Teufelswasser
einem Zopf geflochten.
Der Theologe Dr. Philipp Laubmann hatte versucht, seinen Bauch einzuziehen, was ihm jedoch nur kurzfristig und ungenügend gelungen war. Bereits vor dem Betreten der Sauna hatte er wieder Luft schöpfen müssen und beim Eintreten erst recht, weil ihn die Hitze fast erschlug. Aber was tat man als wissenschaftlicher Assistent nicht alles zu Forschungszwecken.
Dem drahtigen Lürmann schien die Hitze kaum etwas anzuhaben. Und der schlanke Pabst saß recht entspannt auf einer der aus Holz gefertigten Etagen. Ihm troff der Schweiß allerdings schon herab, was Laubmann unter anderen Umständen mit Genugtuung zur Kenntnis genommen hätte, da es ihm Freude bereitete, wenn nicht nur er zu schwitzen hatte.
«Ich wollte allein sein», beschwerte sich Rüdiger Pabst und wischte sich mit der blanken Hand die Schweißtropfen von seiner kahlen Kopfhaut.
«Aber Sie selbst haben mir diverse Anwendungen verordnet, auch Saunagänge», entgegnete Laubmann scherzhaft, obwohl es stimmte. Sein Handtuch hatte er der enormen Temperatur wegen sofort freiwillig abgelegt. Er und Lürmann hatten sich im rechten Winkel zu Pabst auf einer hölzernen Sitzstufe niedergelassen.
«Ihr Körpergewicht scheint sich aber noch nicht reduziert zu haben.» Dr. Pabst sah Dr. Laubmann bei dieser Bemerkung jedoch nicht einmal an, so, als sei das Gewicht des Patienten allgemein bekannt.
«Bei einer solchen Fürsorglichkeit wird mir ganz warm ums Herz und schwindlig im Kopf.» Philipp fuhr sich mit dem Stofftaschentuch über seine hohe Stirn. Er hatte es sicherheitshalber mitgebracht, damit ihm keine salzigen Schweißperlen in die Augen rannen. Doch es half nicht viel.
«Dass dir warm wird, liegt eher an den Aufgüssen», meinte Lürmann. Er schwitzte noch immer nicht so stark.
«Und am Körperumfang.» Pabst hätte die beiden Eindringlinge am liebsten der Sauna verwiesen.
Laubmann zeigte dezent auf Lürmann und tat so, als wolle er mit der Amtsbezeichnung angeben: «Er ist Kriminalkommissar.» Hauptsächlich aber wollte er schnell auf den Anlass für ihren Saunagang zu sprechen kommen, um der Hitze bald entgehen zu können, denn über deren Intensität hatte er sich vorab auch keine Gedanken gemacht.
«Kommissar Lürmann», stellte sich Ernst Lürmann vor.
Rüdiger Pabst stellte sich nicht vor, sondern spöttelte nur: «Haben Sie einen Dienstausweis?»
Lürmann versuchte automatisch, in die Innentasche seines Mantels zu greifen …
Pabst lächelte boshaft und wurde plötzlich direkt: «Hat Sie diese Kommissarin zu mir geschickt?»
«Wir sind unabhängig», schimpfte Laubmann, «was man von Ihnen nicht gerade behaupten kann.»
«Was bilden Sie sich ein!»
«Als einer von Engels Investoren sind Sie darauf angewiesen, dass seine Projekte Gewinne abwerfen.»
«Was geht Sie das an?»
Ernst Lürmann ergriff die Initiative, denn schließlich war er dienstlich hier, auch wenn man es ihm äußerlich nicht ansah. «Die kriminalpolizeilichen Ermittlungen in den Mordfällen ‹Müller› und ‹Müller› reichen längst bis in die Investoren-Kreise hinein.»
Dr. Pabst hatte geahnt, dass deswegen irgendjemand in seinen Privatangelegenheiten herumschnüffeln würde. «Sie wollen mich doch wohl nicht jetzt und hier vernehmen? – Was sind das für Methoden?» Er wischte sich erneut mit der Hand über die Kopfhaut.
«Wir passen uns nur den Gegebenheiten an. Die Mordfälle haben schließlich auch mit Wasser zu tun», erwiderte Ernst Lürmann nicht ohne Ironie.
«Das hier ist eine Sauna!»
«Wir stellen bloß ein paar Fragen», begütigte Dr. Laubmann Dr. Pabst scheinheilig. «Außerdem ist Wasserdampf ebenfalls Wasser, und Schweiß sowieso.» Philipps Stoff taschentuch war bereits durchnässt wie ein feuchter Lappen.
«Wir können das durchaus ändern, Herr Dr. Pabst, wenn Sie das wünschen» drohte Lürmann. «Ich kann Sie auffordern, mich zur hiesigen Polizeiinspektion zu begleiten.»
Rüdiger Pabst wollte selbstverständlich kein Aufsehen. «Von mir aus; dann stellen Sie mir eben Ihre Fragen. Aber bitte im Ruheraum um die Ecke. Da sind wir um diese Zeit auch unter uns. Ein zu ausgedehnter Aufenthalt in der Sauna ist nicht gesundheitsfördernd.»
Ein Gefühl unendlicher Dankbarkeit durchströmte Laubmann. Sie verließen die Sauna, kühlten sich in einem Tauchbecken ab und griffen sich frische Badetücher. Der Theologe war erstaunlicherweise als Erster damit fertig, obwohl er doch am meisten geschwitzt hatte. Er machte sich nicht
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