Teufelstod: Band 2 (German Edition)
nötig, sie irgendwie herzulocken. Mit Damian hat die liebe Annie gleich alle beide zu mir geführt.« Er wandte sich Emily zu und lächelte schaurig. »Sie kommt von ganz allein.«
»Lass sie gehen!«, befahl Damian drohend. Er sprach leise, aber seine Worte hallten in der Höhle wider und schienen jeden Winkel zu erfüllen. »Du hast doch längst, was du willst. Ich bin hier. Es ist genug.«
Luzifer lachte auf. »Und was soll das bringen, hm? Soll ich dich töten, mein Sohn? Damit meine Freunde hier«, er wies in jene Richtung, wo die schattenhaften Gestalten nach wie vor um Emily schlichen, »dich nach Hause bringen? Wie lange würdest du dort bleiben? Du würdest erneut fliehen – in den Himmel.« Seine Stimme war voller Abscheu. Dann lächelte er plötzlich wieder und blickte zu Emily. »Nein. Du brauchst einen gewissen Anreiz in der Hölle. Wenn sie da ist, wirst auch du bleiben, Junge.«
Damian wurde deutlich blasser. »Sie hat nichts damit zu tun. Halt sie da raus! Du willst mich? In Ordnung, ich gehe mit dir.«
Ein entnervtes Seufzen war Luzifers Antwort. »Ach?«, sagte er höhnisch. »Auf einmal entsinnst du dich deiner Abstammung? Damit ich dein Püppchen in den Himmel gehen lasse? Nein, das hättest du dir früher überlegen müssen.« Er schüttelte langsam den Kopf. »Ich kann dir nicht mehr trauen.« Er klang ehrlich enttäuscht, seine Miene war ein Spiegel seiner verletzten Seele. »Du hattest genug Chancen. Sie ist schon einmal zu dir in die Unterwelt gekommen. Ich hätte euch eine gemeinsame Zukunft ermöglicht. Aber du hast mich betrogen.«
»Damian gehört nicht in die Hölle«, ließ Jophiel sich leise vernehmen. »Das kannst nicht einmal du ändern, Luzifer.«
Der Teufel wandte sich dem einstigen Engel zu und hob die Augenbrauen. »Und wohin gehört er? In den Himmel jedenfalls genauso wenig. Das müsstest du doch wissen, Engel.«
»Da hast du recht«, räumte Jophiel ein. »Und daher lass ihm dieses menschliche Leben, solange es dauert. Was bedeuten diese Jahre schon? Lass Damian seinen Weg alleine finden – und wer weiß, vielleicht führt er ihn ja in die Hölle zurück.«
Luzifer lachte verächtlich auf. »Mit meinem Bruder und einer ganzen Armee Engeln an seiner Seite? Wohl kaum.«
»Du kannst Damian dazu zwingen, in die Hölle zurückzukehren, aber damit machst du ihn nicht zu deinem Sohn. Schon gar nicht, indem du Emily an seine Seite zwingst. Lass die zwei ihr Leben leben, Luzifer. Du, vor allen anderen, müsstest doch verstehen, welch Schaden die Hölle einer Liebe zufügt. Willst du deinem Sohn dasselbe zumuten?«
Die Augen des Teufels verengten sich, das grüne Feuer schien nur noch durch einen schmalen Schlitz. »Du bewegst dich auf dünnem Eis, Engel. Wage es nicht, von ihr zu sprechen!«
»Sie war meine Schwester.«
»Sie war meine Frau !«
Jophiel nickte langsam. »Und du hast sie getötet.«
Emily sah zwischen den beiden hin und her. Die Erkenntnis der Bedeutung dieser Worte übergoss sie wie Eiswasser. Damians Mutter war Jophiels Schwester gewesen? Dann war Jophiel … Damians Onkel?
Auch alle anderen starrten die beiden an, niemand sprach ein Wort, und so führten Luzifer und Jophiel ihr Gespräch fort, als wären sie allein.
»Du hast sie aus dem Zwielicht geführt«, sagte Jophiel mit nur mühsam unterdrücktem Vorwurf in der Stimme. »Du hast sie in deine Welt gebracht, damit sie dir einen Sohn gebiert. Du hast sie erst benutzt und dann getötet.«
»So war das nicht.« Ein drohendes Knurren. »Sie kam freiwillig mit mir! Ich gab ihr alles! Alles!«
Jophiel lachte auf. »Gärten? Paläste? Schmuck? Was bedeuteten all diese Dinge in einer Atmosphäre der Bosheit? Du gabst ihr alles? Was ist mit deinem Herz?«
Ein wütender Schrei hallte durch die Höhle. Die Tropfsteine erzitterten, Geröll bröckelte ab und rieselte herunter. Emily hob schützend die Arme hoch. Sie erwartete das Ende, doch so plötzlich das Gewitter gekommen war, so schnell war es auch wieder vorbei.
»Kehre zurück!«, sagte Jophiel, offenbar unbeeindruckt von Luzifers Zorn. »Lass die beiden in Frieden! Du hast einen nicht wiedergutzumachenden Fehler begangen. Mach nicht noch einen, den du hinterher bereust.«
»Ich bereue gar nichts!«
Steine polterten von der Brücke – Will hatte das Gespräch genutzt, um sich aus Luzifers Reichweite zu stehlen, doch jetzt fuhr der Teufel zu dem verräterischen Geräusch herum.
»Nicht so schnell!« Er winkte den Jungen zu sich zurück.
Will
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