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Teufelszeug

Teufelszeug

Titel: Teufelszeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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beide, und der Kopf seines Vaters ruhte auf der Schulter seiner Mutter. Sie hielten sich an der Hand.
    Am Nachmittag des zweiten Tages hatte Terry nur noch das Gefühl, eine besonders heftige Grippe hinter sich zu haben. Seine Gelenke schmerzten, er konnte gar nicht genug zu trinken bekommen, und er fühlte sich entsetzlich schwach - darüber hinaus war er aber wieder ganz er selbst. Als seine Ärztin, eine attraktive Asiatin mit Schmetterlingsbrille, auf Visite kam, fragte er sie, wie nahe er dem Tod gekommen sei. Sie erwiderte, seine Chancen hätten eins zu zwei gestanden. Terry fragte sie, wie genau sie zu diesem Verhältnis gekommen sei, und sie entgegnete, das sei einfach. Es gebe drei verschiedene Waldklapperschlangen. Er habe es mit der ungiftigsten Art zu tun gehabt. Der Biss der anderen beiden wäre in jedem Fall tödlich gewesen. Eins zu zwei eben.
    Detective Carter war aufgetaucht, kaum dass die Ärztin sein Zimmer verlassen hatte. Teilnahmslos schrieb er Terrys Aussage mit. Er stellte nur wenige Fragen und überließ es im Übrigen Terry, die Geschichte zu erzählen, fast als wäre er gar nicht Polizist, sondern nur ein Sekretär, der zum Diktat gekommen war. Dann las er alles noch einmal vor, und Terry korrigierte hin und wieder etwas. Schließlich sagte Detective Carter, ohne von seinem linierten Notizblock aufzuschauen: »Ich glaube kein einziges Wort von diesem ganzen Schwachsinn.« Weder zornig noch belustigt, sondern in völlig gleichgültigem Ton. »Das ist Ihnen doch klar, oder? Kein einziges verdammtes Wort.« Und nun hob er doch den Blick und betrachtete Terry vielsagend.
    »Tatsächlich?«, hatte Terry erwidert. »Was ist denn Ihrer Meinung nach passiert?«

    »Ich hab mir eine ganze Reihe von Erklärungen einfallen lassen«, sagte der Detective verdrießlich. »Und sie sind alle noch dämlicher als der Haufen Bockmist, den Sie mir gerade aufgetischt haben. Verflucht soll ich sein, wenn ich auch nur die geringste Vorstellung davon habe, was da passiert ist …«
    »Sind wir das nicht alle schon?«, sagte Terry.
    Carter musterte ihn mitleidslos.
    »Hören Sie, ich würde Ihnen ja gern etwas Plausibleres erzählen. Aber so ist es nun einmal abgelaufen«, sagte Terry. Und die meiste Zeit glaubte er das auch, zumindest bei Tageslicht. Nach Einbruch der Dunkelheit jedoch, wenn er einzuschlafen versuchte … nach Einbruch der Dunkelheit wusste er es besser.
     
    Das Geräusch von Autoreifen, die über Schotter knirschten, schreckte ihn auf. Er hob den Kopf und schaute zur Gießerei hinüber. Im nächsten Moment kam ein smaragdgrüner Saturn um die Ecke und rollte durch die verheerte Landschaft. Die Bremsen quietschten, und der Wagen blieb eine Weile mit laufendem Motor stehen. Dann fuhr er zu ihm herüber und hielt keine drei Meter entfernt von ihm.
    »Hallo, Terry«, sagte Glenna Nicholson, als sie hinter dem Steuer hervorglitt. Sie zeigte sich nicht im Geringsten überrascht, ihn zu sehen - als hätten sie sich verabredet.
    Sie sah gut aus, ein kurvenreiches Mädchen in einer ausgebleichten Jeans, einem ärmellosen schwarzen Shirt und einem schwarzen Nietengürtel. Er konnte das Playboy-Häschen auf ihrer entblößten Hüfte sehen, was einigermaßen trashig war, aber wer hatte noch nie einen Fehler begangen und Dinge getan, von denen er wünschte, sie wären nie geschehen?

    »Hallo, Glenna«, sagte er. »Was führt dich her?«
    »Manchmal esse ich hier zu Mittag«, sagte sie und hielt ein Jumbosandwich in die Höhe, das in weißes Wachspapier eingeschlagen war. »Es ist so ruhig. Ein guter Ort zum Nachdenken. Über Ig und … all das.«
    Er nickte. »Was hast du da drauf?«
    »Aubergine mit Parmesan. Ich hab auch noch eine Flasche Dr Pepper. Möchtest du die Hälfte? Ich hol mir immer ein extragroßes Sandwich, keine Ahnung, warum. Dabei kann ich das gar nicht alles essen. Oder sollte es jedenfalls nicht. Na ja, manchmal tu ich’s trotzdem.« Sie rümpfte die Nase. »Ich versuche gerade, zehn Pfund abzunehmen.«
    »Warum?«, fragte Terry und musterte sie noch einmal.
    Sie lachte. »Hör auf!«
    Er zuckte mit den Achseln. »Ich kann die Hälfte deines Sandwiches essen, wenn es dir bei deiner Diät hilft. Aber du machst dir grundlos Sorgen.«
    Sie setzten sich auf einen umgestürzten Baumstamm am Rand des Evel-Knievel-Hangs. Das Wasser funkelte goldfarben im Licht des Spätnachmittags. Terry hatte nicht gewusst, wie hungrig er war, bevor sie ihm die Hälfte ihres Sandwiches gegeben und er

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