. Man erwartete von ihm eine Diagnose. Er hingegen konnte nur die Schultern zucken und murmeln: „Ich kann nichts finden. Er erscheint kerngesund. Keine Verletzung - nichts! Ich kann mir seinen Zustand absolut nicht erklären. Er scheint lediglich tief und fest zu schlafen.“ Murren entstand. Man zweifelte offen an seinen Fähigkeiten. Alfonso Canalejas brauste auf. „Verdammtes Pack, was wißt ihr denn schon? Bin ich denn ein Medizinmann wie Katschu? Er liegt da. Es geht ihm gut. Wir müssen halt eben abwarten, bis er das Bewußtsein wiedererlangt. Dann kann er uns ja selber erzählen, was ihm widerfahren ist.“ Das beruhigte die Gemüter keineswegs, doch beugte man sich seinem Wort und verhielt sich erst mal abwartend.
Die Minuten verstrichen quälend. Bekümmert sah Alfonso, wie seine Autorität mehr und mehr schwand. Er verfluchte im stillen dem Katschu die Knochen. Seit der Mann aus Afrika heimgekehrt war, hatte sich alles geändert, wie Alfonso glaubte. Früher war sein Wunsch Gesetz gewesen. Heute legte man viel
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