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Teufelszeug

Teufelszeug

Titel: Teufelszeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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Blick. Es fühlt sich nicht mehr im Entferntesten gut an, stoned zu sein. Wenn er sich nur irgendwo hinlegen könnte, völlig reglos, um für ein paar Minuten die Augen zu schließen! Ein kurzes Nickerchen machen und frisch und erholt aufwachen. Er fühlt sich beschissen und möchte jemandem die Schuld daran geben, sich über jemanden ärgern. Er entscheidet sich für Ig.
    Es ärgert ihn, dass sich Ig einfach davonmacht und Merrin im Regen stehen lässt. Das ist so kindisch, so albern - aber nicht wirklich überraschend. Merrin war Igs Geliebte und jemand, der ihn tröstete und half, wenn er nicht weiterwusste - sie beschützte ihn vor der Welt und war gleichzeitig seine beste Freundin. Manchmal hat Terry den Eindruck, dass sie schon seit ihrer frühen Jugend miteinander verheiratet sind, obwohl es als Highschool-Liebschaft begonnen hat und genau das auch geblieben ist. Terry ist sich sicher, dass Ig noch nie ein anderes Mädchen geküsst, geschweige denn gevögelt hat, und er hätte seinem Bruder ein paar mehr Erfahrungen in dieser Richtung gewünscht. Nicht etwa weil Terry etwas dagegen hat, dass er mit Merrin zusammen ist,
sondern weil … na ja, eben deshalb. Liebe verlangt einen größeren Zusammenhang. Eine erste Liebe ist ihrem Wesen nach unreif. Merrin wollte also, dass sie beide die Gelegenheit hätten, erwachsen zu werden. Na und?
    Morgen früh, auf der Fahrt zum Logan Airport, wird Terry die Gelegenheit haben, mit Ig unter vier Augen zu reden und ihm den Kopf zurechtzurücken. Er wird ihm erklären, dass seine Vorstellung von Merrin und von ihrer Beziehung - dass sie füreinander bestimmt sind, dass Merrin großartiger ist als alle anderen Mädchen, dass ihre Liebe vollkommen ist, dass sie gemeinsam von einem Wunder ins nächste taumeln - eine erstickende Falle sei. Wenn Ig Merrin jetzt hasse, dann deshalb, weil er herausgefunden habe, dass sie ein ganz normaler Mensch sei, mit Schwächen und Bedürfnissen und dem Verlangen, in der realen Welt zu leben und nicht in Igs Tagträumen. Sie liebe ihn genug, um ihn gehen zu lassen, und er müsse nun stark genug sein, es ihr gleichzutun. Wenn man jemand liebt, müsse man auch loslassen, und … Scheiße, das klingt nach einem Song von Sting.
    »Merrin, ist mit dir alles in Ordnung?«, fragt Lee. Sie zitterte noch immer am ganzen Leib.
    »Nein. J-ja. Ich … Lee, bitte fahr rechts ran. Sofort!« Ihre Stimme klingt scharf und bestimmt.
    Die Straße, die zur alten Gießerei führt, kommt rechts herangeschossen, eigentlich zu schnell, um noch abzubiegen, aber Lee tut es trotzdem. Terry stemmt eine Hand gegen die Rückseite von Merrins Sitz und verbeißt sich einen Schrei. Die Reifen drehen durch und ziehen eine Furche. Schotter spritzt in den Wald.
    Büsche streifen die Stoßstange, als der Cadillac, noch immer viel zu schnell, über die Spurrille holpert und der Highway
hinter ihnen verschwindet. Weiter vorn spannt sich eine Kette über den Weg. Lee bremst scharf, das Lenkrad flattert in seiner Hand, und das Heck droht auszubrechen. Als der Wagen steht, berühren die Scheinwerfer bereits die Kette, die sich vor dem Kühlergrill spannt. Merrin öffnet die Tür, reckt den Kopf hinaus und würgt. Einmal. Und noch einmal. Dieses Arschloch von Ig - jetzt, in diesem Augenblick, hasst Terry ihn.
    Er fühlt sich selbst auch nicht eben toll, nachdem er so durchgeschüttelt wurde. Sie sind eindeutig zum Stillstand gekommen, aber Terry hat noch immer den Eindruck, dass sie sich bewegen, dass sie zur Seite hin wegrutschen. Wenn er seinen Joint in der Hand hätte, würde er ihn aus dem Fenster schleudern - die Vorstellung, ihn sich in den Mund zu stecken, ist ihm zuwider, ebenso gut könnte er eine Kakerlake schlucken. Aber er weiß nicht mehr, was er mit ihm gemacht hat, jedenfalls hält er ihn nicht mehr in der Hand. Er fasst sich wieder an seine blutende Schläfe und verzieht das Gesicht.
    Der Regen trommelt leise auf die Windschutzscheibe. Allerdings ist das kein richtiger Regen, nicht mehr. Nur das Wasser, das der Wind von den Ästen über ihnen herunterweht. Noch vor fünf Minuten hat es so stark geregnet, dass die Tropfen auf der Straße tanzten, aber so ein Sommergewitter zieht meist ebenso schnell ab, wie es kommt.
    Lee steigt aus, läuft um den Wagen herum und geht vor Merrin in die Hocke. Er flüstert ihr mit ruhiger und vernünftiger Stimme etwas zu. Was sie entgegnet, scheint ihm nicht zu gefallen. Er wiederholt sein Angebot, und dieses Mal ist ihre Antwort

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