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Teufelszeug

Teufelszeug

Titel: Teufelszeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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und Brust von einem dunklen Pelz bedeckt. Ig schlich sich zum Nachttisch, um den Drink abzustellen. Die Eiswürfel klirrten, und Dale wachte auf.
    »Oh«, sagte Dale. »Hallo, Ig. Ich hatte glatt vergessen, dass du hier bist.«
    Ig antwortete nicht, sondern blieb mit dem braunen Umschlag in der Hand neben dem Bett stehen. »Sie hatte Krebs?«, sagte er schließlich.
    Dale wandte das Gesicht ab. »Ich möchte nicht über Mary sprechen«, sagte er. »Ich liebe sie, aber ich ertrage es nicht, an sie zu denken … an sie und alles andere. Weißt du, mein Bruder und ich haben seit Jahren kein Wort mehr miteinander geredet. Er betreibt einen Fahrrad- und Jet-Ski-Laden
in Sarasota. Manchmal denke ich, ich sollte da runterziehen, Fahrräder verkaufen und die Mädchen am Strand beobachten. Er schickt mir immer noch Weihnachtskarten und fragt, wann ich ihn mal besuche. Ich glaube, ich will nur noch weg von hier. Ich ertrage Heidi nicht mehr, und dieses schreckliche Haus und diese ganze beschissene Stadt auch nicht! Ich will endlich Schluss mit diesem verkackten Leben machen und noch einmal von vorn anfangen. Wenn es keinen Gott gibt und keinen Grund für all dieses Leid, dann sollte ich vielleicht die Kurve kriegen, bevor es dafür zu spät ist.«
    »Dale«, sagte Ig leise. »Hat Sie Ihnen gesagt, dass sie Krebs hat?«
    Er schüttelte den Kopf, ohne ihn vom Kissen zu heben. »Ach, das ist irgendso eine genetische Sache. Liegt in der Familie. Und wir haben es nicht von ihr erfahren. Wir wussten von nichts, bis sie tot war. Der Gerichtsmediziner hat es uns eröffnet.«
    »In den Zeitungen stand nichts davon, dass sie Krebs gehabt hätte«, sagte Ig.
    »Heidi wollte, dass sie es bringen. Sie dachte, dann hätten die Leute Mitleid und würden dich noch mehr hassen. Aber ich hab ihr gesagt, dass Mary es niemandem erzählt hat, also sollten wir das respektieren. Hat sie es dir gesagt?«
    »Nein«, erwiderte Ig. Stattdessen hatte sie ihm erklärt, sie sollten mit anderen Leuten ausgehen. Ig hatte den zweiseitigen Brief in dem Umschlag nicht gelesen, aber allmählich glaubte er zu verstehen. »Ihre ältere Tochter«, fuhr er fort, »Regan. Ich habe Sie nie nach ihr gefragt, weil ich der Meinung war, dass es mich nichts angeht. Aber ich weiß, dass es furchtbar war, sie zu verlieren.«

    »Sie hatte solche Schmerzen«, sagte Dale. Bei seinem nächsten Atemzug bebte sein ganzer Oberkörper. »Sie hat schreckliche Dinge gesagt. Ich weiß, dass sie das meiste davon nicht meinte. Sie war ein großartiger Mensch. Und ein so hübsches Mädchen! Das versuche ich im Gedächtnis zu behalten, aber … ich kann einfach nicht vergessen, wie sie war, als es auf das Ende zuging. Sie wog kaum achtzig Pfund, und siebzig davon bestanden aus purem Hass. Auch zu Mary hat sie viele unverzeihliche Dinge gesagt. Ich glaube, sie war wütend, weil Mary so hübsch war, und - Regan waren alle Haare ausgefallen, und dann die Brustamputation und eine Operation, um einen Teil ihres Magen-Darm-Trakts zu entfernen. Sie kam sich vor wie … wie Frankenstein, wie etwas aus einem Horrorfilm. Sie hat uns beschworen, wenn wir sie liebten, dann würden wir ihr ein Kissen aufs Gesicht pressen und Schluss machen. Zu mir hat sie gesagt, dass ich bestimmt froh sei, dass sie sterbe und nicht Merrin, schließlich hätte ich Merrin immer lieber gehabt. Ich versuche, das möglichst zu verdrängen, aber manchmal wache ich nachts auf und kann an nichts anderes denken. Oder daran, wie Mary gestorben ist. Man möchte sich daran erinnern, wie sie gelebt haben, aber die schlimmen Zeiten überlagern den ganzen Rest. Wahrscheinlich gibt es dafür sogar eine vernünftige psychologische Erklärung. Mary hat Seminare in Psychologie belegt, sie hätte wohl gewusst, warum die schrecklichen Dinge tiefere Spuren hinterlassen als die schönen. He, Ig, weißt du was? Mein kleines Mädchen hatte eine Zusage aus Harvard!«
    »Ja«, sagte Ig. »Das glaube ich gern. Sie war klüger als wir beide zusammen.«
    Dale prustete, hatte das Gesicht aber noch immer abgewandt. »Aber ganz bestimmt. Ich bin nur zwei Jahre aufs
College gegangen, für mehr wollte mein alter Herr nicht bezahlen. Himmel, ich wollte unbedingt ein besserer Vater sein als er. Er hat mir vorgeschrieben, was für Seminare ich zu belegen habe, wo ich wohnen muss und was für einen Job ich hinterher annehmen soll, um ihm sein Geld zurückzuzahlen. Zu Heidi hab ich immer gesagt, dass es an ein Wunder grenze, dass er in unserer

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