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Teufelsleib

Titel: Teufelsleib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Name?«
    »Michaela.«
    »Und was machst du, wenn du dich nicht gerade von Hurenböcken besteigen lässt?«
    »Ich studiere.«
    »Und was?«
    »Germanistik und Philosophie.«
    »Willst du mich auf den Arm nehmen?«
    »Ich sag die Wahrheit«, jammerte sie mit Tränen in den Augen. »Kannst in meiner Handtasche nachsehen, da ist mein Studentenausweis drin.«
    »Und warum hurst du dann rum?«
    Sie wischte sich über den blutigen Mund. »Weil ich Geld brauche. Meine Eltern können mich nicht mehr unterstützen, mein Vater hat wegen einer beschissenen Krankheit seinen Job verloren.«
    »Das ist schlecht, aber leider nicht zu ändern. Bist du auf Dope oder Alkohol?«
    »Ich trink ab und zu was, aber ich bin keine Alkoholikerin. Und Drogen hab ich noch nie genommen. Hey, komm, lass mich am Leben, bitte! Ich könnte dich ja nicht mal beschreiben, und dein Autokennzeichen hab ich auch nicht. Bitte!«
    »Tja«, sagte er mit gespieltem Bedauern, »es gibt da nur ein klitzekleines Problem – ich habe die Entscheidung schon getroffen, heute eine Hure zu töten, bevor ich dich gesehen habe. Sagen wir’s mal so, du warst einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. Es hätte genauso gut eine andere treffen können. Ich hasse nämlich Huren.«
    Mit weit aufgerissenen Augen versuchte sie rückwärts wegzukriechen, doch er packte sie bei den Beinen und zog sie mit einem kräftigen Ruck wieder zu sich.
    »Wo willst du denn hin? Hier ist weit und breit nichts. Du brauchst auch keine Angst zu haben, ich werde es kurz und schmerzlos machen. Du wirst kaum was spüren.«
    »Hey, nicht, bitte, bitte, bitte!«, flehte sie ihn an, doch die Tränen, die sie vergoss, rangen ihm nur ein müdes Lächeln ab. »Ich werde auch garantiert nie wieder auf den Strich gehen. Heiliges Ehrenwort. Bitte, bitte, glaub mir doch, ich würde alles tun, wenn du mich nur leben lässt.«
    »Jede würde alles tun, das haben sie mir jedes Mal versprochen. Du bist nicht die Erste und auch nicht die Letzte. Du bist nur eine von vielen erbärmlichen Huren.«
    »Sag mir, was ich tun kann, und ich tu’s. Nur bitte, ich will nicht sterben, ich bin doch erst sechsundzwanzig. Und ich schwöre dir, ich würde niemals zu den Bullen gehen, die würden mir doch sowieso nicht glauben, weil ich bei denen in der Kartei stehe. Du gehst kein Risiko ein, wenn du mich am Leben lässt. Ich geh nicht zu den Bullen …«
    »Nein, das wirst du garantiert nicht, du Philosophin«, sagte er und stach im selben Moment das Messer siebenmal in ihre Brust. Blut lief ihr aus dem Mund, und er konnte im fahlen Licht der zwanzig oder dreißig Meter entfernten Straßenlaternen sehen, wie ihre Augen das blanke Entsetzen widerspiegelten und schließlich brachen.
    Er öffnete den Kofferraum, holte einen Schal heraus, legte ihn um Michaelas Hals und zog kräftig zu, bis er das Knacken des Kehlkopfs hörte. Zuletzt vollzog er das gleiche Ritual wie bei Linda Maurer.
    Die letzte S-Bahn nach Frankfurt fuhr in den Bahnhof ein, sie war fast leer, niemand stieg aus oder ein. Auch war kaum ein
     Auto unterwegs, die Gegend blieb verwaist.
    In der Handtasche fand er den Personalausweis und den Studentenausweis und steckte beides zusammen mit der Brieftasche in Michaelas Jacke, die er in den Schnee warf. Er grinste, als er den weiteren Inhalt der Handtasche sah, ihn aber nicht anrührte. Er ließ die Handtasche neben ihr liegen. Er zog seine Handschuhe gerade, stieg in seinen Wagen ein, fuhr auf die Straße und hielt noch einmal an. Er nahm einen Besen aus dem Kofferraum, ging die fünfzig Meter bis zu der Toten und verwischte sämtliche Reifen- und Fußspuren. Wenn genügend Schnee fallen sollte, wovon er ausging, würde dieser auch die letzten Spuren beseitigen.
    Er fuhr los. Das Licht schaltete er erst ein, als er ein paar Meter gefahren war. Nach acht Minuten langte er vor seinem Haus
     an und fuhr in die Garage.
    Zu Hause legte er sich auf die Couch und dachte an Michaela. Die ganze Zeit hatte er deren Bild vor Augen, wie sie an der Hauswand in der Taunusstraße lehnte, wie sie sich seinem Wagen näherte und den Kopf durch das Fenster steckte, wie sie sich im Auto auszog und ihm die Brüste zeigte.
    Diesmal hatte er keine Musik angemacht, kein Heavy Metal, keine Schlager. Es war still im Zimmer, während die Bilder von Michaela an ihm vorüberzogen. Sie hatte ihn über die Maßen erregt. Dabei war sie nur eine Straßenhure, die sich ihr Studium durch Prostitution der billigsten Art finanzierte. Aber ihre

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