Teufelskreise (German Edition)
allerliebsten.« Ich hörte ihn grinsen.
»Ich brauche noch ein paar Sachen.«
»Was?« Ich hörte, wie er Celia zuflüsterte: »Nein, lass das alles noch im Wagen. Red braucht noch etwas.«
»Ein paar Frühstücksflocken für Kinder«, sagte ich.
»Ich habe schon Lucky Charms eingepackt. Ist das okay?«
Ich hätte es wissen müssen. »Nur wenn du bereit bist, sie zu teilen.«
»Okay. Dann brauchen wir noch eine zweite Packung.«
»Und noch eine von diesen Luftmatratzen und ein Laken dafür. Am besten ein weiches, pinkfarbenes.« Da Nana ihre eigenen Steppdecken mitgebracht hatte und ständig neue fabrizierte, mangelte es mir immerhin nicht an Decken. »Und Kekse. Oreos. Und Popcorn für die Mikrowelle.« Ich wusste, dass Beverley beides mochte.
»Oooooh. Ich hätte dich zwar eigentlich mehr als der Typ für Satinlaken, Champagner und Erdbeeren eingeschätzt, aber dass unsere große Nacht schon so bald kommen würde, damit hatte ich ganz bestimmt nicht gerechnet. Oreo-Krümel sieht man übrigens ziemlich deutlich auf Pink.«
»Das alles ist nicht für … uns.« Ich war so verlegen und frustriert, dass ich die Worte kaum herausbrachte.
»Schon gut, schon gut. Ich verbanne das Bild von dir in pinkfarbenen Flanelllaken und mit Oreo-Krümeln bedeckt sofort aus meinem Kopf.«
Heftig blinzelnd, als würde das mein Hirn, das sich in einer Art Schockstarre befand, wieder zum Arbeiten bringen, fiel mir nichts Besseres als Entgegnung ein als: »Hör auf damit, Johnny. Du hast versprochen, dich zu benehmen.«
»Wenn ich bei dir zu Hause bin, ja, aber im Moment bin ich hier«, erklärte er stolz und ließ seine Stimme wie ein Superheld anschwellen. »Im Supermarkt!«
Ich stellte mir vor, wie ihn die anderen Kunden misstrauisch beäugten. Ein Verrückter. »Na gut.« Celias Lachen drang durch das Telefon.
»Wer zieht denn noch ein?«, fragte er, jetzt wieder ernst.
»Ich erkläre es euch, wenn ihr wieder hier seid. Also nicht vergessen: Luftmatratze, Laken, Popcorn und Kekse.«
»Wie wäre es, wenn ich die Kekse backen würde? Meine sind mindestens doppelt so gut wie stinknormale Oreos.«
»Ich weiß. Aber mein neuer Gast mag lieber Oreos, vertrau mir.«
»Du bittest mich, dir zu vertrauen? Das wird ja immer besser, Red. Bis gleich.«
Ich zögerte. »Bis gleich.« Das Ende des Gesprächs war irgendwie seltsam gewesen. Ich starrte den Hörer noch ein paar Sekunden lang an, bevor ich einhängte, dann holte ich den Karton aus dem Wohnzimmer und ging die Treppe hinauf. Als ich auf halbem Weg Beverley auf den Stufen sitzend entdeckte, erschrak ich. »Ich habe dich gar nicht gesehen.«
»Danke.«
Ich stellte den Karton auf meine Hüfte. »Hm?«
»Dass du sie gebeten hast, für mich einzukaufen.«
»Du magst doch Pink, oder?«
»Ja.«
»Ich bin schon lange … keine junge Frau mehr.« Ich wollte nicht »kleines Mädchen« sagen. »Seitdem hat sich bestimmt vieles geändert. Aber wenn du mir ein wenig Zeit gibst, dann bin ich bestimmt wieder schnell auf dem Laufenden, das verspreche ich dir.«
Ich fühlte mich wie eine Niete, als ich den Karton in unserem Zimmer abstellte. Ich konnte ihr noch nicht einmal einen Schrank anbieten, in den sie ihre Habseligkeiten einräumen konnte. Mehr als den nackten Fußboden gab es hier nicht. Ich überlegte, ob wir den Rest ihrer Sachen aus Lorries Wohnung holen konnten, aber die wurde sicherlich noch polizeilich untersucht. Vivian hatte sich bestimmt nicht die Mühe gemacht, Beverleys Sachen zu besorgen. Miss Diamond hatte nichts dabei gefunden, dass dieses kleine Mädchen aus einem Karton lebte. Die Vorstellung tat mir in der Seele weh. »Sie werden noch mindestens eine Stunde brauchen. Wenn du dich ein bisschen ausruhen willst, kannst du gerne meine Luftmatratze haben.«
»Ja, ist gut.«
»Ich muss jetzt nach Theo sehen, aber, ähm … du kannst immer mit mir reden, wenn dir danach ist. Oder auch nicht. Ich meine, du musst natürlich nicht. Ich will nur, dass du das weißt.« Ich biss mir auf die Lippe, weil ich mich so nervös anhörte. Dann verließ ich das Zimmer.
Theos Monitore zeigten keine Auffälligkeiten, und ihr Infusionsbeutel war noch zu mehr als zur Hälfte gefüllt. Das würde eine Weile reichen. Als ich wieder einen Blick ins Gästezimmer warf, hatte Beverley ihren Karton neben meinen Kartonstapel gestellt und sich auf meiner Matratze mit einem von Lorries Pullovern und einer Plüschkatze zusammengerollt, deren Vorderbeine sie sich wie zu einer Umarmung um
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