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Teufelswasser

Teufelswasser

Titel: Teufelswasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Fröhling & Andreas Reuß
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Vernehmung unter Angabe der Uhrzeit, 12 Uhr 09, formal für beendet und schaltete das Aufnahmegerät ab.
    «Himmelherrgottsakrament!» Glaser tobte, als er mit Lürmann allein war. «Dieser Aushilfsmesner geht mir so was von auf die Nerven!» Er war sich bewusst, dass der Moraltheologe seinen Fluch mitangehört hatte.

XXI
    DER REGENTENBAU WAR FÜR SOLCHE ABENDE eine der nobelsten Adressen in Bad Kissingen. Er war in den Jahren 1910 bis 1913 in der Art des Neoklassizismus erbaut und nach dem bayerischen Prinzregenten Luitpold benannt worden. Die monumentalen Säulen an der zur Saale schauenden Rückseite des majestätischen Gebäudekomplexes erweckten den Eindruck, als bewege man sich auf einen antiken Tempel zu. Auf der Vorderseite, zum Kurgarten hin, war dem nach innen gewölbten Hauptbau eine nach außen gerundete Halle mit darüberliegendem Balkon als imposanter Eingang vorgelagert.
    Der getäfelte Konzertsaal im Innern wurde wegen seiner Akustik gerühmt. Doch Bühne und Saal ließen sich zudem für Kongresse oder Empfänge nutzen, wobei sowohl die Konzertbestuhlung als auch auf besonderen Wunsch die Zwischenwände links und rechts, zum «Weißen Saal» und zum «Grünen Saal» hin, herausgenommen werden konnten. Und der Bauunternehmer Friedolin Engel hatte diesen Wunsch geäußert. Wenn er sich die Werbung für sein Kissinger Hotelprojekt schon allerhand kosten ließ, dann verlangte er auch das volle Programm. Der «Weiße Saal» war dem Rokoko nachgebildet, der «Grüne Saal» mit seinen Ornamenten an der Decke und den oben trichterförmig auslaufenden Säulen ließ den Jugendstil wiederaufleben.
    Am Eingang hatten sich schon vor Beginn des Galaempfangs Reporter, Fotografen und ein Kamerateam des Lokalfernsehens eingefunden, um auf mehr oder weniger namhafte Gäste zu lauern und für den morgigen Samstag zumindest noch einen brandaktuellen Kurzbericht zu liefern. Näheres zur Veranstaltung mochte dann am kommenden Montag gebracht werden. Das Kamerateam hatte zwei leistungsstarke Handscheinwerfer dabei, die, aus der Ferne betrachtet, wie Irrlichter in der Dämmerung umherzuschwirren schienen. Ein Streifenwagen verharrte an der Auffahrt.
    Natürlich durften weder ein breiter roter Teppich oder die Begrenzung durch dicke rote Kordeln noch die dezenten Hinweise durch livriertes Personal fehlen. Die 200 geladenen Gäste sollten nach der Ansicht Engels schließlich gleich wissen, wo's langging. Die Neugier der Bürger, Kurgäste und Touristen nahm man geschäftstüchtig in Kauf. Sogar Plakatständer der Investmentgruppe waren gut sichtbar aufgestellt worden. Eine punktuell beleuchtete Werbetafel hing am Balkon.
    Die bewährte Prominenz aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung, Medizin, Sport und Kultur, welche die Stadt und die Region aufzubieten hatten, traf in weiblicher oder männlicher Begleitung ab 20 Uhr wie nach einem abgesprochenen, festgefügten Ritual ein. Jede und jeder wollte beachtet sein. Sie alle wandelten, festlich gekleidet, durch die Vorhalle, zeigten den von außerhalb engagierten, betont freundlich auftretenden Hostessen ihre Einladungskarten und erhielten von ihnen ein Programmheft sowie die wohlbekannten Prospekte, worin sich das gastgebende Unternehmen mit seinen Projekten vorzüglich zu präsentieren wusste. Auf beiden Seiten des Vestibüls waren Gar deroben untergebracht, die selbst wie kleinere Nebenhallen wirkten.
    Anschließend gelangten die Gäste in den strahlenden Festsaal. Der hohe Raum schien ein einziges Lichtmeer zu sein, das bis in den letzten Winkel reichte. Der Bühne gegenüber erhob sich die «Königsloge», die ausgewählten Ehrengästen vorbehalten war. Friedolin Engel hatte für seine Person auf die Loge verzichtet, weil er sich lieber unter die bereits gewonnenen und die potentiellen Investoren mischte, um sie persönlich willkommen zu heißen.
    Während des Einzugs der Gästeschar spielte auf der Bühne das von Engel für den Galaabend engagierte Kurorchester populäre Liedmelodien aus Operetten und Musicals. Dazu knisterten die Seidenkleider der Damen, Gläser klirrten, das Sprechen und Lachen der geladenen Gäste waren zu hören.
    Auch Gabriela Schauberg und Philipp Laubmann waren unter den Gästen. Gabriela war als Vertreterin des Säkularinstituts von den anderen Mitgliedern gebeten worden, der Einladung zu folgen. Und da sie eine Begleitung mitbringen durfte, hatte sie ihrem kriminalistisch-theologischen Bekannten angeboten, diese Rolle zu übernehmen.
    Kaum schienen die

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