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Teufelsmond

Teufelsmond

Titel: Teufelsmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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an, der Glen hat ihn zu den Brüdern geschickt.»
    Alrun wiegte den Kopf. «Geht jetzt», wiederholte sie. «Ich bin eine alte Frau. Die Geschehnisse der letzten Tage haben mich erschöpft. Ich muss ausruhen.»
    «Danke», sprach der Pater und verbeugte sich sogar ein klein wenig. «Ich danke Euch sehr. Ihr habt mir sehr geholfen. Und ich verspreche Euch, dass ich alles tue, was in meiner Macht steht, um diesen Spuk zu beenden.»
    Die alte Frau lächelte. «Ihr allein schafft es nicht, mein Lieber. Ihr braucht dazu das Mädchen. Ohne Karla werdet Ihr versagen. Also passt gut auf sie auf.»

[zur Inhaltsübersicht]
    Neunundzwanzigstes Kapitel
    Pater Fürchtegott kratzte sich den Bart und starrte vor sich hin. Auch Karla zog nachdenklich die Stirn in Falten. «Kann es sein», fragte sie und zupfte den Pater dabei am Ärmel, «dass das Dorf voller Geheimnisse ist?»
    «Wie?» Pater Fürchtegott betrachtete sie, als hätte er sie noch nie gesehen. Karla wiederholte ihre Frage: «Sind es die Dorfgeheimnisse, die den Leuten solche Angst machen?»
    «Es wird etwas geschehen. Schon sehr bald. Die Lage spitzt sich zu», erwiderte der Pater.
    Karla hob die Augenbrauen. «Was soll geschehen? Immerzu geschehen hier schlimme Dinge.»
    Der Pater wedelte mit dem Zeigefinger der rechten Hand vor seiner Brust hin und her. «Ich bin sicher. Sie fühlen sich in die Enge getrieben. Sie werden versuchen, sich und ihre Haut zu retten.»
    «Um Himmels willen, was meint Ihr nur?»
    Der Pater ließ Karla stehen und stob mit langen Schritten davon, als wäre er plötzlich in großer Eile.
    «Wohin geht Ihr?»
    Karla rannte ihm nach.
    «Zur Michelsmühle. Feuer muss mit Feuer gerächt werden. Das hat gestern Nacht der Glenbauer gesagt. Ich habe es gehört. Ich muss die Michelsmüller warnen.»
    «Ich komme mit», erklärte Karla.
    Der Pater blieb stehen. «Du wirst den Teufel tun. Ins Pfarrhaus wirst du gehen und dich nicht von der Stelle rühren, bis ich wieder da bin.»
    Karla schüttelte trotzig den Kopf. «Ihr müsst mich mitnehmen, Pater. Die Michelsmüller sind nicht mehr in der Mühle. Niemand ist dort. Und nur ich weiß, wo sie sich aufhalten.»
    Pater Fürchtegott seufzte. «Das gefällt mir nicht, Kind. Es könnte gefährlich sein.»
    «Bitte, Pater. Ich muss mit.»
    Wieder seufzte Fürchtegott. «Dann komm. Wenn ich dich nicht mitnehme, dann folgst du mir heimlich. So habe ich dich wenigstens im Blick. Aber versprich mir eines: Sobald Gefahr droht, bringst du dich in Sicherheit.»
    «Versprochen!» Karla nickte ernst.
    Der Pater schritt weiter, brummelte dabei vor sich hin. «Sie werden nicht warten, bis die Lazarener kommen; sie werden selbst handeln. Vor Angst sind sie fast irre, nachdem die Dorfschulzin sich in Brand gesteckt hat. Ich fürchte, sie rotten sich schon zusammen und beratschlagen.»
    Karla behielt das Dorf im Auge. Beinahe jedes Haus hatte mittlerweile einen Schutz aus Holzbrettern vor den Fenstern. Auf den Höfen herrschte Ruhe. Nicht ein Huhn gackerte, die Hunde waren eingesperrt, nicht einmal eine Katze saß irgendwo auf einer Schwelle. Nur aus den Ställen hörte man vereinzelt ein Schwein quieken, eine Kuh blöken. Auch der Hof des Dorfschulzen lag in völliger Stille. Die tote Schulzin war ins Haus gebracht worden, der Hof selbst ordentlich von Rußresten befreit. Jemand hatte eimerweise Wasser über die Stelle gegossen, an der die Schulzin in der Nacht einen grausamen Tod gestorben war. Und der Brunnen war abgedeckt. Nicht nur mit einem Brett zum Schutz für die Kinder, sondern mit Ketten verankert und mit Steinen beschwert.
    Karla runzelte die Stirn. Plötzlich aber kam ihr etwas in den Sinn. «Ich muss noch einmal zurück, Pater!»
    Fürchtegott blieb stehen. «Warum das denn?»
    «Die Michelsmüller, sie werden nichts zum Essen haben. Womöglich ist noch jemand erkrankt. Sie brauchen Milch für den Säugling.»
    «Gut. Wir gehen zurück ins Pfarrhaus und besorgen Nahrung. Vielleicht sollte ich auch meine Bibel mitnehmen und das Weihwasser. Schaden kann es jedenfalls nicht.»
    Wenig später eilten der Pater und Karla erneut am Schulzenhof vorbei. Karla schleppte einen großen Weidenkorb mit Brot und Speck, Eiern und Äpfeln. Der Pater trug in der linken Hand einen Weinschlauch und schwenkte mit der Rechten eine Milchkanne.
    Als die beiden an der Michelsmühle vorbeikamen, lag sie verlassen da, wie Karla vorhergesagt hatte. Pater Fürchtegott sah sich um, als könne er es nicht glauben.
    «Lass uns kurz ins

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