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Teufelszeug

Teufelszeug

Titel: Teufelszeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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einfallsreicher ist als der Durchschnitt. Eine Frau von der Ostküste mit abgewetzten Jeans
und ein paar Foreigner-CDs. Immerhin hat er inzwischen seine eigene Fernsehshow, und das ist schon die halbe Miete.
    »Was zum Teufel machen wir hier draußen?«, fragt Terry jetzt und starrt in den Regen hinaus. »Ich dachte, es wär Schicht im Schacht.«
    »Ich hatte den Eindruck, dass du dich schon vor fünf Minuten verabschiedet hast«, sagt Lee. »Du schnarchst, Alter. Ich kann es gar nicht erwarten rumzuerzählen, dass Terry Perrish meinen Beifahrersitz vollgesabbert hat. Das wird die Mädels schwer beeindrucken. Mein ganz persönliches Stück Fernsehgeschichte!«
    Terry öffnet den Mund, um etwas Schlagfertiges zu erwidern - dieses Jahr wird er mehr als zwei Millionen Dollar verdienen, und das zum Teil, weil er über die Fähigkeit verfügt, selbst dem übelsten Klugscheißer noch einen reinwürgen zu können. Doch ihm will nichts einfallen, sein Kopf ist vollkommen leer. Stattdessen zeigt er Lee Tourneau den Mittelfinger.
    »Glaubst du, Ig und Merrin sind noch im Pit?«, fragt Terry. Das Lokal müsste jeden Moment irgendwo rechts der Straße auftauchen.
    »Werden wir sehen«, sagt Lee. »Sind gleich da.«
    »Willst du mich verarschen? Die wollen uns bestimmt nicht sehen. Es ist ihr letzter gemeinsamer Abend.«
    Lee wirft Terry aus den Augenwinkeln einen eigentümlichen Blick zu. »Woher weißt du das? Hat sie dir das etwa erzählt?«
    »Was denn?«
    »Dass sie mit ihm Schluss macht. Heute ist nämlich buchstäblich ihr letzter Abend.«
    Terry ist augenblicklich hellwach - als hätte er sich auf eine Heftzwecke gesetzt.

    »Was zum Teufel redest du da?«
    »Sie ist der Meinung, dass sie zu jung waren, als sie zusammengekommen sind. Sie möchte auch mit anderen Männern ausgehen.«
    Terry ist völlig verblüfft. Unvermittelt führt er die hohle Hand mit dem Joint an den Mund, bevor ihm einfällt, dass die Tüte gar nicht brennt.
    »Du hast das wirklich nicht gewusst?«, fragt Lee.
    »Ich hab nur gemeint, dass das ihr letzter Abend ist, bevor Ig nach England geht.«
    »Oh.«
    Terry starrt abwesend in den Regen hinaus. Die Scheibenwischer kommen nicht nach. Als stünden sie in einer Waschanlage. Er kann sich Ig nicht ohne Merrin vorstellen, kann sich nicht vorstellen, was für ein Mensch er dann wäre. Ganz benommen von der Neuigkeit, braucht er eine halbe Ewigkeit, bevor ihm die naheliegende Frage einfällt.
    »Woher weißt du das alles?«
    »Tja, sie hat mit mir darüber geredet«, sagt Lee. »Sie hat Angst, ihm wehzutun. Diesen Sommer war ich beruflich viel in Boston und sie auch, also haben wir uns hin und wieder getroffen. Wahrscheinlich habe ich sie in den letzten Monaten häufiger gesehen als Ig.«
    Terry blickt in die Unterwasserwelt hinaus. Zu ihrer Rechten kommt ein rötlicher Lichtschimmer auf sie zu. Sie sind fast da.
    »Und warum willst du jetzt da vorbeifahren?«
    »Sie hat gesagt, sie ruft an, wenn sie jemanden braucht, der sie nach Hause fährt«, sagt Lee. »Und sie hat nicht angerufen.«
    »Dann braucht sie dich wohl nicht.«
    »Aber vielleicht ruft sie nicht an, weil sie durcheinander
ist. Ich möchte nur sehen, ob Igs Wagen noch dort steht. Der Parkplatz ist vorn raus. Wir müssen nicht mal anhalten.«
    Terry kann Lee nicht folgen, er kapiert nicht, warum er bei dem Lokal vorbeifahren und nach Igs Wagen schauen möchte. Ebenso wenig kann er sich vorstellen, dass Merrin Wert auf ihre Gesellschaft legt, wenn sie sich im Streit von Ig getrennt hat.
    Aber Lee bremst bereits und dreht den Kopf, um an Terry vorbei auf den Parkplatz zu spähen.
    »Ich glaube nicht …«, sagt Lee mehr zu sich selbst. »Ich will nicht … Ich glaube nicht, dass sie mit ihm nach Hause geht …« Fast klingt er besorgt.
    Terry ist schließlich derjenige, der sie entdeckt. Merrin steht am Straßenrand unter einem Walnussbaum mit ausladender Krone. »Dort. Lee, dort drüben.«
    Anscheinend bemerkt sie den Wagen im selben Moment. Sie tritt unter dem Baum hervor und winkt. Das Wasser strömt über die Scheibe auf der Beifahrerseite, und Terry sieht sie wie in einem Zerrspiegel - das impressionistische Gemälde eines Mädchens mit kupferrotem Haar. Sie hält etwas hoch, was auf den ersten Blick wie eine Votivkerze aussieht. Als sie mit einem Ruck stehen bleiben, sieht Terry, dass sie nur einen Finger abspreizt, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Sie rennt durch den Regen und hält dabei schwarze Stöckelschuhe in der

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