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Teufelszeug

Teufelszeug

Titel: Teufelszeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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hineingebissen hatte. Er war bald damit fertig und leckte sich die Finger ab, während sie sich die letzte Dr Pepper teilten. Sie sprachen nicht. Terry war das recht. Er wollte keine oberflächliche Konversation betreiben, und sie schien das zu verstehen. Das Schweigen machte sie nicht nervös. Schon komisch - in L.A. redeten die Leute ununterbrochen. Anscheinend hatte dort jeder entsetzliche Angst vor Gesprächspausen.
    »Danke«, sagte er schließlich.
    »Nichts zu danken«, sagte sie.
    Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Irgendwann in
den letzten Wochen hatte er bemerkt, dass er Geheimratsecken bekam, und seither ließ er es wachsen. Inzwischen war es ziemlich zottig geworden. »Ich hätte im Salon vorbeischauen sollen«, sagte er. »Dann hättest du mir die Haare schneiden können. Ist langsam überfällig.«
    »Ich arbeite da nicht mehr«, entgegnete sie. »Gestern war mein letzter Tag.«
    »Echt wahr?«
    »Mhm.«
    »Na denn. Dann lass uns auf die Zukunft anstoßen.«
    »Auf die Zukunft!«
    Sie nahmen beide einen Schluck Dr Pepper.
    »Wer war denn dein letzter Kunde?«, fragte Terry. »Hast du ihm zum Abschied wenigstens einen absolut geilen Haarschnitt verpasst?«
    »Ich hab einem Typen den Kopf rasiert. Einem älteren Mann sogar. Kommt nicht so häufig vor. Meistens machen so was nur die jungen Kerle. Du kennst ihn - Merrin Williams’ Dad. Dale?«
    »Yeah. Den kenne ich einigermaßen«, sagte Terry und verzog das Gesicht. Er musste sich einer Woge der Traurigkeit erwehren, auf die er sich keinen Reim machen konnte.
    Natürlich war Ig wegen Merrin ermordet worden; Lee und Eric hatten ihn bei lebendigem Leibe verbrannt, weil sie glaubten, dass er seine Freundin umgebracht hat. Das letzte Lebensjahr seines Bruders war so furchtbar, so unglücklich gewesen, dass Terry gar nicht daran denken wollte. Ig traf bestimmt keine Schuld - er hätte Merrin niemals etwas antun können. Und wahrscheinlich würde jetzt nie herauskommen, wer sie wirklich ermordet hatte. Ein Schauder lief ihm den Rücken hinunter, als er an jene Nacht mit Lee Tourneau zurückdachte. Ausgerechnet mit
diesem verdammten Soziopathen hatte er sich da herumgetrieben - und es hatte ihm Spaß gemacht! Ein paar Bier und etwas billiges Ganja auf der Sandbank, und dann war er in Lees Wagen eingenickt und erst bei Tagesanbruch wieder aufgewacht. Manchmal hatte er den Eindruck, dass er damals zum letzten Mal wirklich glücklich gewesen war, als er mit Ig Karten gespielt hatte und dann ziellos durch Gideon gefahren war, an jenem Augustabend, der nach Fluss und Böller geduftet hatte. Terry fragte sich, ob es auf der ganzen Welt einen Geruch gab, der es damit aufnehmen konnte.
    »Warum hat er das getan?«, fragte Terry.
    »Mr. Williams hat erzählt, er würde nach Sarasota runterziehen, und wenn er dort ist, will er die Sonne auf seiner Platte spüren. Außerdem findet seine Frau Männer mit rasiertem Kopf widerlich. Na ja, wohl eher seine Exfrau. Ich glaube, dass er ohne sie nach Sarasota geht.« Sie strich ein Blatt auf ihrem Knie glatt, hob es am Stiel hoch in den Wind und ließ es los. Es wurde von der Brise davongetragen. »Ich zieh auch um. Deshalb hab ich auch gekündigt.«
    »Wohin?«
    »Nach New York.«
    »In die Großstadt?«
    »Yeah.«
    »Teufel auch. Besuch mich doch mal, wenn du dort angekommen bist, okay? Ich zeig dir ein paar gute Clubs«, sagte Terry und schrieb seine Handynummer auf eine alte Quittung, die er in der Hosentasche gefunden hatte.
    »Was meinst du damit? Lebst du nicht mehr in L.A.?«
    »Nee. Ohne Hothouse gibt es keinen Grund, da rumzuhängen. Und New York ist mir allemal lieber, verstehst du? Es ist einfach viel … echter.« Er reichte ihr seine Nummer.

    Sie sah gut aus, wie sie da auf der Erde saß und ihn anlächelte, die Ellbogen auf den Baumstamm gestützt, den Papierfetzen in der Hand.
    »Nun ja«, sagte sie, »ich denke mal, dass wir nicht unbedingt in derselben Gegend wohnen werden.«
    »Deshalb hat Gott ja auch das Taxi erfunden«, erwiderte er.
    »Hat er das?«
    »Nein. Die Menschen haben es erfunden, damit sie sicher nach Hause kommen, wenn sie die ganze Nacht durchgesoffen haben.«
    »Wenn man so darüber nachdenkt«, sagte sie, »dann sind die meisten echt schlauen Sachen erfunden worden, damit die Menschen leichter sündigen können.«
    »Wie wahr.«
    Sie standen auf, um sich nach dem Essen die Füße zu vertreten, und schlenderten ziellos um die Gießerei herum. Als sie an der Vorderseite anlangten, blieb

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