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Teufelswasser

Teufelswasser

Titel: Teufelswasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
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ließ sich also nicht klären, von wo aus der Täter oder die Täterin den Park betreten hat, ob vom Gartentor, vom Haupteingang oder vom Schlossgebäude aus, und welcher Fluchtweg genutzt wurde. Das bedeutet, wir können im Hinblick auf die Spurensituation die Frauen des Instituts nicht aus dem Kreis der Verdächtigen entlassen.
    Punkt sieben: Beim zweiten Mord hingegen gibt es zu viele Fingerabdrücke. Obwohl die Behandlungsräume im Alten Kurbad oft und gründlich gereinigt werden, waren noch mehr als genug da. Der Mörder hätte angesichts der Abdruckmenge sogar auf Handschuhe verzichten können.»
    «Vermögen Sie denn anderweitig einzugrenzen, ob für die beiden Morde nur ein Täter verantwortlich war oder zwei beziehungsweise mehrere?», hinterfragte Philipp Laubmann den Vortrag des Kommissars.
    «Überhaupt nicht», bedauerte Glaser.
    Gemeinsam entwickelten sie deshalb mögliche Szenarien, wobei Ernst Lürmann Stichworte auf einem FlipChart, einem nahe dem Fenster stehenden Gestell mit einem überdimensionalen Papierblock darauf, unter Zuhilfenahme eines dicken roten Filzstifts in Blockschrift notierte:

    2 MORDE, 1 TÄTER (TÄTERIN), 1 MOTIV
    2 MORDE, 1 TÄTER, 2 MOTIVE
    2 MORDE, 2 TÄTER, 1 MOTIV
    2 MORDE, 2 TÄTER, 2 MOTIVE
    Auch Reinhold Müller könne den ersten Mord verübt haben, ob er nun mit Margarete Müller verwandt war oder nicht. Das müsse man mit einkalkulieren. Falls er der Täter war und die Morde zusammenhingen, könne sein Tod ein Racheakt gewesen sein; spontan allerdings, denn zwischen den Tötungsdelikten lägen nicht einmal 48 Stunden. Oder der Mesner sei zum Mord an seiner angeblichen Zwillingsschwester angestiftet und nach der Tatausführung beseitigt worden.
    «Wir haben übrigens die Anrufe kontrolliert, die seit dem 9. April, dem Tag seiner Abreise nach Bad Kissingen, auf dem Anrufbeantworter des Mesners eingegangen sind.» Dietmar Glaser zog ein Protokoll zu Rate. «Am 12. April, dem Tag nach dem ersten Mord, wurde ein Anruf von Gertrud Steinhag aus dem Säkularinstitut aufgezeichnet, wobei sie nur gesagt hat, sie werde ihn in Kissingen zu erreichen versuchen. Am selben Tag kam ein zweiter Anruf, und zwar aus einer Bamberger Telefonzelle. Der Anrufer oder die Anruferin hat jedoch nach der Ansage des Mesners, er sei zur Kur weg, aufgelegt. Der Anruf aus der Telefonzelle lässt sich leider auf niemanden konkret beziehen, weil der Anrufer nicht beobachtet worden ist. Am Montag schließlich, dem 16. April, ist eine Anfrage von einer Firma gekommen, die mit liturgischen Gerätschaften handelt und Weihrauchgefäße im Sonderangebot hat.»
    Zu guter Letzt rückte Philipp Laubmann noch mit einer für die Kommissare unerwarteten Information heraus, indem er ihnen die Prospekte der Kaufinteressenten präsentierte, die er aus dem Säkularinstitut mitgenommen hatte. Er erläuterte die Pläne, und wer die Initiatoren seien, ja er deutete an – weil er es nun für geboten hielt –, dass diese Heinrich Kornfeld, den Gärtner, ungebührlich bedrängt hätten.
    ***
    «Der hauptsächliche Anlass, warum ich Sie hergeholt habe», ließ Glaser gegenüber Lürmann verlauten, «sind neue Verdachtsmomente, die besonders aus einer Alibiüberprüfung resultieren: Franz Schaffers Alibi. Sie waren mit dabei, als der momentan einzige Mesner von Alt-Sankt-Anna angegeben hat, er sei zum Zeitpunkt des zweiten Mordes, also am Freitagnachmittag, in der Kirche gewesen. Wir haben Frau Adelheid Holzmann befragt, die Frau, die in der Sakristei geputzt hat und die von ihm als Zeugin benannt worden ist. Sie behauptet jedoch, ihn nicht gesehen zu haben. Schaffer hat also kein Alibi.»
    «Kollegin Vogt verfolgt meines Wissens einen anderen Ansatz», äußerte sich Lürmann. «Sie hat Barbara Brender in Verdacht.»
    Kommissar Glaser ließ keine Diskussion darüber zu. «Soll sie sich um die Badegehilfin kümmern; wir halten uns an Schaffer.»
    «Frau Brender war immerhin zur Zeit des zweites Mordes in der Moorbad-Abteilung zugegen», sagte Ernst Lürmann ein wenig pikiert.
    Doch auch Franz Schaffer konnte nach Bad Kissingen gefahren sein, da er einen Wagen besaß, «gebraucht gekauft».
    «Das finde ich nicht schlimm», meinte Laubmann; «ich fahre gleichfalls einen Gebrauchtwagen.»
    Glaser ignorierte den Theologen. «Gestern – und somit kommt der Ansatz der Kollegin am Rande doch noch zu seinem Recht – hatte ich ein Telefongespräch mit Frau Steinhag, der Leiterin des Säkularinstituts: Die Gärtnerei Brender, der

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