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Teufelswasser

Teufelswasser

Titel: Teufelswasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
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Atemwegserkrankungen, weshalb für Kurgäste Bohlen-Gänge zwischen den Wänden aus Schwarzdornreisern angelegt worden seien. Und das funktioniere immer noch so. Deshalb werde das Wandeln in der solegetränkten Luft selbst heutzutage medizinisch empfohlen.
    Ernst Lürmann und Philipp Laubmann waren verblüfft über die Größe der beiden Gradiergebäude, die im rechten Winkel zueinander angeordnet waren, um jede Windrichtung zu nutzen. Sie bestaunten die Durchlässe, Treppenanlagen und Galerien. Über drei Stockwerke erstreckten sich innen und außen die Gänge, abgesichert durch Holzgelän der. Einem damit nicht vertrauten Besucher musste dies labyrinthisch erscheinen.
    «Wie eine Kathedrale», meinte Philipp in beinah echter Andacht. Das erinnerte ihn an die Wandelhalle im Kurbereich. Doch Lürmann bekam diesen Ausspruch gar nicht mehr mit, denn er war in einem der Gänge verschwunden. Erst bei einem Quergang trafen die beiden nach einiger Zeit und eher zufällig wieder aufeinander. Die Luft im Gradierwerk reinigte nicht nur ihre Lungen, sondern auch ihre Gedanken.
    Für den verbliebenen Rückweg in die Stadt hatten sie sich ein besonderes Vergnügen ausgesucht: eine Fahrt mit dem auf der Fränkischen Saale verkehrenden Ausflugsdampfer, der sie bis zum Stadtkern brachte. Rechtzeitig zum Mittagsmahl.

XXX
    DIE BEFRAGUNG DER ÜBRIGEN JUWELIERE, die auf der Liste des Mesners Reinhold Müller verzeichnet waren, hatte nichts erbracht. Er hatte, außer bei Eberhard Beyer, zwar bei zwei weiteren angefragt, aber nur telefonisch. Soweit zu ermitteln war, hatten beide sein Angebot abgelehnt. Bei den anderen Juwelieren hatte er es offenbar noch gar nicht probiert gehabt. Darüber hinaus hatte die Kriminalpolizei indessen mit Hilfe einer richterlichen Genehmigung Müllers Bankkonto eingesehen. Im Februar und im März, also nach den Verkäufen der Saphire und Smaragde an Eberhard Beyer, waren jeweils 4000 Euro bar eingezahlt worden.
    Der Immobilienberater Peter Weisinger hatte für Mittwoch, den 25. April, eine Vorladung erhalten. Oberkommissarin Juliane Vogt und Hauptkommissar Dietmar Glaser saßen ihm in jenem mit der einseitig verspiegelten Trennscheibe ausgestatteten Vernehmungsraum der Bamberger Polizeidirektion gegenüber. Kommissar Ernst Lürmann war in Bad Kissingen beschäftigt. Der «Beamten-Austausch» innerhalb der Sonderkommission «Zwillinge» klappte nach Glasers Ansicht wunderbar.
    Der karge Raum mit dem Tisch, den Hartplastikstühlen und der Uhr war so grau wie ehedem. An diesem Tag jedoch stand niemand hinter der Trennscheibe, es sei denn, jemand aus der kriminalpolizeilichen Führungsriege hatte sich unangemeldet dorthin begeben, um zu prüfen, ob die Oberkommissarin für Bamberg geeignet sei. Das Aufnahmegerät lief bereits. Wiederum hatte sich ein weiterer Beamter in Zivil halbrechts hinter dem Tatverdächtigen platziert und ließ ihn nicht aus den Augen.
    Kommissar Glaser begann unumwunden mit der Vernehmung Weisingers: «Wir gehen davon aus, dass Sie schon informiert wurden.»
    «Worüber soll ich informiert sein? Außer dass ich von Ihnen gerade über meine Rechte belehrt worden bin, habe ich hier drin keinerlei Informationen erhalten.»
    «Darüber, dass wir Ihren Bekannten aufgesucht haben, den Juwelier Eberhard Beyer. Hat er sich bei Ihnen nicht gemeldet? – Nein? Er ist wohl vorsichtiger geworden.»
    «Eberhard Beyer ist lediglich einer unserer Investoren. Und dass Sie dort waren, ist mir neu. Geht mich auch nichts an.»
    «Vielleicht doch. Wir haben von ihm nämlich erfahren, dass Sie den getöteten Mesner, Reinhold Müller, gekannt haben. Bei unserer ersten Befragung haben Sie das verneint.» Glaser strich sich lässig über den Oberlippenbart.
    Peter Weisinger blieb unaufgeregt. Nur unter seinem kurzgeschorenen schwarzen Haar hatte sich etwas Schweiß gebildet, was jedoch der Wärme im Vernehmungsraum zugeschrieben werden konnte. Die Klimaanlage war ausgeschaltet. «Ich kann mich zwar nicht erinnern, ob Sie mich das gefragt haben, aber falls ich es verneint habe, dann deshalb, weil wir einander nie persönlich vorgestellt worden sind. Den Papst in Rom kenne ich schließlich auch, ohne dass ich mit ihm bekannt bin.» Weisinger zog seine verschlissene Wildlederjacke aus und legte sie dreist über den Tisch.
    «Sie sind im Juweliergeschäft Ihres ‹Investors› allerdings nicht dem Papst, sondern dem Mesner begegnet.» Glaser fegte die spitzfindige Begründung Weisingers einfach weg.
    «Und Sie

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