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Teufelszeug

Teufelszeug

Titel: Teufelszeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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Dale. »Aber über was sollen wir überhaupt sprechen, Ig? Was willst du von mir?«
    »Ich möchte Ihnen sagen, dass ich nicht weiß, ob ich Merrin
so sehr geliebt habe wie Sie, aber ich habe sie so sehr geliebt, wie es mir möglich war. Und ich habe sie nicht umgebracht. Was ich der Polizei erzählt habe, von wegen, dass ich hinter dem Dunkin’ Donuts eingeschlafen bin, das ist wahr. Lee Tourneau hat Merrin vor dem Pit abgeholt. Er hat sie zur Gießerei gefahren. Er hat sie ermordet.« Nach kurzem Zögern fügte Ig hinzu: »Ich erwarte nicht, dass Sie mir glauben.« Aber natürlich tat er das. Auch wenn es vielleicht ein wenig dauerte. Der neue Ig konnte sehr überzeugend sein. Die Leute glaubten fast alles, was ihr innerer Dämon ihnen erzählte. In diesem Fall stimmte es sogar, aber Ig vermutete, dass er Dale auch davon überzeugen konnte, dass Merrin von Clowns umgebracht worden sei, die sie in ihrem winzigen Clownauto vom Pit abgeholt hatten. Fair war das nicht. Andererseits, was hatte es ihm bisher gebracht, fair zu sein?
    Dale überraschte ihn jedoch, als er sagte: »Warum sollte ich dir glauben? Verrat mir nur einen einzigen Grund.«
    Ig streckte die Hand aus, legte sie Dale auf den bloßen Unterarm und zog sie dann wieder zurück.
    »Ich weiß, dass Sie, nachdem Ihr Vater gestorben ist, seiner Geliebten in Lowell einen Besuch abgestattet und ihr zweitausend Dollar gegeben haben, damit sie verschwindet. Und Sie haben ihr gedroht, dass Sie, wenn sie noch mal betrunken bei Ihrer Mutter anrufen sollte, wiederkommen und ihr die Zähne einschlagen würden. Ich weiß, dass Sie mit einer Sekretärin im Autohaus einen One-Night-Stand hatten, und zwar bei der Weihnachtsfeier im Jahr vor Merrins Tod. Ich weiß, dass Sie Merrin einmal mit der Faust ins Gesicht geschlagen haben, weil sie ihre Mutter eine Schlampe genannt hat. Vermutlich gibt es nichts, weswegen Sie sich mehr schämen. Ich weiß, dass Sie Ihre Frau seit fast zehn Jahren nicht mehr lieben. Ich weiß von der Flasche in
der linken Schreibtischschublade Ihres Büros und von den Pornoheften zu Hause in der Garage. Ich weiß, dass Sie nicht mehr mit Ihrem Bruder reden, weil seine Kinder noch leben und Ihre tot sind …«
    »Hör auf. Hör bitte auf!«
    »Und ebenso weiß ich, dass Lee es getan hat«, sagte Ig. »Wenn ich jemanden berühre, weiß ich plötzlich Dinge, die ich gar nicht wissen dürfte. Und die Leute erzählen mir alles Mögliche. Was sie wirklich tun möchten. Sie können nicht anders.«
    »Die schlimmen Dinge«, sagte Dale und rieb sich mit zwei Fingern die Schläfe, »kommen mir gar nicht so schlimm vor, wenn ich dich anschaue. Sondern eher wie etwas, was … was Spaß machen könnte. Wenn sich Heidi heute Abend hinkniet, um zu beten, dann sollte ich vielleicht vor ihr auf dem Bett sitzen und ihr sagen, sie soll mir doch einen blasen, wenn sie schon da unten ist. Oder wenn sie mir mal wieder erklärt, der liebe Gott würde niemanden eine Last aufbürden, die er nicht tragen kann, könnte ich ihr eine knallen. Und noch eine. So lange, bis sie aufhört, mich mit diesem frommen Leuchten in den Augen anzuglotzen.«
    »Nein. Das werden Sie nicht tun.«
    »Oder vielleicht wäre es eine gute Idee, heute Nachmittag blauzumachen. Und mich für ein, zwei Stunden im Dunkeln hinzulegen.«
    »Schon besser.«
    »Ein Nickerchen machen und mir dann die Pistole in den Mund stecken, damit der Schmerz endlich aufhört.«
    »Nein, das werden Sie genauso wenig tun.«
    Dale seufzte bebend und bog in die Einfahrt zu seinem im Stil einer Ranch errichteten Haus. Es lag an einer Straße mit zahlreichen anderen ähnlichen Häusern - einstöckige
Kästen mit einem quadratischen Garten nach hinten raus und einem kleineren Quadrat davor - eines hässlicher als das andere. Ihre »Ranch« war blassgrün gestrichen, wie ein Krankenhauszimmer, und sie sah schlimmer aus, als Ig es in Erinnerung hatte. Die PVC-Verkleidung hatte überall dort, wo sie in das Fundament überging, braune Schimmelflecken angesetzt, die Fenster waren staubbedeckt, und der Rasen hätte dringend wieder einmal gemäht werden müssen. Über der Straße flimmerte die Sommerhitze, und nichts rührte sich. Ein paar Häuser weiter bellte ein Hund, und es klang nach Hitzeschlag, Migräne und einem trägen, viel zu warmen Sommer, der allmählich zu Ende ging. Ig hatte gehofft, Merrins Mutter anzutreffen, um auch ihr ein paar Geheimnisse zu entlocken, aber Heidi war nicht zu Hause. Entlang der ganzen Straße

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