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Teufelszeug

Teufelszeug

Titel: Teufelszeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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nur Feuerholz. Und die ganze Welt ebenso, wenn es nach ihm ginge.
    Er schloss die Falltür hinter sich und kletterte langsam und vorsichtig nach unten. Er musste nach Hause. Er wollte nur noch schlafen.
    Nein, das war nicht richtig. Was er eigentlich wollte, war, demjenigen die Hände um den Hals zu legen, der ihm Merrin genommen hatte. Was hatte auf dem Pergament gestanden? Dass man sich nehmen sollte, was man brauchte, wenn man ging? Man konnte ja hoffen.
    Nur einmal, als er bereits die Hälfte des Weges zurückgelegt hatte, legte er eine kurze Pause ein, lehnte sich gegen den Baumstamm und rieb sich die Schläfen. Dort verspürte er einen dumpfen Schmerz, der immer stärker wurde, einen Druck, als arbeitete sich etwas mit scharfen Spitzen aus seinem Kopf heraus. Himmel. Wenn er sich jetzt schon so fühlte, dann würde er morgen früh einen wahrhaft höllischen Kater haben.
    Ig atmete aus, ohne zu bemerken, dass Rauch aus seiner Nase aufstieg, und kletterte weiter den Baum hinunter, während über ihm der Himmel brannte.
    Er starrte das brennende Streichholz in seiner Hand genau zwei Sekunden lang an - einundzwanzig, zweiundzwanzig -, und dann war es bis auf seine vom Benzin feuchten Finger abgebrannt. Mit einem Wusch und einem Zischen ging er in Flammen auf und explodierte wie eine Kirschbombe.

KAPITEL 48
    Ig stand lichterloh brennend aufrecht da, ein Teufel im gleißenden Kleid. Eine halbe Minute lang leckten die Benzinflammen an ihm empor, huschten ihm vom Wind gepeitscht über die Haut. So schnell sie zum Leben erwacht waren, sanken sie wieder in sich zusammen und erloschen schließlich ganz. Zurück blieb nur schwarzer, öliger Rauch, der von seinem Körper aufstieg - eine breite, beißende Säule. Jedem anderen wäre die Luft weggeblieben, doch für den Dämon war der Qualm wie eine süße alpine Brise.
    Er streifte sein Gewand aus Rauch ab und trat völlig nackt daraus hervor. Seine alte Haut war verbrannt, und die neue darunter hatte ein tiefes, sattes Karmesinrot angenommen. Seine rechte Schulter war noch immer steif, wenngleich die Wunde geheilt und nur noch weißes Narbengewebe zurückgeblieben war. Sein Kopf war klar; er fühlte sich so wohl in seiner Haut, als wäre er gerade eine Meile gerannt und kurz davor, in den Fluss zu springen, um eine Runde zu schwimmen. Das Gras um ihn herum war schwarz und schwelte. Eine brennende rote Linie fraß sich durch trockenes Unkraut und Grasbüschel auf den Wald zu. Ig blickte zu dem abgestorbenen Kirschbaum hinüber, der sich blass vor dem Hintergrund der Tannen abzeichnete.

    Als er die Äste unter dem magische Baumhaus hinabgestiegen war, hatte es in Flammen gestanden, aber der Kirschbaum war unversehrt geblieben. Eine heiße Bö erhob sich, und die Blätter raschelten. Sogar von hier aus konnte Ig erkennen, dass da kein Baumhaus war. Es war komisch, wie das Feuer direkt auf den Baum zusteuerte, sich zielstrebig einen Pfad zu seinem Stamm brannte. Der Wind schien es über das Feld zu treiben, direkt in den alten Stadtwald hinein.
    Ig kletterte durch die Türöffnung in die Gießerei. Fast wäre er auf Terrys Trompete getreten.
    Sein Bruder kniete noch immer mit gesenktem Kopf vor der offenen Tür des Hochofens - völlig reglos, wie Ig sogleich bemerkte. Terrys Gesicht war zu einem Ausdruck gelassener Konzentration erstarrt. Selbst im Tod sah er noch gut aus, das Hemd glatt über den breiten Rücken gespannt, die Manschetten sorgfältig über den Handgelenken umgeschlagen. Ig ließ sich neben ihm auf die Knie nieder. Zwei Brüder in der Kirche. Er nahm Terrys Hand in die seine und sah, dass sein Bruder, als er elf Jahre alt war, ihm im Schulbus einen Kaugummi in die Haare geklebt hatte.
    »Schöne Scheiße«, sagte er. »Den mussten sie mir mit der Schere rausschneiden.«
    »Was?«, fragte Terry.
    »Den Kaugummi, den du mir in die Haare geklebt hast«, erwiderte Ig. »Auf der 19er- Linie.«
    Terry atmete ganz vorsichtig ein.
    »Atmen«, sagte Ig. »Wie kommt es, dass du atmen kannst.«
    »Ich habe«, sagte Terry, »äußerst kräftige. Lungen. Wirklich. Hin. Und wieder. Spiele ich. Trompete.« Nach einer kurzen Pause sagte er: »Es ist. Ein Wunder. Wir sind. Beide noch. Am Leben.«

    »Sei dir da mal nicht zu sicher.«
    Glennas Handy lag im Hochofen. Es war gegen die Wand gekracht und hatte mehrere Risse. Die Batterieabdeckung war abgefallen. Ig hatte erwartet, dass es nicht funktionieren würde, aber als er es aufklappte, piepste es und leuchtete auf. Er rief

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