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Teufelszeug

Teufelszeug

Titel: Teufelszeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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beiseite.
    Eine Weile blieb er reglos liegen und sammelte Kraft für das, was ihm bevorstand. Die Muskeln seines linken Arms hörten gar nicht mehr auf zu zittern, und er war sich nicht sicher, ob er tun konnte, was er tun musste. Schließlich befand er, dass er es auf einen Versuch ankommen lassen wollte, wuchtete den Kanister in die Höhe und leerte ihn über sich aus.
    Das Benzin lief wie ein stinkender, funkelnder Regen an ihm herunter. In der verletzten Schulter brannte es wie Feuer. Er schrie, und ein grauer Rauchpilz quoll aus seinem Mund. Seine Augen tränten. Die Schmerzen drohten ihn zu überwältigen, und er ließ den Kanister los und krümmte sich. In seinem albernen blauen Rock zitterte er entsetzlich, eine Folge von Zuckungen, aus denen ausgewachsene Krämpfe zu werden drohten. Mit der rechten Hand fuchtelte er
ziellos herum, bis er zufällig die Schachtel Streichhölzer zu fassen bekam.
    Nur ganz leise hörte er das Zirpen der Grillen und das Brummen der Autos, die auf dem Highway vorbeirauschten - die Geräusche einer Nacht im August. Er nahm eines der wenigen Streichhölzer heraus, die noch übrig waren, und fuhr damit über die Reibefläche an der Seite der Schachtel. Eine weiße Flamme loderte auf.
    Die Kerzen waren auf den Boden gefallen und rollten überall herum. Die meisten von ihnen brannten noch. Der graue Alien aus Gummi war direkt neben einer Kerze liegen geblieben, und die weiße Flamme ließ seine linke Gesichtshälfte schmelzen. Ein schwarzes Auge war bereits zerflossen, und darunter kam ein Hohlraum zum Vorschein. Drei der anderen Kerzen waren an eine Wand gerollt, direkt unter das Fenster, vor dem sich in der sanften Augustbrise weiße Vorhänge blähten.
    Ig griff mit beiden Händen in die Vorhänge, riss sie herunter und hielt sie in die brennenden Kerzen. Flammen schossen das billige Nylon hinauf auf seine Hände zu. Er warf die Vorhänge auf den Sessel - sie würden problemlos Feuer fangen.
    Etwas knallte und knirschte unter seinem Fuß. Er senkte den Blick und stellte fest, dass er mit dem Absatz auf den Porzellanteufel getreten war. Die Figur selbst war zerbrochen, aber der Kopf war ganz geblieben und kullerte auf den Planken herum. Der Teufel grinste wie ein Wahnsinniger und bleckte über seinem Spitzbart die Zähne.
    Ig bückte sich und hob den Kopf vom Boden auf. Er stand in dem brennenden Baumhaus und betrachtete die kultivierten, stattlichen Gesichtszüge Satans und seine nadelspitzen Hörner. Die Flammen züngelten die Wände empor, und unter
der Decke sammelte sich schwarzer Rauch. Sessel wie Couchtisch brannten lichterloh. Der kleine Teufel schien Ig voller Wohlwollen anzuschauen, ja sogar anerkennend. Er hatte etwas übrig für Menschen, die wussten, wie man fachgerecht Dinge abfackelte. Aber Igs Arbeit hier war getan, und es war Zeit, sich neue Ziele zu setzen. Die Welt war voller Dinge, die nur darauf warteten, angezündet zu werden.
    Er rollte den kleinen Kopf noch einen Moment zwischen den Fingern hin und her und legte ihn auf den Tisch zurück. Dann nahm er Maria in die Hand, küsste ihr winziges Gesicht und sagte: »Leb wohl, Merrin.« Und stellte sie wieder aufrecht hin.
    Schließlich griff er nach dem Engel, der vor ihr gestanden hatte. Der Gesichtsausdruck des Himmelsboten war herrisch gewesen und teilnahmslos, er hatte eine selbstgefällige, maßlos arrogante Miene zur Schau gestellt. Doch der Kopf war abgebrochen und davongerollt. Ig ersetzte ihn mit dem Kopf des Teufels- Maria hatte jemanden verdient, der wusste, wie man ein bisschen Spaß hatte.
    Der Rauch drang Ig in die Lunge und brannte ihm in den Augen. Er hatte das Gefühl, dass sich seine Haut von der Hitze immer mehr anspannte. Er ging zur Falltür hinüber, doch bevor er hindurchkletterte, hob er sie ein Stück an, weil er schauen wollte, was auf der Innenseite stand; er erinnerte sich deutlich daran, einen Schriftzug aus weißer Farbe darauf gesehen zu haben. GESEGNET SOLLT IHR SEIN, DIE IHR DIESES HAUS VERLASST, stand da. Am liebsten hätte Ig gelacht, aber er verkniff es sich. Stattdessen strich er über die feinkörnige Oberfläche der Falltür und sagte »Amen«. Dann glitt er hindurch.
    Als er auf dem breiten Ast direkt unterhalb der Falltür stand, hielt er inne und sah sich um. Das Baumhaus hatte
sich in das Auge eines tosenden Flammenzyklons verwandelt. Astlöcher knackten in der Hitze. Der Sessel brüllte und zischte. Alles in allem war Ig zufrieden mit sich. Ohne Merrin war das Baumhaus

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