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Teufelszeug

Teufelszeug

Titel: Teufelszeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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Holzkohle.
    Auf der Rückseite, oberhalb des Evel-Knievel-Hangs war es jedoch nett und das Licht gut - es fiel von der Seite durch die Bäume, die ihr rotgoldenes Halloween-Kostüm angelegt hatten. Sie standen wie riesige Fackeln in Flammen. Der Fluss weiter unten rauschte leise - ein sanfter Kontrapunkt zum behaglichen Säuseln des Windes. Terry hatte das Gefühl, den ganzen Tag hier sitzen zu können.
    In den letzten Wochen war er viel spazieren gegangen, und oft hatte er irgendwo gesessen, seine Umgebung beobachtet und gewartet. Ende September hatte er sein Haus in L.A. zum Verkauf angeboten und war nach New York zurückgezogen. Er war fast jeden Tag im Central Park gewesen. Seine Sendung war abgesetzt worden, und ohne sie gab es für ihn keinen Grund, sich an einem Ort aufzuhalten,
wo es keine Jahreszeiten gab und wo man zu Fuß nirgendwo hinkam.
    Bei Fox hofften sie immer noch, dass er zurückkommen würde, und in einer Presseerklärung hatten sie bekanntgegeben, Terry nehme sich nach der Ermordung seines Bruders eine berufliche Auszeit. Dabei waren sie füglich über die Tatsache hinweggegangen, dass er in aller Form gekündigt hatte, und zwar bereits Wochen vor dem Vorfall in der Gießerei. Die Fernsehleute konnten sagen, was sie wollten - er würde nicht zurückgehen. Vielleicht, so überlegte er, würde er sich in ein, zwei Monaten aufraffen und in dem einen oder anderen Club spielen. Aber er hatte es nicht eilig, wieder zu arbeiten. Er war noch immer am Auspacken und bemühte sich, nicht allzu viel nachzugrübeln. Es war einfacher, alles auf sich zukommen zu lassen. Irgendetwas würde sich schon finden. Er hatte sich sogar eine neue Trompete gekauft.
    Niemand wusste, was genau in jener Nacht in der Gießerei vorgefallen war, und da sich Terry weigerte, eine öffentliche Stellungnahme abzugeben, und alle anderen, die dabei gewesen waren, das Zeitliche gesegnet hatten, machten eine Menge verrückter Geschichten über den Abend, an dem Eric und Lee gestorben waren, die Runde. TMZ hatte die aberwitzigste Darstellung veröffentlicht. Sie behaupteten, Terry sei auf der Suche nach seinem Bruder zur Gießerei hinausgefahren und hätte Eric Hannity und Lee Tourneau bereits dort angetroffen. Die beiden hätten sich gerade gestritten, und Terry hätte zufällig mitgehört, dass sie seinen Bruder umgebracht hatten - sie hatten ihn bei lebendigem Leib in seinem Wagen verbrannt und wollten jetzt alle Spuren beseitigen. Laut TMZ hatten Lee und Eric dann Terry dabei ertappt, wie er sich hatte davonschleichen wollen, und
ihn daraufhin in die Gießerei geschleppt. Sie wollten ihn töten, aber erst nachdem sie in Erfahrung gebracht hatten, ob er jemanden angerufen hatte - ob irgendjemand wusste, wo er war. Um ihn zum Reden zu bringen, sperrten sie ihn mit einer Giftschlange im Kamin ein. Aber während er da drin war, fingen sie wieder an, sich zu streiten. Terry hörte Schreie und Schüsse. Bis es ihm gelang, sich aus dem Kamin zu befreien, stand alles in Flammen, und beide Männer waren tot - Eric Hannity war erschossen und Lee Tourneau mit einer Mistgabel aufgespießt worden. Es las sich wie die Zusammenfassung einer Rachetragödie aus dem sechzehnten Jahrhundert; fehlte nur noch, dass der Teufel aufgetaucht wäre. Terry fragte sich, woher TMZ diese Informationen hatte; ihr abseitiger Bericht war seiner eigenen Aussage verdächtig ähnlich. Offensichtlich hatte jemand von der Polizei geplaudert - oder sie hatten Detective Carter bestochen.
    Carter hatte Terry an seinem zweiten Tag im Krankenhaus einen Besuch abgestattet. Am ersten Tag konnte sich Terry an so gut wie gar nichts erinnern. Er wusste noch, dass er in die Notaufnahme geschoben worden war, wo ihm jemand eine Sauerstoffmaske über das Gesicht gezogen hatte - die kühle Luft hatte schwach nach Medikamenten gerochen. Und er erinnerte sich daran, dass er Halluzinationen gehabt hatte, denn als er später die Augen öffnete, saß sein toter Bruder auf der Kante seines Krankenhausbettes. Ig hielt Terrys Trompete in der Hand und spielte einen putzigen Bebop-Riff. Auch Merrin war da - sie trug ein kurzes karmesinrotes Seidenkleid und drehte zur Musik barfuß und mit wehendem rotem Haar Pirouetten. Während der Schall der Trompete allmählich dem gleichmäßigen Piepen der EKG-Überwachung wich, verblassten sie beide. Noch später, in den frühen Morgenstunden, hatte Terry den Kopf
vom Kissen gehoben, und da saßen seine Eltern auf Stühlen an der Wand; sie schliefen

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