Teufelstod: Band 2 (German Edition)
was wir machen. Er wird immer gewinnen. Er kann alles tun. Er kann so viele Menschen töten, wie er will. Männer, Frauen, Kinder. So lange, bis wir aufgeben. Wieso nicht die Sache beschleunigen?«
»Was meinst du damit?«
Damian wandte sich ihm zu. »Wenn ich sterbe, gehört meine Seele … ihm. Ich kehre zurück. Mein Vater ist zufrieden, und es kehrt endlich Ruhe ein.«
»Nein.« Jophiel drückte seine Schulter. »Daran darfst du nicht einmal denken. Bereitest du deinem Leben jetzt ein Ende, war alles umsonst. Der Herr hat dir dieses Leben nicht geschenkt, damit du es leichtfertig wegwirfst.«
»Es gibt keine andere Möglichkeit.« Damian nahm einen Schluck und verzog das Gesicht. »Nicht, wenn ich die anderen beschützen will … und … für mich ist hier kein Platz. Ich hätte es wissen sollen.«
»Du willst also aufgeben? Ihn gewinnen lassen?«
»Welche Wahl habe ich denn? Ich dachte, ich könnte hier leben, in Frieden … mit Emily. Aber weder ist mir Friede vergönnt noch sie.«
Jophiel seufzte laut. »Habt ihr euch etwa gestritten? Siehst du deshalb alles so schwarz?«
Zornig knallte Damian das Glas auf den Tresen, doch der dicke Boden hielt seinem Ausbruch stand und zerfiel nicht in einzelne Scherben, wie er gehofft hatte. »Alles schwarzsehen?«, fragte er den Ex-Engel mit zitternder Stimme. »Sag mal, warst du heute nicht dabei? Du hast doch gesehen, was passiert ist. Wie viele sollen denn noch leiden, nur damit ich meinem Vater die Stirn bieten kann?«
»Du darfst nicht zulassen, dass er gewinnt. Es steht viel mehr auf dem Spiel, es geht um Größeres. Dein Vater kann sich nicht alles erlauben. Wir sind hier, um ihn in die Schranken zu weisen, und dazu musst du am Leben bleiben. Wenn du jetzt stirbst, ist nichts gewonnen. Luzifer wird dir nicht trauen. Er will Emily als Garant deines Gehorsams. Gib jetzt nicht auf! Du kamst der Liebe wegen hierher, dann kämpfe auch dafür.«
»Der Liebe wegen«, spottete Damian. Seine Zunge fühlte sich immer schwerer an, und in seinem Kopf kribbelte es, als hätten sich Ameisen dort eingenistet. »Ich bin einfach hierhergekommen«, sagte er, sich auf jedes Wort konzentrierend. Wieso fiel ihm das Sprechen auf einmal so schwer? »Sie wusste nichts davon. Ich habe sie nicht gefragt. Sie will mich nicht.«
»Unsinn«, entgegnete Jophiel. »Geh nach Hause, Damian. Schlaf dich aus, und dann rede mit ihr! Du wirst sehen, ihr werdet einen Weg finden, diese Hindernisse zu überwinden. Dein Vater wird eure Liebe nicht auseinanderreißen, er wird das Gute nicht zerstören. Ihr könnt gewinnen, ihr müsst nur zusammenhalten. Tut ihr das, hat er keine Chance.«
Damian lachte auf, ließ sich letzten Endes aber von Jophiel zurück zum Haus im Wald bringen. Anstatt jedoch hineinzugehen, wartete er, bis die Scheinwerfer in der Dunkelheit verschwunden waren. Dann machte er sich wieder auf den Weg. Annie lag falsch. Um Emily zurückzugewinnen, musste er handeln – und nicht tatenlos zusehen. Noch war er nicht bereit aufzugeben. Sie gehörte zu ihm – dies war sein einzig klarer Gedanke, während er durch die Finsternis torkelte.
Wer ist der Böse?
N ach einer heißen Dusche machte Emily es sich in ihren flauschigen Bademantel gewickelt mit einer Tasse Tee vor dem Fernseher im Wohnzimmer gemütlich. Die Suche nach Damian war erfolglos verlaufen, doch Will hatte versprochen, ihr bei Damians Eintreffen sofort Bescheid zu geben. Es blieb ihr daher nichts anderes übrig, als zu warten. Ihre Mutter war bereits zu Bett gegangen, nachdem Emily ihr mindestens hundert Mal versichert hatte, dass es ihr gut ging. Zwar war sie halb erfroren und vor Sorge um Damian erfüllt nach Hause gekommen, doch das musste sie ihr ja nicht auf die Nase binden. Eigentlich hatte sie vorgehabt, den Abend in trauter Zweisamkeit mit ihrer Mutter zu verbringen. Das Gespräch mit Will, der Entschluss, gegen Luzifer vorzugehen und Damian vor sich selbst zu retten, hatten dieses Vorhaben jedoch zunichtegemacht. So hatte sie lediglich gemeinsam mit ihrer Mutter zu Abend gegessen und dabei die unbeschwerte Tochter gespielt.
Ohne wirklich auf das Fernsehprogramm zu achten, schaltete Emily durch die Kanäle. Die Bilder zogen an ihr vorbei, während sie immer wieder auf ihr Handy blickte. Sollte sie Will anrufen? Vielleicht hatte er ja vergessen, sich bei ihr zu melden. Oder vielleicht redete er gerade mit Damian. Sie seufzte und machte den Fernseher aus. Nein, Will würde sie sofort anrufen. Damian war
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