Teufelsmond
schon lange bei Pfarrer Dippel?»
Else krauste die Stirn. «Wozu musst du das wissen?»
«Ich muss es gar nicht wissen, ich wollte nur wieder freundlich zu dir sein. Gerade jetzt, wo dein Rücken so schmerzt und die Krankheit des Pfarrers dir so viel mehr Arbeit macht.»
«Oh, mein Rücken. Sprich mir bloß nicht davon! Die halbe Nacht habe ich mich im Bett herumgewälzt. Aber auf jeder Seite waren die Schmerzen gleich unerträglich. Das sticht und zieht und brennt. Alles auf einmal. Heute Morgen bin ich kaum hochgekommen. Und ist es jetzt besser? Nein! Natürlich nicht. Ich gehöre ins Bett. Mit einem heißen Stein und ein wenig Mohnsaft. Stattdessen stehe ich hier und koche für den Dippel kräftige Brühe. Und euch zwei muss ich auch noch versorgen!» Sie rang die Hände und warf flehentliche Blicke zur Küchendecke. «Herr, so hab doch Erbarmen mit einer armen, kranken Frau.» Und dann stöhnte sie gottserbärmlich und presste beide Hände ins Kreuz.
Karla, der die Scham noch immer in den Wangen brannte, ließ den Sauerteig fahren, packte Else beim Arm und geleitete sie zur Küchenbank. «Jetzt setz dich doch. Ich mache dir einen heißen Stein für deinen Rücken. Du hast recht, du solltest dich wirklich ein wenig schonen. Und sieh, jetzt kannst du es auch, ich bin ja da. Ich koche die Brühe fertig, braue dem Dippel einen Trank, backe das Brot und kümmere mich um das Mittagessen. Soll es dicke Bohnen mit Speck geben? Was meinst du? Wir können zwei Kellen der Rinderbrühe abnehmen.»
Else kniff die Augen zusammen und musterte Karla misstrauisch. «Was ist los mit dir? Warum bist du mit einem Mal so barmherzig?»
«Na ja, wir sind dir Dank schuldig. Du lässt uns in deinem Haus wohnen, du nährst uns und das alles für Gottes Lohn, denn ich glaube nicht, dass der Erzbischof dir dafür eine Rinderhälfte sendet. Du bist ein guter Mensch, Else. Es war dumm von mir, das Lied zu singen.» Karla fühlte sich tatsächlich ein wenig schuldig. Sie hatte gewiss anderes zu tun, als mit Else in einen gemeinen Küchenliederwettstreit zu treten. Sie wollte hier bleiben, hier im Pfarrhaus. Wenigstens noch eine kleine Weile.
Elses Gesicht entspannte sich ein wenig. «Wie gut, dass du wieder zur Vernunft gekommen bist», erklärte sie, während Karla mit zusammengebissenen Zähnen lächelte. «Ich hasse Zank und Streit. Jetzt hole mir den heißen Stein.»
Karla tat, wie ihr befohlen, schob der Else noch ein Kissen in den Rücken, brachte einen Schemel für die Füße und eine Decke, fragte: «Hast du jetzt alles, was du brauchst?»
«Hach, ich glaube, ein bisschen besser ist mir schon, aber der Rücken! Der ist noch immer schlimm! Meine Güte, wie der schmerzt und sticht.»
Karla nahm sich wieder ihren Sauerteig vor und knetete, was das Zeug hielt. Else hatte die Hände vor dem Bauch verschränkt und drehte Däumchen. «Das Leben hier ist weiß Gott nicht immer einfach», erzählte sie schließlich, als wäre nichts gewesen. «Der Dippel hat seine Launen. Wie das Wetter ist er. Einen Tag der helle Sonnenschein und am nächsten lässt er ein Gewitter auf mich herab, das sich gewaschen hat.»
Karla nickte und brummte. «Hm.»
«Als ich ein kleines Mädchen war, da war ich die Schönste im ganzen Dorf. Jeder strich mir über die Haare und sagte mir freundliche Worte. Ich war kaum größer als der Zaun, da kamen schon die Bauern zu meinem Vater, um für ihre Söhne zu sprechen.»
«Das kann ich direkt vor mir sehen», erklärte Karla und knetete eifrig den Teig. «Dein Haar ringelte sich bestimmt den halben Rücken hinab.»
Else fasste in ihre wirre, strohige Mähne, die jeden Glanz verloren hatte. «Oh, ja. Und alle wollten mich singen hören. Wie eine Nachtigall habe ich geklungen, da kannst du jeden fragen.»
Karla erinnerte sich an das Küchenlied, das Else vorhin mit scheppernder Stimme gebrüllt hatte. «Ich kann es mir gut vorstellen. Dein Gesang war sicher auch unserem Herrn eine Freude. Und dann? Wie ging dein Leben weiter?»
Bei dieser Frage verdüsterte sich Elses Gesicht. «Sei nicht so neugierig. Wie soll es weitergegangen sein? Jetzt bin ich hier, und du kannst mir ruhig glauben, dass ich andere Wünsche für meine Zukunft hatte.»
Karla wusste, sie war einen Schritt zu weit gegangen. «Ja, die Wege des Herrn sind unergründlich. Und ein jeder muss sich in sein Schicksal fügen. Aber manchmal kann man nicht so recht verstehen, was der Herr für unsereins beschließt.»
Die Else nickte. «Genau meine
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