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Teufelswasser

Teufelswasser

Titel: Teufelswasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
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nach unten rutschte.
    «Und Ihr Alibi für den Mord im Moorbad», fügte Lürmann hinzu, «ist nicht ‹wasserdicht›, um beim Thema zu bleiben.»
    «Das ist an den Haaren herbeigezogen.» Dr. Pabst schüttelte den kahlen Kopf.
    «Meine Kollegin, Oberkommissarin Vogt, hat Ihre Arzthelferin, Frau Dietrich, befragt und erfahren, dass Sie zur fraglichen Zeit, entgegen Ihrer Aussage, keine Patienten mehr hatten, weil die beiden letzten – einer unentschuldigt, einer entschuldigt – nicht erschienen waren.»
    Dr. Pabst war überrascht. «Das hat sie mir gar nicht erzählt, dass sie befragt worden ist.»
    «Sie sollte Stillschweigen wahren.»
    «Aber sie war noch anwesend, Frau Dietrich, meine Arzthelferin.»
    «Nein, Frau Dietrich hatte am Freitag, dem 13. April, bereits vor 17 Uhr Feierabend gemacht; etwas früher als sonst. Folglich hat sie auch Frau Brenders Anruf bei Ihnen nicht mehr mitbekommen. Das heißt, außer Frau Brender selbst kann niemand bezeugen, dass sie bei Ihnen im Behandlungszimmer angerufen und Sie dringend gebeten hat, in die Moorbad-Abteilung zu kommen.»
    Rüdiger Pabst lachte kurz auf: « Eine Zeugin genügt doch wohl. Zudem halte ich Ihre Verdächtigungen für ausgesprochen niederträchtig, Herr … wie war Ihr Name gleich wieder?»
    «Lürmann, Kriminalkommissar Lürmann.»
    In diesem Moment schaute ausgerechnet die Badegehilfin Barbara Brender zur Tür herein. Sie machte Dr. Pabst darauf aufmerksam, dass er in einer halben Stunde einen Termin in der Stadt habe.
    Rüdiger Pabst entschuldigte sich bei den Herren, erhob sich und wollte schon, das umgebundene weiße Badetuch festhaltend, den Ruheraum verlassen, drehte sich aber noch einmal zu Laubmann um. «Ich möchte Sie nicht weiter behandeln, Herr Dr. Laubmann. Das unabdingbare Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient ist, denke ich, nachhaltig gestört. Ich werde Sie für die Untersuchung am Ende Ihrer Kur meinem Kollegen Dr. Goergen empfehlen.»
    Philipp hob bedauernd die Hand. «Dann muss ich Ihnen wohl mein Vertrauen als Kur-Patient auch entziehen, obwohl ich mich hier eigentlich zu keiner ‹Entziehungs-Kur› eingefunden habe.»
    Pabst begriff das Wortspiel Laubmanns nicht auf Anhieb, was ihn noch wütender reagieren ließ und zu einer unbedachten Bemerkung verleitete. «Mein Ziel ist es, mich in absehbarer Zeit selbständig zu machen und eine gediegene Privatpraxis zu eröffnen. Dann muss ich mich nicht mehr mit Kassenpatienten herumschlagen, diesen Hungerleidern, oder mit Eigenbrötlern wie Ihnen.»
    Laubmann betrachtete den Badearzt abschätzig. «Eventuell kommen Sie damit in der feinen Gesellschaft an, aber Sie verabschieden sich aus der menschlichen Gemeinschaft. Obwohl, die wird für Sie sowieso nicht viel zählen, nicht mal in Ihren Affären» – er wandte den Blick vom Arzt zur Badegehilfin –; «nicht wahr, Frau Brender?»
    Barbara Brender schaute befremdet, als Dr. Rüdiger Pabst sie, eine wegwerfende Handbewegung gegen Laubmann andeutend, vor sich her nach draußen drängte. Für einen Moment war es so still, wie es in einem Ruheraum eigentlich sein sollte.
    «Was war das denn?», fragte Ernst Lürmann. «Hat er jetzt sein wahres Gesicht gezeigt?»
    «Das ungeschminkte Gesicht eines Menschen, der nur sein Ich für den einzigen realistischen Maßstab hält.»
    «Du hast ihn aber auch ziemlich provoziert», kommentierte Lürmann.
    «Zumindest seine Freundin, hoffe ich. Sie hat ihren Geliebten immerhin schnell unter einem Vorwand hier herausgeholt; als ob sie an der Tür gelauscht und befürchtet hätte, er könne sich verraten.»
    «Und sie gleich mit, falls sie gemeinsam den zweiten Mord begangen haben.»
    «Vielleicht fängt sie irgendwann an, ihm nicht mehr zu trauen.» Laubmann zuckte listig mit den Augenbrauen: «Die Saat des Zweifels.»
    «Freut mich, dass du auch für Zweifel zu haben bist», sagte Ernst Lürmann und verabschiedete sich, um sich zur Umkleidekabine zu begeben. Er hatte noch eine dringende Verabredung mit der Oberkommissarin.
XXXII
    ER HATTE ES IHR VERSPROCHEN, und zwar gleich am Tag nach dem Mordanschlag. Daher war sie heute Morgen liebend gern nach Bamberg gekommen. Endlich. Philipp Laubmann konnte erst an diesem Donnerstag Zeit für sie erübrigen. Ihre Kur in Bad Kissingen hatte sie, trotz der seelischen Anspannung, tapfer durchgehalten, und sie wollte, auf das Bitten und Drängen der Kommissare hin, am Nachmittag wieder nach Kissingen zurückkehren.
    Philipp Laubmann und Gabriela Schauberg

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