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Teufelszeug

Teufelszeug

Titel: Teufelszeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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zurückkehren wollte. Das Kreuz war ein Symbol für das, was allen Menschen gemeinsam war: das Leid. Und Ig hatte es satt zu leiden. Wenn irgendjemand an einen Baum genagelt werden musste, dann wollte er lieber den Hammer halten. Er fuhr rechts ran, öffnete die Schließe an
der Halskette und legte das Kreuz ins Handschuhfach. Dann richtete er sich wieder hinter dem Steuer auf.
    Er gab Gas, bis er Dale überholte hatte, und hielt dann an. Mit einiger Mühe griff er nach hinten, nahm die Mistgabel vom Rücksitz und stieg aus. Dale stolperte gerade weiter unten, bis über die Knöchel in schlammigem Wasser, an ihm vorbei. Ig trat zwei Schritte vor und schleuderte die Mistgabel. Sie klatschte direkt vor Dale in den Graben und blieb zitternd stehen. Merrins Vater stieß vor Schreck einen Schrei aus. Er wollte zurückweichen, setzte sich aber nur mit einem lauten Platschen auf den Hintern. Verzweifelt zappelte er mit den Armen, während er versuchte, auf die Beine zu kommen. Der Stiel der Mistgabel ragte kerzengerade vor ihm aus dem Wasser.
    Ig rutschte mit der Anmut einer Schlange, die durch nasse Blätter glitschte, die Böschung hinunter und packte die Mistgabel, noch bevor Dale aufstehen konnte. Er riss sie aus dem Schlamm und hielt sie drohend in die Höhe. An einem der Zinken hing ein Flusskrebs und wand sich im Todeskampf.
    »Genug gerannt. Steigen Sie ins Auto. Wir haben eine Menge zu bereden.«
    Dale saß im Schlamm und rang nach Luft. Er schaute den Stiel der Mistgabel entlang zu Ig hinauf und beschirmte schließlich mit einer Hand die Augen. »Du hast keine Haare mehr.« Pause. Dann, fast beiläufig: »Und du hast Hörner. Himmel! Was ist nur aus dir geworden?«
    »Nach was sieht’s denn aus?«, sagte Ig. »Ein Teufel in Blau natürlich!«

KAPITEL 42
    »Ich hab deinen Wagen auf den ersten Blick erkannt«, sagte Dale. Er saß wieder hinter dem Steuer und wirkte einigermaßen gelassen, so als hätte er mit seinem inneren Dämon Frieden geschlossen. »Und mir war sofort klar, dass ihn jemand in Brand gesteckt und ins Wasser geschoben hat. Ich habe geglaubt, dass du drin gewesen bist, als das passiert ist, und ich … ich war so …«
    »Glücklich?«
    »Traurig. So traurig.«
    »Wirklich?«
    »Dass nicht ich es war, der das getan hat.«
    »Aha.« Ig wandte den Blick ab.
    Er hielt die Mistgabel zwischen den Knien, die Zinken steckten in der Dachbespannung. Dale schien das, nachdem er eine Weile gefahren war, jedoch vergessen zu haben. Die Hörner spielten ihre stille Melodie, und solange Ig das Kreuz nicht trug, blieb Dale nichts anderes übrig, als danach zu tanzen.
    »Ich hatte zu große Angst, dich umzubringen. Dabei habe ich eine Pistole. Hab sie sogar extra gekauft, um dich zu erschießen. Aber der Einzige, den ich damit fast umgebracht hätte, war ich selbst. Irgendwann hab ich mir nachts den Lauf in den Mund gesteckt.« In Erinnerungen versunken,
schwieg er eine Weile und fügte dann hinzu: »Es hat fürchterlich geschmeckt.«
    »Ich bin echt froh, dass Sie sich nicht erschossen haben, Mr. Williams.«
    »Dafür hatte ich auch zu viel Schiss. Nicht weil ich Angst habe, dass ich in die Hölle komme, wenn ich Selbstmord begehe. Ich habe Angst, dass ich eben nicht in die Hölle komme … dass es überhaupt keine Hölle gibt. Und auch keinen Himmel. Einfach nichts. Meistens glaube ich, dass nach dem Tod rein gar nichts auf uns wartet. Manchmal empfinde ich das als Erleichterung. Dann wieder ist es das Schrecklichste, was ich mir vorstellen kann. Ich glaube nicht, dass ein gnädiger Gott mir beide Mädchen genommen hätte. Eine durch Krebs, die andere im Wald erschlagen. Ich glaube nicht, dass ein Gott, der es verdient hat, dass man zu ihm betet, den beiden das angetan hätte. Heidi betet noch immer. Sie hört gar nicht mehr auf damit. Sie betet für deinen Tod, Ig, seit einem Jahr schon. Als ich deinen Wagen im Fluss gesehen hab, da dachte ich … da dachte ich … nun ja. Gott hat sich endlich dazu durchgerungen, etwas zu tun. Aber nein. Nein, Mary ist auf ewig von uns gegangen, und du bist hier. Du bist immer noch hier. Du … du … du bist ein gottverdammter Teufel.« Er rang keuchend um Atem. Suchte nach Worten.
    »Sie sagen das, als wäre es etwas Schlimmes«, entgegnete Ig. »Hier links, bitte. Fahren wir doch zu Ihnen nach Hause.«
    Die Bäume am Straßenrand säumten einen wolkenlosen blauen Himmel. Ein schöner Tag für eine Spazierfahrt.
    »Du hast gesagt, wir hätten da etwas zu bereden«, sagte

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