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Teufelszeug

Teufelszeug

Titel: Teufelszeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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Hand.
    Der Caddy ist ein Zweitürer, und noch bevor Lee ihn auffordert, nach hinten zu klettern, löst Terry seinen Sicherheitsgurt und wuchtet sich über die Vordersitzlehne. Während er noch mit dem Gleichgewicht ringt, rammt ihm Lee einen Ellbogen in den Hintern. Terry kippt zur Seite hin weg, und statt auf der Sitzbank zu landen, stürzt er kopfüber in den Fußraum. Aus Gott weiß was für einem Grund
steht da ein Werkzeugkasten aus Stahl. Terry kracht mit der Schläfe dagegen und zuckt vor Schmerzen zusammen. Er zieht sich auf den Sitz hinauf und drückt sich den Handballen gegen den ramponierten Kopf. Es war ein Fehler, hier so herumzuturnen - ihm ist so übel wie noch nie zuvor, und er hat das Gefühl, der ganze Wagen sei von der Hand eines Riesen hochgehoben worden, der ihn wie einen Würfelbecher langsam schüttelt. Terry schließt die Augen und kämpft gegen den Drang an, sich zu übergeben.
    Als sich sein Magen wieder so weit beruhigt hat, dass er es riskieren kann, die Augen zu öffnen, ist Merrin längst ins Auto gestiegen. Lee Tourneau hat sich ihr zugewandt. Terry betrachtet seine Handfläche und entdeckt einen glänzenden Blutstropfen. Auch wenn sich das erste Stechen bereits gelegt hat - er hat sich ordentlich den Kopf aufgeschürft; zurückgeblieben ist ein dumpfer, pochender Schmerz. Terry wischt sich das Blut an der Hose ab und blickt auf.
    Es ist offensichtlich, dass Merrin bis eben geweint hat. Sie ist blass und zittert wie jemand, der sich entweder gerade von einer Krankheit erholt oder sich gerade erst angesteckt hat. Sie probiert ein Lächeln - ein jämmerlicher Anblick.
    »Danke, dass ihr mich abholt«, sagt sie. »Ihr habt mir gerade das Leben gerettet.«
    »Wo ist Ig?«, fragt Terry.
    Merrin schaut zu ihm nach hinten, vermeidet es jedoch, ihm in die Augen zu schauen. Terry bereut sofort, dass er gefragt hat.
    »Ich … ich weiß nicht. Er ist weggefahren.«
    »Du hast es ihm gesagt?« Lee sieht sie fragend an.
    Auf Merrins Kinn bilden sich Falten. Sie dreht sich nach vorn, und ihr Blick schweift zum Fenster hinaus. Sie antwortet nicht.

    »Wie hat er es aufgenommen?«, hakt Lee nach.
    Merrins Gesicht spiegelt sich in der Windschutzscheibe, und Terry sieht, dass sie sich auf die Lippen beißt und mit den Tränen ringt. »Können wir nicht einfach losfahren?«, erwidert sie.
    Lee nickt, setzt den Blinker und wendet.
    Terry möchte sie an der Schulter berühren, möchte sie irgendwie beruhigen, möchte sie wissen lassen, dass er ihr, ganz gleich, was im Pit vorgefallen ist, nichts übelnimmt. Aber Terry berührt sie nicht, er hat sie noch nie berührt. Während der ganzen zehn Jahre, die er sie nun kennt, hat er stets freundlich die Distanz gewahrt, sogar in seiner Phantasie - er hat sich nicht einmal vorgestellt, mit ihr zu schlafen, obwohl er damit sicher niemandem wehtun würde. Und doch ahnte er, dass er damit etwas aufs Spiel setzen würde. Was genau, hätte er nicht erklären können.
    Stattdessen sagt er: »He, Merrin, willst du meine Jacke haben?« Sie zittert in ihren nassen Kleidern ganz entsetzlich.
    Offenbar fällt Lee das jetzt auch auf - merkwürdig spät, denn er hat sie fast die ganze Zeit angesehen und den Blick ebenso häufig auf sie gerichtet wie auf die Straße -, jedenfalls dreht er die Klimaanlage herunter.
    »Sch-schon in Ordnung«, sagt sie, aber Terry hat bereits sein Sakko ausgezogen und reicht es nach vorn. Sie breitet es über ihren Beinen aus. »Danke, Terry«, sagt sie ganz leise und dann: »Ihr glaubt bestimmt …«
    »Ich glaube gar nichts«, fällt Terry ihr ins Wort, »also entspann dich.«
    »Ig …«
    »Ig kommt schon klar. Mach dir keine Sorgen.«
    Sie schenkt ihm ein gequältes dankbares Lächeln, beugt sich dann zu ihm um und sagt: »Alles in Ordnung mit dir?«
Sie streckt die Hand aus und streicht ihm über die Stirn - dort, wo er gegen Lees Werkzeugkasten geknallt ist. Als sie die Finger zurückzieht, betrachtet sie das Blut darauf und schaut wieder ihn an. »Das … du brauchst’nen Verband.«
    »Schon okay. Mach dir keine Sorgen«, sagt Terry.
    Sie nickt und wendet sich ab. Sofort ist das Lächeln verschwunden, ihre Augen schweifen wieder in die Ferne, und sie starrt etwas an, was außer ihr niemand sieht. Ihre Hände falten etwas zusammen, immer und immer wieder, falten es auseinander und fangen wieder von vorn an. Eine Krawatte, Igs Krawatte. Aus irgendeinem Grund ist das schlimmer, als wenn sie in Tränen ausgebrochen wäre, und Terry senkt den

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