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Teufelsstern

Teufelsstern

Titel: Teufelsstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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Vorhut. Aber es krochen noch mehr Kreaturen aus den Eingeweiden der Erde hervor, endlich befreit aus der Welt, die sie jahrhundertelang gefangen gehalten hatte.
    Die, die jetzt kamen, ähnelten keiner bestimmten Lebensform. Für Matt waren es widerliche Gestalten mit Ansätzen von Armen und Beinen. Einige hatten Hörner, andere Zähne, wieder andere hervorstehende Augen. Ein paar waren halb Mensch und halb Tier – ein Alligator mit Menschenbeinen, ein Schwein von der Größe eines Pferdes, eine riesige Kröte mit einem Vogelkopf. Und sie quollen aus der Erde, bis die ganze Wüste voll von ihnen war. Einige waren schwarz, andere grau. Gelegentlich waren Farbtupfer zu sehen: grüne Federn, weiße Zähne, das schmutzige Gelb von Eiter, der aus einer offenen Wunde tropfte. Sie standen vorerst nur da und atmeten die Luft der Welt, die sie zerstören wollten, während die Fliegensoldaten hinter ihnen aufgereiht waren und auf ihren ersten Befehl warteten.
    Ihr Anführer sollte noch kommen.
    Ein Blitz durchzuckte den Nachthimmel, und das Rumoren klang zunehmend tiefer. Nacheinander erschienen dreizehn weitere Figuren, diesmal Reiter auf Pferden, gekleidet in rostige Panzer und Lumpen. Jeder von ihnen war ein Riese, mindestens drei Meter groß. Es blitzte wieder, und sie verwandelten sich. Jetzt waren es Skelette auf fleischlosen Pferden. Noch ein Blitz, und sie wurden zu Geistern, Kreaturen aus Luft und Rauch. Sie machten kein Geräusch und bewegten sich wie Schatten über die Wüste. Dann stellten sie sich im Halbkreis auf und warteten. Es war noch kälter geworden, und Matt sah den weißen Hauch ihres Atems.
    Zuletzt entstieg der König der Alten dem Wüstenboden.
    Matt zitterte. Der König war viel größer als alle anderen Kreaturen, die bisher erschienen waren. Mit seinen Händen hätte er die Wolken berühren können. Jeder seiner Fingernägel war größer als Matt. Die Dunkelheit umhüllte die riesige Kreatur wie ein Mantel. Der König der Alten war zu gigantisch, um gesehen zu werden, zu grausig, um verstanden zu werden.
    Plötzlich bemerkte er Matt. Er roch ihn, ähnlich wie eine züngelnde Giftschlange ihre Beute wahrnimmt. Matt spürte, wie die Kreatur ihre Augen auf ihn richtete. Er begann, nach der Kraft zu suchen, die noch in ihm stecken musste, obwohl ihm klar war, dass sie niemals ausreichen würde. Sie hätten zu fünft hier sein sollen. Aber er war allein.
    Matt stand auf.
    »Geh zurück!«, schrie er. Seine Stimme klang lächerlich im Vergleich zu den Geräuschen der monströsen Wesen. Er war für sie sicherlich nicht mehr als ein winziges Insekt. »Du hast hier nichts zu suchen!«
    Der König der Alten lachte. Es war ein widerliches Geräusch, tief und tödlich wie der Donner, und es hallte durch die ganze Wüste.
    Rund vierhundert Meter weiter hörte Pedro dasselbe Lachen. Er drehte den Kopf in die Richtung, in der er Matt vermutete.
    »Matteo!«, rief er so laut er konnte.
    Matt hörte ihn. Die Prophezeiung war falsch gewesen. Er war doch nicht ganz allein. Pedro war in seiner Nähe, und wenn sie zu zweit waren, verdoppelte das seine Kraft. Mit neuem Schwung richtete er sich auf und schoss alle Energie, die er noch besaß, auf die riesige Kreatur, die vor ihm stand. Die ganze Wüste bebte. Der König der Alten kreischte und wich zurück. Alle anderen Kreaturen, die seinen Schmerz mitempfanden, kreischten ebenfalls. Später würde man sagen, dass dieses Geräusch in ganz Peru zu hören gewesen war. Es blieb jedoch ungeklärt, was es war oder woher es kam. Matt fühlte sich siegesgewiss. Die Alten schrumpften vor ihm zusammen wie Papierfetzen im Feuer. Pedro war bei ihm, und wenn sie beide nur noch ein paar Sekunden länger durchhielten…
    Aber Matt hatte seine Kraft ausgereizt, und sie drohte ihn zu verbrennen. Er sah zwei Sonnen, die seine Wimpern versengten. Etwas Schwarzes, größer als die Nacht, stürmte auf ihn ein und schlug ihn nieder. Er wurde zurückgeschleudert und krachte auf den Boden. Blut rann aus seiner Nase.
    Der König der Alten, schwer verletzt und geschwächt, warf einen letzten Blick auf den reglosen Körper. Dann versammelte er seine Horden um sich und verschwand mit ihnen in die Nacht.

DER HEILER
    Der Arzt war ein kleiner, gepflegter Mann mit hellbraunen Haaren und einer Brille. Unter dem Arm hatte er eine abgenutzte Arzttasche, die so voll war, dass sie nicht mehr zuging. Sein Name war Christian Nourry, und er war kein Peruaner, sondern Franzose. Er arbeitete für das Rote

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