Teufelstod: Band 2 (German Edition)
Hand nach Emily aus. »Kommt, gehen wir in mein Büro. Dort können wir …«
»Nein.« Emily wich vor der Berührung zurück. »Hier und jetzt. Es tut mir leid, wenn ich unhöflich bin, eigentlich bin ich anders erzogen, aber ein Trip in die Hölle, eine zweifache Begegnung mit Luzifer und ein Freund oder Exfreund, der jetzt als Teufel die Unterwelt regiert, hatten einen unvermeidbaren Einfluss auf meine Fähigkeit zur Höflichkeit. Also verzeihen Sie, aber: Nein. Ich muss jetzt wissen, was Sie wissen, sonst …« Tränen traten in ihre Augen, und sie senkte schnell den Blick.
»Ich kann dir keine Antworten geben.«
Ihr Kopf fuhr hoch. Durch einen verschwommenen Schleier starrte sie ihn an. »Sie haben ihn umgebracht«, presste sie hervor. Das Bild von Damian in ihren Armen liegend flackerte vor ihrem geistigen Auge auf. So lange hatte sie es zu verdrängen versucht, doch jetzt sah sie es deutlich vor sich, das Blut an seiner Stirn … Dieser Mistkerl hatte ihm direkt in den Kopf geschossen, er … Jegliches Gefühl verschwand aus ihrem Körper, und im nächsten Moment saß sie im Gras, Will und Michael knieten vor ihr. Will hielt ihre Schultern umklammert. »Emily!« Er rüttelte sie leicht, aber Emily konnte nur die einzelnen schmalen Grasähren anstarren. Das Dröhnen in ihren Ohren war unerträglich. Er hatte sich so leicht angefühlt, dort im Wasser. Als wäre er bereits Luft. Dann hatte er sich tatsächlich aufgelöst. Zweimal. Sie hatte ihn verloren, zurückbekommen und wieder verloren. Und er hatte es nicht für nötig gehalten, sich irgendwie mit ihr in Verbindung zu setzen. Er hatte sie einfach … verlassen.
»Emily!«
»Wieso meldet er sich nicht bei mir?« Schluchzend strich sie mit den Händen über das Gras. Wie hatte sich die Wiese in ihrem Traum von Gänseblümchen angefühlt? Sie wusste es nicht mehr. Sie konnte sich nicht erinnern.
»Emily.« Michaels Stimme. Der Mörder.
Sie blickte auf, und Übelkeit stieg ihren Hals hoch. »Wieso haben Sie das getan?«, flüsterte sie und konnte in den Augen des Pastors tatsächlich Schmerz lesen.
»Es war der letzte Ausweg«, sagte er mit einer sanften Predigerstimme, die seinen Schäfchen bestimmt neuen Mut zu verschaffen vermochte. Aber nicht ihr. »Luzifer musste aufgehalten werden. Er ging zu weit.«
»Wir hätten bestimmt eine Lösung gefunden.« Kraftlos sank sie in Wills Arme und weinte. Mit einer Hand rieb er tröstend über ihren Oberarm, die andere ergriff ihre rastlos durchs Gras streifende Hand und hielt sie fest.
»Vielleicht verschieben wir diese Unterhaltung besser«, meinte er. »Emily, ich bring dich nach …«
»Nein.« Sie versuchte ihn wegzudrücken. Ohne Erfolg. Was war nur los mit ihr? Sie war doch sonst kein solcher Schwächling. Um Festigkeit in der Stimme bemüht, wandte sie sich wieder an Michael. »Sie hätten das nicht tun dürfen.«
»Es war Damians Wunsch.«
»Nein.« Fassungslos starrte sie ihn an. Damian hätte das niemals gewollt. Niemals!
»Emily.« Michael legte ihr die Hand auf die Schulter. »Luzifer wollte dich , er hätte dich nicht gehen lassen, ihr hättet laufen können, aber für wie lange, über die toten Körper wie vieler Unschuldiger? Er wollte dich. Und bevor Damian zuließe, dass du in die Hölle zu Luzifer gehst … Es war seine eigene Entscheidung. Es gab keinen anderen Weg.«
»Es gibt immer einen Weg. Das Gute …«
»Ja. Das Gute siegt immer. Du hast recht, denn das Gute wird von nun an die Hölle bewohnen.«
Emily schüttelte den Kopf. Sie kapierte gar nichts mehr. »Was kümmert Sie das?«, fragte sie ihn verständnislos. Sie kannte diesen Mann nicht einmal wirklich. Weshalb war er plötzlich in ihr Leben getreten? »Warum mischen Sie sich da ein?«
Michaels Lippen verzogen sich zu einem nachdenklichen Lächeln. »Sagen wir so: Auch ich habe Interesse daran, die Hölle zu einem besseren Ort zu machen, und ich wusste von Anfang an, dass solch ein Ort nur durch Damian entstehen kann.«
***
Emily lag im Bett und starrte zur Decke hoch. Britischer Rock dröhnte aus ihren Kopfhörern und war doch nicht laut genug, um ihre Gedanken zu übertönen. Es war erst früher Nachmittag, trotzdem lag sie mit Trainingshosen und T-Shirt bekleidet in ihre Decken gekuschelt, während draußen einer der schönsten Frühlingstage dieses Jahres an ihr vorbeizog. Will hatte sie nicht in die Schule gebracht und musste sich jetzt wohl mit Marita auseinandersetzen, weil Emily die Theaterprobe versäumte. Was
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