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Teufelszeug

Teufelszeug

Titel: Teufelszeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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Bienen, Erdnüsse, Pollen, Katzenhaare, New Hampshire und Anonymität. Das ganze Gemurmel war eine Nebenwirkung der Allergiemedikamente - wenn er sie nahm, schlief Terry immer tief und sonderbar ruhelos.
Jetzt brummte er etwas, was so nachdenklich klang, als wäre er gerade zu einer unangenehmen, aber wichtigen Schlussfolgerung gelangt.
    Ig schlich zum Bett hinüber und setzte sich auf den Nachttisch, wobei er noch immer das Messer in der Hand hielt. Ohne irgendwelchen Zorn zu verspüren, dachte er darüber nach, es Terry in die Brust zu stoßen. Er konnte es sich in aller Deutlichkeit vorstellen - wie er ihm erst das Knie auf die Brust setzte, um ihn auf dem Bett festzunageln; wie er dann nach einem Zwischenraum zwischen zwei Rippen tastete und das Messer ganz langsam hineindrückte, während Terry die Augen aufriss und sich aufzubäumen versuchte.
    Er würde Terry nicht umbringen. Dazu war er nicht in der Lage. Ig wäre vermutlich nicht mal dazu fähig gewesen, Lee Tourneau im Schlaf zu erstechen.
    »Keith Richards«, sagte Terry laut und deutlich, und Ig erschrak so sehr, dass er aufsprang. »Geile Show, echt wahr!«
    Ig musterte ihn und rechnete jeden Moment damit, dass Terry den Arm heben, sich aufsetzen und triefäugig blinzeln würde, aber sein Bruder war nicht wach, sondern redete nur im Schlaf. Über Hollywood, über seinen verdammten Job und darüber, dass er mit berühmten Rockstars auf Du und Du war, tolle Einschaltquoten hatte und jede Menge Models flachlegte. Vera war im Krankenhaus, Ig wurde vermisst - und Terry träumte davon, es sich im Hothouse -Paradies gutgehen zu lassen. Für einen Moment blieb Ig vor Hass schlicht die Luft weg. Zweifellos hatte Terry für den morgigen Tag bereits einen Rückflug an die Westküste gebucht. Er hasste die Provinz und blieb nie länger als unbedingt nötig, auch schon vor Merrins Tod.

    Ig sah keinen Grund, ihn mit all seinen Fingern nach Hause gehen zu lassen. Terry war so hinüber, dass Ig seine rechte Hand - seine Spielhand - nehmen, sie auf den Nachttisch legen und ihm mit einem Schlag alle Finger absäbeln konnte, bevor er aufwachte. Wenn Ig schon seine große Liebe verloren hatte, sollte es Terry nicht besser ergehen. Sollte er doch Kazoo spielen!
    »Ich hasse dich, du egoistischer Wichser!«, flüsterte Ig und packte seinen Bruder am Handgelenk, um es von seinen Augen wegzuziehen, und in dem Moment …
     
    Terry schreckt aus dem Schlaf und schaut sich triefäugig um. Er weiß nicht, wo er ist. Ein Wagen, der ihm nicht vertraut ist, auf einer Straße, die er nicht wiedererkennt. Es regnet so stark, dass die Scheibenwischer überfordert sind, und die nächtliche Welt dort draußen besteht nur aus verschwommenen Bäumen und einem sturmgepeitschten schwarzen Himmel. Terry reibt sich das Gesicht und versucht, einen klaren Kopf zu bekommen. Er hebt den Blick, und aus irgendeinem Grund erwartet er, dass sein kleiner Bruder neben ihm sitzt, aber stattdessen sieht er Lee Tourneau, der den Wagen durch die Finsternis steuert.
    Allmählich fällt ihm wieder ein, was heute Nacht alles passiert ist. Wie Jetons, die ein Plinko-Brett hinab zwischen den Stiften hindurchrutschen, purzeln die Erinnerungen ungeordnet durcheinander. Er hält etwas in der linken Hand - einen ausgedrückten Joint, kein kleines Grasfähnchen, sondern eine dicke Tulpe von der Größe seines Daumens. Heute Nacht waren sie schon in zwei Bars gewesen, und dann haben sie einem Lagerfeuer auf der Sandbank unter der Old Fair Road einen Besuch abgestattet. Lee und Terry sind auf Tour. Terry hat zu viel geraucht und zu viel getrunken und
weiß, dass er das morgen früh bereuen wird. Morgen früh muss er Ig zum Flughafen fahren, weil sein kleiner Bruder nach Merry Old England fliegt, Gott schütze die Königin. Bis dahin sind es nur noch ein paar Stunden. Wenn er die Augen schließt, hat er das Gefühl, dass Lees Cadillac wie ein Stück Butter in einer schräg gehaltenen Pfanne nach links wegrutscht. Es ist die Übelkeit, die ihn geweckt hat.
    Er setzt sich auf und versucht, sich auf seine Umgebung zu konzentrieren. Es sieht so aus, als befänden sie sich auf dem Highway, der in einem Halbkreis um die Randgebiete von Gideon herumführt. Aber das ergibt keinen Sinn - hier draußen ist nichts außer der alten Gießerei und dem Pit, und sie haben keinen Grund, einen dieser beiden Orte aufzusuchen. Nachdem sie die Sandbank verlassen haben, war Terry davon ausgegangen, dass Lee ihn nach Hause bringen würde, und

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