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Teufelszeug

Teufelszeug

Titel: Teufelszeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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jemand einen Bohrer in einen Boxsack rammen.
    Igs Bruder glitt aus dem Hochofen heraus und sank auf die Knie. Er hielt die Schlange am Schwanz umklammert, zog sie von sich herunter, hob sie hoch und schmetterte sie auf den Boden wie jemand, der mit einem Besen einen Teppich ausklopfte. Schwarzes Blut und Schlangenhirn spritzten über den Beton. Terry schleuderte die Viper fort. Sie überschlug sich und landete auf dem Rücken. Ihr Schwanz zuckte wie wild über den Boden. Dann wurde ihr Tanz allmählich langsamer, bis der Schwanz nur noch sanft hin und her schwang und schließlich ganz still dalag.
    Terry kniete mit gebeugtem Kopf vor der Tür zum Kamin wie ein betender Mensch, ein frommer Büßer in der Kirche des heiligen Hochofens. Seine Schultern hoben und senkten sich, und sein Atem ging pfeifend.

    »Terry«, keuchte Ig, aber Terry hob weder den Kopf noch wandte er sich um. Wenn Terry ihn überhaupt gehört hatte - da war sich Ig nicht sicher -, konnte er ihm nicht antworten. Terry musste jeden kostbaren Atemzug dafür aufwenden, Sauerstoff in die Lunge zu pumpen. Wenn es ein anaphylaktischer Schock war, dann brauchte er in den nächsten paar Minuten eine Adrenalininjektion, oder das anschwellende Gewebe würde ihm die Kehle zuschnüren.
    Glennas Handy lag keine zehn Meter entfernt irgendwo im Hochofen. Ig wusste nicht, wohin es gefallen war, deshalb wollte er sich auch nicht herumschleppen und danach suchen, während Terry langsam erstickte. Außerdem war es fraglich, ob er es durch die Öffnung in den Hochofen schaffen würde, die sich immerhin einen Meter über dem Boden befand. Der Benzinkanister hingegen stand direkt unterhalb der Türöffnung.
    Er wusste, dass der Anfang am schwersten sein würde. Allein der Gedanke, sich auf die Seite zu rollen, ließ die Nerven in der Schulter und im Schritt aufflammen, einhundert feine, brennende Fasern. Je länger er überlegte, desto schlimmer würde es werden. Er drehte sich auf die Seite, was sich anfühlte, als würde in seiner Schulter eine Klinge mit Widerhaken hin und her gedreht - als würde er fortwährend aufgespießt. Er schrie auf - überrascht darüber, dass er überhaupt schreien konnte - und schloss die Augen.
    Als er wieder einen klaren Kopf hatte, streckte er den unverletzten Arm aus, krallte sich am Betonboden fest und zog sich ein kleines Stück vorwärts. Wieder stieß er einen Schrei aus. Er wollte sich mit den Beinen weiterschieben, aber er spürte die Füße nicht, spürte rein gar nichts unterhalb des rechten Knies. Sein Rock war blutdurchtränkt. Völlig ruiniert.

    »Dabei war es mein Lieblingsrock«, flüsterte er und presste die Nase gegen den Boden. »Ich wäre doch so gern mal darin tanzen gegangen.« Und lachte - ein trockenes, heiseres Gackern, das Lachen eines Wahnsinnigen.
    Er zog sich noch ein Stück vorwärts, und das Messer bohrte sich ihm wieder tief in die rechte Schulter; die Schmerzen strahlten bis in die Brust aus. Der Türöffnung schien er kein Stück näher gekommen zu sein. Fast hätte er gelacht, so sinnlos war das alles. Er riskierte es, sich nach seinem Bruder umzusehen. Terry kniete noch immer vor dem Hochofen, aber er hielt den Kopf gesenkt, so dass die Stirn fast auf den Knien ruhte. Von da aus, wo Ig lag, konnte er nicht mehr durch die Öffnung in den Kamin schauen. Er sah nur die halb geöffnete Stahlklappe und den Kerzenschein, der an ihren Rändern flimmerte, und …
    … dort oben war eine Luke, an deren Ränder ein Lichtschein flimmerte.
    Er war ja so was von besoffen. So voll war er nicht mehr gewesen, seit Merrin ermordet wurde, und er war noch längst nicht fertig. Er hatte auf die Jungfrau Maria gepisst. Er hatte auf das Kreuz gepisst. Er hatte sich ausgiebig auf die eigenen Füße gepisst und dabei gelacht. Gerade war er damit beschäftigt, sich mit einer Hand das Hemd in die Hose zu schieben, wobei er den Kopf in den Nacken legte und direkt aus der Flasche trank - da sah er es über sich, in den Ästen des alten, toten Baumes. Die Unterseite eines Baumhauses, keine fünf Meter über dem Boden, und er konnte die Umrisse der Falltür erkennen, das Flimmern von Kerzenschein entlang den Rändern. In der Dunkelheit waren die Wörter, die auf die Klappe geschrieben standen, kaum lesbar: DIE IHR HIER EINTRETET, SEID GESEGNET.

    »Häh«, stammelte er, schob gedankenverloren den Korken in die Flasche und ließ sie fallen. »Da bist du ja. Ich kann dich sehen!«
    Das magische Baumhaus hatte ihn ordentlich an der

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