Teufelswasser
haben gegenüber Herrn Beyer unmissverständlich angekündigt, mit ihm ein Gespräch führen zu wollen», ergänzte die Oberkommissarin. Sie hob die rechte Hand leicht an, um eine weitere Spitzfindigkeit zu unterbinden: «Mit dem Mesner, nicht mit dem Papst.»
«Sie haben außerdem mitbekommen», sagte wiederum Glaser, «dass Reinhold Müller Edelsteine verkauft hat.»
«Und wir wissen, dass die Steine nicht ‹sauber› waren», fügte die Oberkommissarin hinzu.
«Sie haben also die Gelegenheit genutzt und Müller zu erpressen versucht, damit er Sie beim Kauf des Säkularinstituts unterstützt», fasste Glaser zusammen, wohlweislich verschweigend, dass Margarete und Reinhold Müller gar nicht miteinander verwandt waren.
«Nun mal langsam.» Weisinger hob abwehrend beide Hände. «Als ich Müller beim Juwelier gesehen habe, hab ich sofort gewusst, um wen es sich handelt, das gebe ich zu. Und mir war auch klar, dass mit den Steinen was nicht in Ordnung sein konnte.»
«Herrn Beyer war das angeblich nicht so klar. Warum haben Sie ihn nicht gewarnt?»
Weisinger lächelte schräg. «Was wollen Sie jetzt von mir hören?»
«Alles. – Tun Sie sich keinen Zwang an», ermunterte ihn Glaser.
«Also ich sage nur so viel: Beyer ist der Fachmann für Edelsteine. Wir sind Geschäftsleute; und unter uns Geschäftsleuten erweist man sich gelegentlich eine Gefälligkeit, aber man mischt sich nicht in die geschäftlichen Angelegenheiten des anderen ein. Auf der Ebene müssen Sie das betrachten.»
«Es geht um zwei Morde», gab Juliane Vogt zu bedenken. «Auf der Ebene sollten Sie das betrachten!» Sie hatte ihren Stuhl etwas zurückgeschoben und die Beine übereinandergeschlagen, wodurch ihr knapp sitzender Rock noch besser zur Geltung kam. Glaser überlegte, ob es ihr am nötigen Ernst mangle.
«Ich habe ein Alibi», verteidigte sich Weisinger.
«Nur für den ersten Mord. Mich interessiert aber vor allem der Mord in Bad Kissingen; und bei diesem Mord stehen Sie blank da!», erwiderte Vogt.
Peter Weisinger waren der kurze Rock und die wohlgeformten Beine der Kommissarin gleichgültig. «Noch einmal: Ich habe diesen Reinhold Müller, außer im Juweliergeschäft, nie getroffen. Ich gestehe jedoch ein, ihn bald danach mal auf gut Glück von meinem Büro aus angerufen zu haben. Seine Nummer steht im Telefonbuch. Und ja, ich habe ihm, vielleicht ein wenig forsch, auf den Kopf zugesagt, wie merkwürdig ich es finde, dass er so wertvolle Steine verkaufen wolle. – Da hätten Sie ihn mal hören sollen! Der arme Mann ist fast zusammengebrochen, so fertig war er. Er hat mir sogar Steine angeboten. – Ich bin mir sicher, wenn Sie nachsehen, werden Sie noch welche finden.»
«Wir haben unsere Aufgaben diesbezüglich erledigt», merkte Glaser an und dachte an Laubmanns gutes Gespür für religiöse Details.
«Na bitte! – Ich hab mich natürlich auf Müllers Angebot nicht eingelassen.» Weisinger lehnte sich zurück, als gäbe es nichts mehr zu besprechen.
Juliane Vogt war hingegen wieder näher an den Tisch herangerückt. «Wir haben Sie per Computer überprüft: Sie sind wegen Betrugs vorbestraft. Unter anderem Scheckkartenbetrug.»
«Ach kommen Sie, die alte Geschichte! Die ist vergeben und vergessen!» Peter Weisinger schaute für einige Sekunden zur Seite, ehe er einatmete und die Kommissarin mit seinem stechenden Blick fixierte. «Das war eine Dummheit; ich bin dafür bestraft worden und hab meine Zeit abgesessen. Und jetzt lassen Sie mich bitte damit in Frieden! Mein Partner und ich bereiten ein umfangreiches Projekt vor, und Sie haben nicht das Recht, geschäftsschädigende Äußerungen über uns zu verbreiten.»
«Weswegen firmiert dann Ihr Partner, Herr Dr. Walther, als Projektleiter und nicht Sie, obwohl Sie doch der Immobilienberater sind?»
«Er hat von der medizinischen Seite des Projekts einfach mehr Ahnung als ich. Er ist der Arzt. Die Basis für eine solche Unternehmung kann außerdem gar nicht breit genug sein.»
Kommissar Glaser hatte das Gefühl, sie konzentrierten sich zu sehr auf Reinhold Müller und somit auf den Mord in Bad Kissingen. Der Mord an Margarete Müller im Bruderwald wurde eher vernachlässigt. Es sei denn, beide Morde waren direkt voneinander abhängig – seine Theorie –, sodass die Aufklärung des zweiten Mordes unmittelbar zur Aufklärung des ersten führen würde – oder umgekehrt. Nun gut, die Bevorzugung des zweiten Mordfalls mochte auch an der Anwesenheit der Kollegin aus
Weitere Kostenlose Bücher