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Teufelszeug

Teufelszeug

Titel: Teufelszeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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schien niemand zu Hause zu sein.
    »Was hältst du davon - ich mache blau und sauf mir bis Mittag die Hucke voll? Wollen doch mal sehen, ob sie mich dann rauswerfen. Ich hab seit sechs Wochen keinen einzigen Wagen mehr verkauft - die warten nur auf einen Anlass, mich zu feuern. Sie behalten mich doch eh nur aus Mitleid.«
    »Na also«, sagte Ig. »Das ist doch ein Plan.«
    Ig folgte Dale ins Haus. Die Mistgabel nahm er nicht mit. Er glaubte nicht, dass er sie brauchen würde.
    »Iggy, schenkst du mir bitte einen Drink ein? Ich weiß, dass du weißt, wo die Hausbar ist. Ihr habt euch früher hin und wieder daraus bedient. Ich möchte im Dunkeln sitzen und mich einfach nur ausruhen. Ich fühle mich gerade ein bisschen seltsam.«
    Das Elternschlafzimmer befand sich am Ende eines kurzen Flurs, der mit einem schokoladenbraunen Wollteppich ausgelegt war. Früher hatten hier überall Bilder von Merrin
gehangen, aber die waren nun fort. Sie waren durch Bilder von Jesus ersetzt worden. Zum ersten Mal am heutigen Tag war Ig richtig wütend.
    »Warum haben Sie die ganzen Bilder von Merrin abgehängt und stattdessen alles mit ihm vollgepflastert?«
    »Das war Heidis Idee. Sie hat sie alle weggeräumt.« Dale schleuderte seine schwarzen Slipper von den Füßen und schlenderte durch den Flur. »Vor drei Monaten hat sie Merrins Bücher zusammengepackt, ihre Kleider und deine Briefe an sie, und alles auf den Speicher geräumt. Merrins Zimmer ist jetzt ihr Büro. Da drin stopft sie Briefe in Umschläge, lauter christlichen Kram. Sie verbringt mehr Zeit mit Father Mould als mit mir, geht jeden Morgen in die Kirche und am Sonntag von früh bis spät. Auf ihrem Schreibtisch steht ein Jesusbild. Sie hat keine Aufnahme von mir oder von einer ihrer Töchter, aber ein Bild von Jesus. Am liebsten würde ich sie aus dem Haus jagen und ihr die Namen ihrer Töchter hinterherbrüllen. Weißt du was? Du solltest auf den Speicher gehen und die Kisten holen. Ich würde gern die ganzen Fotos von Mary und Regan ausgraben. Dann könnte ich Heidi damit bewerfen, bis sie zu flennen anfängt. Ich könnte ihr sagen, dass sie, wenn sie die Bilder unserer Mädchen loswerden will, sie schon fressen muss. Eines nach dem anderen.«
    »Klingt ein bisschen anstrengend für so einen heißen Nachmittag.«
    »Aber das würde mir Spaß machen. Es würde mir richtig guttun!«
    »Aber nicht so gut wie ein Gin Tonic.«
    »Nein«, sagte Dale. Er stand auf der Schwelle zum Schlafzimmer. »Bring mir bitte einen, Ig. Einen ordentlichen.«
    Ig ging in Dales Arbeitszimmer. Früher war das eine Galerie gewesen, die der Kindheit und Jugend von Merrin Williams
gewidmet war: Merrin mit Kriegsbemalung und Fellumhang; Merrin auf ihrem Fahrrad, breit grinsend, einen Haufen Chrom im Mund; Merrin in einem einteiligen Badeanzug, wie sie auf Igs Schultern sitzt, während Ig bis zur Hüfte im Knowles River steht. All die Bilder waren fort, und das Zimmer sah aus, als wäre es von einem Immobilienmakler eingerichtet worden, um am Sonntagmorgen besichtigt zu werden. Als würde hier niemand mehr leben.
    Hier lebte auch niemand mehr. Schon seit Monaten nicht. Hier bewahrten Dale und Heidi Williams nur noch einigen Kram auf, sonst bedeutete ihnen der Raum in etwa so viel wie ein Hotelzimmer, in dem sie zufällig übernachteten.
    Die Bar befand sich jedoch noch dort, wo sie immer gewesen war, im Schrank über dem Fernseher. Ig mixte Dale einen Gin Tonic, wofür er Tonic aus dem Kühlschrank in der Küche holte; er tat etwas Minze hinein und drückte einen Orangenschnitz in das Eis. Auf dem Weg zurück ins Schlafzimmer blieb er mit dem rechten Horn fast an einer Schnur hängen, die an der Decke baumelte. Ig schaute hoch und …
    … da waren sie wieder, in den Ästen des Baumes über ihm - die Unterseite des Baumhauses und die mit weißer Farbe auf die Falltüre gemalten Worte: DIE IHR HIER EINTRETET, SEID GESEGNET. Ig hatte das Gefühl, das Gleichgewicht zu verlieren und …
    … schüttelte die plötzliche Benommenheit ab. Mit seiner freien Hand massierte er sich die Stirn und wartete, bis er wieder einen klaren Kopf hatte und das Übelkeitsgefühl sich legte. Für einen kurzen Moment wusste er wieder, was im Wald geschehen war, als er betrunken zur Gießerei gegangen war, um zu toben und herumzubrüllen, doch dann war es wieder fort. Ig stellte das Glas auf den Teppich und
zog an der Schnur; mit einem lauten Quietschen der Federn klappte die Falltür zum Speicher herunter.
    Schon auf der

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